Reichsbürger-SzeneKölner Lokal dicht – und Mitarbeiter spricht bittere Wahrheit aus

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Einen Tag nach der Razzia kamen Polizei und Ordnungsamt abermals zum Lokal. Jetzt ist es geschlossen.

von Adnan Akyüz (aa)Jan Wördenweber (jan)

Köln – „Königreich Deutschland“ in Köln-Holweide? Das verstörende Bekenntnis einer Gastronomin hat nicht nur die Nachbarschaft des Veedels entsetzt. Schließlich sieht der Verfassungsschutz eine Nähe zur Reichsbürger-Szene.

„Königreich Deutschland“: Razzia in Kölner Veedels-Lokal

Auch der EXPRESS-Bericht über die Razzia am Dienstag (28. Juli) von Ordnungsamt und Polizei schlug hohe Wellen (hier mehr lesen). Nur einen Tag später steht fest: Aus der geplanten Wiedereröffnung des „L'arcangelo“ am Mittwoch wird nichts.

Polizei und Ordnungsamt waren am Mittwochmittag vor Ort und haben die Schließung des Lokals angeordnet. Grund ist allerdings nicht die Nähe zur Reichsbürger-Szene: „Es liegt keine Gewerbeanmeldung vor und keine gaststättenrechtliche Konzession, die unter anderem den Alkoholausschank erlaubt“, teilt Stadtsprecher Robert Baumanns auf EXPRESS-Anfrage mit. 

Alles zum Thema Corona

2015 sei das Gewerbe abgemeldet – bis heute jedoch nicht wieder angemeldet worden. Heißt: Auch vor der Corona-bedingten Schließung lag keine Genehmigung vor.

Kölns Bürgermeister: Betreiberin des Veedels-Lokals mit Verschwörungstheorien

Bürgermeister Hans-Werner Bartsch, der in dem rechtsrheinischen Veedel beheimatet ist, schaute mit dem Fahrrad vorbei. „Als Corona kam, ist die Gastronomin offenbar abgedriftet. Sie wollte unter anderem keine Masken tragen. Nach und nach wurden dann rechte Parolen und Verschwörungstheorien verbreitet“, so Bartsch.

Ein Mitarbeiter des Lokals, der anonym bleiben möchte, sagte dem EXPRESS gegenüber: „Ich arbeite seit fünf Jahren mit der Wirtin zusammen und habe die Entwicklung mitbekommen. Ich habe ihr als Freund gesagt, dass es nicht gut für sie sei. Der gute Ruf des Lokals ist jetzt hin, und ich bin arbeitslos.“

Wie es bei der Wirtin zum Abdriften in die Reichsbürger-Szene kommen konnte, sei ihm ein Rätsel. „Als es deutlich wurde, habe ich ihr gesagt, dass ich da nicht mitmachen werde.“  

Bürgermeister Bartsch wie viele Anwohner sind nun gespannt, ob das Siegel an der Eingangstür zum Lokal unangetastet bleibt. „Diese Leute erkennen ja nicht die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland an.“

„Königreich Deutschland“: Gründer ist Peter Fitzek

Ob es daher am Nachmittag zu einem angekündigten Treffen kommen wird? Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeigers“ hatte die Betreiberin des Lokals zu einem Vortrag von Peter Fitzek zum „Königreich Deutschland“ eingeladen. Die Wirtin schrieb dies der Zeitung zufolge in der Telegram-Gruppe „Köln für Freiheit (Austausch)“ mit rund 650 Mitgliedern. Dort tauschen sich Corona-Verschwörungstheoretiker aus.

Ein Mitglied schrieb zum „L'arcangelo“ in Holweide: „Kenner wissen Bescheid. Hier gelten nicht die Zwangsmaßnahmen der BRD (Maskenpflicht etc.)“.