Peter-und-Paul-Angriff heute vor 75 JahrenDiese Kölner Straßen verschwanden für immer

Zerstörtes Köln

Das zerstörte Köln am Ende des Zweiten Weltkrieges

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Der Zweite Weltkrieg, als das alte Köln unterging. Vor 75 Jahren, in der Nacht des 28. auf den 29. Juni 1943, erlebten die Menschen der Stadt den bis dahin verheerendsten Luftschlag: den Peter-und-Paul-Angriff. Die Infrastruktur Kölns wurde auf Jahre zerstört. Manche Straßen verschwanden für immer.

Bombenopfer-Karte

Die schwarzen Punkte auf der historischen Köln-Karte zeigen die sogenannten Leichensammelstellen an, wohin die Toten der Bombenangriffe gebracht wurden.

Im Eulengarten: Straße existiert nicht mehr

Im Viertel rund um den Perlengraben in der Innenstadt befanden sich Adressen wie: Große Spitzengasse, Im Eulengarten, Weißgerbereckgasse oder auch die Weißbüttengasse – hier befand sich die Zentrale der KVB, beziehungsweise der ehemalige, 1885 eingeweihte Pferdebahnhof. Als an der Stelle 2015 gebaut wurde, stieß man auf historische Schienenreste.

Historische Schienenreste des ehemaligen Kölner Pferdebahnhofs

Historische Schienenreste des ehemaligen Kölner Pferdebahnhofs

Ein Rechercheur Kölner Geschichte

Der ehemalige Kölner Lehrer Ulrich Hermanns bearbeitet für das Fotoportal „Bilderbuch Köln“ unzählige Motive aus der Vergangenheit und recherchiert die Geschichte dazu: „Die dicht besiedelte Gegend um die Bäche – Blaubach, Mühlenbach, Rothgerbach – wurde völlig zerstört. Und nach dem Krieg wurden hier die großen Verkehrsschneisen bis zur Severinsbrücke geschlagen – die alten Straßen verschwanden für immer.“

Warda und Hermanns

Dr. Frank Warda (l.), Betreiber des Portals „Bilderbuch Köln“ mit Mitarbeiter Ulrich Hermanns, Kenner der Stadt

Weitere Straßen, die mit der Nachkriegsplanung aus den Registern flogen, waren die Hundsgasse und einige kleinere Durchgänge (rechts unterhalb des Wasserturms und der Kaygasse), die Löhrgasse, Schleichgasse (zwischen Großer Griechenmarkt und Sternengasse) sowie die Ortmannsgasse (zwischen Petersstraße und Thieboldsgasse).

Über den „Peter-und-Paul-Angriff“ urteilt Dr. Martin Rüther, Historiker am Kölner NS Dokumentationszentrum: „Dieser Angriff war noch furchtbarer als der Tausend-Bomber-Angriff im Jahr zuvor. Die Bomber und auch die Bomben waren schwerer. Und es wurden Luftminen abgeworfen, die vor dem Aufschlag detonierten und einen ungeheuren Druck erzeugten – der alles in der Umgebung zerstörte.“

Die furchtbare Statistik: 4377 Tote, 230 000 verlieren ihr Heim

4377 Menschen kamen laut Statistik der Stadt Köln beim Angriff, der um 1.10 Uhr begann und um 2.45 Uhr endete, ums Leben.

230 000 Menschen verloren ihr Haus oder ihre Wohnung, 6386 Wohngebäude, 24 Schulen, 17 Kirchen, zwei Krankenhäuser und 43 Industrieanlagen wurden durch das Bombardement der britischen Royal Air Force zerstört. Als Fixpunkt kölnischer Stadtgeschichte hat sich die Katastrophe ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt. 

Benannt ist der Angriff übrigens nach dem  Gedenktag der beiden Apostel Simon Petrus und Paulus am 29. Juni.

(exfo)