Oh, no...Briten-Gemälde von Köln unterm Hammer: Die spannenden Fake-Details

Köln Gemälde

Das Köln-Gemälde des Engländers James Webb.

Köln – Es ist eines der bekanntesten und monumentalsten Gemälde, das das alte Köln zeigt: den Rhein, geschäftiges Treiben auf den Schiffen und an Ufern zu beiden Seiten des Stroms, die beeindruckende Stadt-Silhouette und den typisch kölschen blau-weißen Himmel, der sich über alles spannt. Ein Bild, das uns zum Träumen bringt.

Das Bild kommt am 28. Mai im Auktionshaus Van Ham unter den Hammer. Die weniger gute Nachricht: Das Mindestgebot beträgt 100 000 Euro, und Fachleute erwarten, dass es dafür nicht seinen Besitzer wechselt.

Köln-Gemälde misst sechs Quadratmeter

Das Bild ist das größte seiner Art, drei Meter breit, zwei Meter hoch. Maler dieses Köln-Bombastik-Gemäldes war der Engländer James Webb (1825 – 1895), der sich 1870 in Köln aufhielt und es ein Jahr später vor allem für englische Adlige malte, die zu der Zeit sehr von der Romantik des Rheines schwärmten.

Deswegen dürfen wir uns nicht ganz auf die historische Wahrhaftigkeit des Bildes verlassen, denn Webb hat seinen romantisierenden Kunden zuliebe etwas gemogelt: Alles, was den technischen Fortschritt symbolisiert – zum Beispiel Dampfschiffe, dampfende Lokomotiven, die Eisenbahnbrücke, der Bahnhof – hat er beim Malen weggelassen.

Dagegen stimmt das, was als erstes auffällt. Der Dom war zu seiner Zeit wirklich turmlos und der Baukran oben, der das Stadtbild Jahrhunderte lang prägte, war gerade abgebaut. Van Ham-Chef Markus Eisenbeis (51): „Das ist genau der einmalige Zustand aus der Zeit. James Webb war hier, als die Preußen mit der Vollendung des Domes anfingen. Da stimmt alles!“

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Eisenbeis, der das Auktionshaus vor 25 Jahren von seiner Mutter, Carola van Ham, übernommen hat und an einem 11.11. geboren ist, schwärmt: „Es ist für mich als Kölner natürlich was ganz besonderes, so ein Bild versteigern zu können. Ich fühle ich mich persönlich geehrt, das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

van Ham-Chef: „Präsenz, der man sich als Kölner gar nicht entziehen kann“

Persönlich hofft er, dass eine öffentliche Institution zugreift: „Es gibt erstaunlich wenig gemalte Ansichten aus der Zeit in der Qualität. Vielleicht gibt es ja eine Chance, dass sich ein paar Bürger zusammentun und es der Stadt stiften, denn es ist ein Bild, das nach Öffentlichkeit schreit. Es strahlt eine Präsenz aus, der man sich als Kölner gar nicht entziehen kann.“ 

Eisenbeis meint, die Wirkung des Bildes zum Beispiel in einem Rathaus-Saal könnte grandios sein: „Denn damit wird Köln erlebbar gemacht. Man erkennt gut, dass die Stadt eine Handelsmetropole war und wodurch sie reich geworden ist.“

Das Problem dabei: James Webb hat von seinen Skizzen, die er bei seinem Köln-Besuch gemacht hat, gleich vier sehr ähnliche Köln-Bilder geschaffen, von denen ein kleineres im Stadtmuseum hängt. Ein weiteres ist in Bristol, das vierte in Privatbesitz. Eisenbeis: „Köln war für Webb eine außergewöhnliche Stadt. Sonst hätte er nicht gleich vier Bilder geschaffen.“

Wer das Bild vorher sehen möchte: Das Auktionshaus ist zur Vorbesichtigung ein Museum auf Zeit: Alles, was am 28. Mai unter den Hammer kommt, wird vom 22. – 25. Mai ausgestellt (freier Eintritt).