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Odyssee eines Kölner Maler-StarsErst im dritten Anlauf zur letzen Ruhe

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Titel eines Bildbandes von Günter Herzog, erschienen im DuMont Verlag.

Köln – Der steife englische Bowler-Hut wird sein Markenzeichen. Anton Räderscheidt, 1892 in Köln geboren, Student der Kölner Werkschule und der Düsseldorfer Kunstakademie, zählt zu den bekannten deutschen Avantgardisten. Am 8. März 1970 stirbt der Maler. Bis heute heißt es, er sei auf Melaten bestattet worden. Stimmt aber nur bedingt. Nach seinem Tod wird der Mann, der auch Fotograf August Sander Modell steht, auf dem Südfriedhof beigesetzt. Erst 14 Jahre später, am 7. Dezember 1984, findet er seine letzte Ruhe auf Kölns Promi-Friedhof. Verantwortlich für diese Umbettung ist seine Frau Gisèle. Eine dritte wird 2010 folgen…

Urnen-Umzug vom Südfriedhof nach Melaten

Es ist ein typischer Kölner Dezembermorgen: Dichte Wolken hängen über der Stadt, es nieselt leicht. Gegen acht Uhr wird die Urne mit der Asche des berühmten Dadaisten vom Südfriedhof nach Melaten überführt und um 8.45 Uhr zum zweiten Mal beerdigt.

Gisèle Räderscheidt, die 60-jährige Witwe des Malers, erwartet die Urne am neuen Grab und bedeckt sie wenig später mit einem Schäufelchen Erde.

Maler-Witwe erklärt EXPRESS die Gründe für die Umbettung

Den Grund für Räderscheidts Umbettung erläutert seine Witwe. Sie berichtet damals EXPRESS: „1970, als mein Mann starb, da musste alles sehr schnell gehen. Ich war gar nicht in der Lage, persönlich an den Vorbereitungen der Beerdigung mitzuwirken.“

So wird Anton Räderscheidt auf dem Südfriedhof beigesetzt – im Grab seiner Eltern. Für seinen Vater, den Heimatdichter Wilhelm Räderscheidt (in Köln als „Ohm Will“bekannt), hatte die Stadt auf dem Zollstocker Friedhof eine Familien-Ruhestätte eingerichtet und auch finanziert.

Gisèle Räderscheidt will später neben dem Gatten ruhen 

Das neue Grab bezahlt die Stadt nicht – dafür kommt Gisèle Räderscheidt selbst auf. Sie erklärte: „Ich wollte immer, dass mein Mann einmal sein eigenes Grab bekommt.“ Der Grund? Naheliegend! Räderscheidts Witwe 1984: „Schließlich möchte ich nach meinem Tod doch in einem Doppelgrab mit meinem Mann zusammenliegen.“

2010 wird das Räderscheidt-Grab versehentlich abgeräumt

Dazu aber kommt es nicht: Als Gisèle Räderscheidt 2016 mit 92 Jahren stirbt, gibt es das ursprüngliche Grab auf Melaten gar nicht mehr. Anstatt des fälligen Grabes „Radeschadt“ hatte die Stadt im Sommer 2010 das benachbarte Malergrab „Räderscheidt“ abtragen lassen. Friedhofschef Peter Lejeune gesteht vor zwei Jahren gegenüber EXPRESS: „Das war meine Schuld. Über dem Räderscheidt war viel Efeu gewachsen, man konnte den Grabstein nicht so richtig sehen“, sagt er.

Neue Ruhestätte gleich neben dem Grab von Architekt Riphan

Kurze Zeit später wundern sich Melaten-Führer, wo die Ruhestätte des Künstlers abgeblieben ist – und alarmieren Räderscheidts Sohn Pascal.  Der wiederum wendet sich an Lejeune. Da die Urne noch vorhanden ist, wird Anton Räderscheidt erneut umgebettet. Diesmal neben das Grab des Kölner Erfolgsarchitekten Wilhelm Riphan, dem Köln neben der Oper zum Beispiel auch die Bastei verdankt.

Der Architekt und der Maler waren zu Lebzeiten befreundet. Riphan baut mit an den vier Künstlerateliers in Bickendorf, in dem auch Räderscheidt mit seiner ersten Frau Marta Hegemann lebt.

2014 wird Maler-Sohn Pascal beim Vater beigesetzt

Gisèle Räderscheidt aber wird nie im Doppelgrab mit ihrem Mann gebettet: Dem Vernehmen nach hatte der Familienrat etwas gegen die von ihr gewünschte Platzierung. Bei Anton liegt jetzt allein sein Sohn Pascal, der 2014 gestorben ist. Seine zweite Frau wird zwei Gräber weiter weg beerdigt – rechts neben Riphan.

Dreimal also wird die Urne von Anton Räderscheidt umgebettet – erst dann findet der Künstler wirklich seine letzte Ruhe. Tragisch. Und irgendwie auch passend.

Nazis nennen das Werk des Künstlers „entartete Kunst“

Räderscheidt gehört zu den Künstlern der Kölner Progressiven, ihm wird in den 20ern das Etikett des „Neuen Sachlichkeit“ aufgedrückt, das er stets ablehnt. Politisch als „Kommunist“ gebrandmarkt, gilt seine Kunst unter den Nazis als „entartet“. 1935 setzt er sich mit seiner neuen jüdischen Lebensgefährtin Ilse Meyer-Metzger erst nach Paris, dann in die Schweiz ab. Seine Frau Marta und die beiden Söhne lässt er in Köln zurück.

Räderscheidt lernt seine letzte Frau 1947 in Paris kennen

Als Meyer-Metzger stirbt, geht Räderscheidt zurück nach Paris, 1947 lernt er dort Gisèle Boucherie kennen. Beide bekommen noch zwei Söhne: Vincent Michel und Pascal Antoine. 1963 heiratet das Paar, bleibt bis zu seinem Tod zusammen.