Nach Türkei-AbschiebungKommt einer der größten Staatsfeinde zurück nach Köln?

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4. April 2004 in Istanbul: Metin Kaplan wird von Sicherheitsbeamten in den Gerichtssaal geführt. Ein neues Urteil hat ihn nun von Terrorvorwürfen freigesprochen.

Köln – Er zählte zu den führenden Staatsfeinden hierzulande: der türkische Islamist Metin Kaplan. Gut 16 Jahre nach seiner Abschiebung in die Türkei könnte der so genannte „Kalif von Köln“ nach EXPRESS-Informationen nach Deutschland zurückkehren.

  • Metin Kaplan: Der „Kalif von Köln“
  • Hassprediger verbüßte Haftstrafe in der Türkei
  • Gericht in Istanbul spricht ihn von Terrorvorwürfen frei

Im Jahr 2006 war der Chef des hierzulande verbotenen Verbandes „Kalifatsstaat“ wegen Anschlagsplänen während der Feierlichkeiten am Mausoleum des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk zu mehr als 17 Jahren Haft verurteilt worden. Nach der Verbüßung eines Großteils der Strafe kam der vermeintliche Terrorchef wegen eines Krebsleidens 2016 wieder frei.

 „Kalif von Köln“: Gericht spricht ihn von Terrorvorwürfen frei

Kaplan strengte ein Wiederaufnahmeverfahren an. Vergangenen Montag hat das 14. Oberste Strafgericht in Istanbul den Endsechziger von den Terrorvorwürfen freigesprochen. Schlüssige Beweise liegen demnach weder für ein Verbrechen noch für einen geplanten Umsturz vor, lautete der Tenor.

Die Richter billigten dem Kläger Entschädigungsansprüche für die lange Haftzeit zu. Zugleich hob man das Ausreiseverbot gegen ihn auf. Sollte keine Einreisesperre für den Hassprediger bestehen, so könnte er wieder ins Rheinland zurückreisen.

Metin Kaplan: Hassprediger in Kölner Hinterhofmoschee

1996 hatte sich der Sohn des Gründers des extremistischen Kaplan-Verbandes in einer Kölner Hinterhofmoschee am Niehler Kirchweg mit einem großen Dolch in der Hand zum Kalifen der islamischen Weltgemeinschaft ausgerufen.

Die 300 Anhänger skandierten minutenlang den Ruf „Allah tekbir“. Die Demokratie bezeichnete der selbst ernannte „Emir der Gläubigen“ als Krebsgeschwür.

Bei einer Razzia 1998 im Zuge des Verbotsverfahrens gegen die Organisation fanden sich bei dem „Kalifen von Köln“ in einer Plastiktüte zwei Millionen D-Mark und kiloweise Gold, obschon er offiziell von der Sozialhilfe lebte.

Zwei Jahre später wurde der Hassprediger wegen des Mordaufrufs gegen einen internen Widersacher verurteilt. Der Kontrahent war durch ein Killerkommando erschossen worden. Kaplan wanderte vier Jahre in Haft.

Nach längerem juristischem Hick Hack schoben die deutschen Behörden den Extremisten 2004 in seine türkische Heimat ab.

In den folgenden Jahren schmolz seine Anhängerschaft hierzulande zusehends. Aktuell beziffern die Verfassungsschützer die Zahl der Unterstützer allein in NRW auf 220, demnach verehren noch einige Gemeinden Kaplan als ihren geistigen Führer.

In den 90er Jahren zählte der Radikalen-Verband mehr als 4000 Mitglieder. Auch wenn Metin Kaplan über Online-Freitagspredigten stetig für sich trommelt, sind viele Sympathisanten in Deutschland zu radikal-islamischen Salafisten-Gruppen gewechselt.