Nach langer U-HaftKölner „Wash-Wash“-Betrüger kommen wegen Corona frei

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Die Angeklagten beim Prozessauftakt im Kölner Amtsgericht.

Köln – Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass mutmaßliche Straftäter ohne einen Prozess aus der Haft entlassen wurden. Zwei Männer (40, 50) hätten sich wegen Betrug und Raub vor dem Amtsgericht verantworten müssen, es drohten mehrjährige Haftstrafen. Doch die Anwälte protestierten. 

Köln: Richter wechselt Gerichtssaal wegen Corona 

Der Vorsitzende Richter Bernd Krieg hatte vorsorglich schon den Gerichtssaal gewechselt, doch trotzdem mussten sich zwei Verteidiger, zwei Angeklagte und zwei Dolmetscherinnen auf relativ engen Raum zusammensetzen. Der Vorschlag des Richters, ob nicht jeweils ein Anwalt pro Angeklagtem ausreichen würde, stieß nicht auf offene Ohren. 

Rechtsanwalt Jörg Schaller bemängelte, dass man in der Vorführstelle des Landgerichts zur Vorbesprechung mit den Mandanten in einen winzigen Raum ohne Sicherheitsvorkehrungen eingepfercht worden sei, während man bei Besuchen in der JVA hinter einer Trennscheibe sitze. 

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Kölner Anwalt bemängelt fehlenden Infektionsschutz  

Und Verteidiger Gunnar Borchardt kritisierte, dass bei der Verhandlung sämtliche Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zum Infektionsschutz nicht eingehalten würden. Man sitze zu eng beieinander und die Klimaanlage würde mögliche Vieren verteilen. „Wir haben eine Fürsorgepflicht für unsere Mandanten, aber auch für uns selbst und unsere Familien“, sagte Borchardt. 

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So eng ging es in Saal 29 des Kölner Amtsgerichts zu.

Borchardt regte an, die Haftbefehle außer Vollzug zu setzen, „damit jeder dorthin gehen kann, wo es sicherer ist“, schließlich ginge es hier ha nicht um Mord oder Totschlag. Richter Krieg entgegnete, dass es keinen Automatismus geben dürfte – möglicherweise kämen die Angeklagten ja auch mit einem Urteil auf freien Fuß. 

Köln: Richter lässt Angeklagte gegen Auflagen frei 

Letztlich gab der Richter aber nach und sagte: „Ich will niemanden zwingen zu verhandeln, wenn er sich Sorgen macht.“ Die Beschuldigten kamen somit nach fast sechs Monaten in Untersuchungshaft frei und bekamen die Auflage, sich einmal pro Woche bei der Polizei zu melden. Der Prozess wurde vertagt. 

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Angeklagt waren die Männer, weil sie Ladeninhaber betrogen und beraubt haben sollen. Diese hatten jeweils Nachfolger für ihre Geschäfte gesucht, was die Ganoven auf den Plan gerufen haben soll. 

Beschuldigte sollen Wash-Wash-Trick angewendet haben 

Laut Anklage sollen sie angeblich eingefärbtes Geld präsentiert und vorgegeben haben, dieses mit der gleichen Menge echter Banknoten und Chemikalien wieder brauchbar zu machen. Als ein Mann tatsächlich 17.000 Euro bereitstellte, griffen die Täter zu. 

Von drei weiteren Geschäftsleuten sollen die Angeklagten durch den sogenannten „Wash-Wash-Trick“ insgesamt weitere 18.000 Euro erbeutet haben, in zwei Fällen, indem sie ihre Opfer überwältigt und beraubt haben sollen.