Kölner ParadeNach Shitstorm im Netz: CSD-Macher überraschen mit Entscheidung für 2020

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Der Christopher Street Day 2020 findet am 5. Juli statt.

Köln – Der Christopher-Street-Day (CSD) und sein zweiwöchiges Rahmenprogramm namens „Cologne Pride” gelten als Aushängeschilder der Akzeptanz und Toleranz sowie des bunten Zusammenlebens in Köln. Alleine 2019 feierten mehr als eine Million Besucher aus aller Welt das Fest der LGBTIQ-Community.

CSD 2020: Motto hatte für Kritik von vielen Seiten gesorgt

Doch in den letzten Monaten war die Community, die in Köln etwa auf 100.000 Menschen geschätzt wird, in Aufruhr. Der Grund: das Motto für den CSD 2020, der am 5. Juli in Köln stattfinden wird. Wie der Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. („KLuST”) Anfang Dezember mitteilte, sollte die Parade 2020 unter dem Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!” gefeiert werden (hier lesen Sie mehr).

Ein ungewohnt patriotischer Appell, wie viele Kritiker meinten. Gerade in Zeiten eines verstärkten Nationalismus, wie es hieß. Denn bereits die Wortwahl bei der Verkündung des Mottos hatte vielerorts für Verwunderung gesorgt: „Dieses Land ist unser Land! Unser Grundgesetz, unsere Nationalhymne und unsere Einheit!“, hieß es. Und weiter: „Wir überlassen die Deutungshoheit dieser Werte nicht den Nationalisten und Populisten! Wir besetzen sie mit unseren eigenen Interpretationen und unseren eigenen Forderungen!“

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CSD 2020: Shitstorm nach Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!”

Was folgte, war ein Shitstorm. Sowohl in den sozialen Medien als auch analog. Die Kölner Jugendorganisationen von Grünen, SPD und Linkspartei griffen das Motto an und bezeichneten es als „unverantwortlich in Zeiten von verstärktem Nationalismus und immer noch andauernder Diskriminierung queerer Menschen durch den deutschen Staat.“

Auch Teile der LGBTIQ-Community (die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere) kritisierten das Motto heftig – und der KLuST zog Konsequenzen. Am vergangenen Donnerstag hatte man zu einem öffentlichen Gespräch in den Räumen des Sozialdiensts katholischer Frauen am Mauritiussteinweg geladen, doch der Versuch der Schlichtung und der Kommunikation scheiterte.

CSD 2020: KLuST lädt zum Gespräch, doch das läuft schief

Schon zu Beginn der Veranstaltung habe man feststellen müssen, „dass von einigen Teilnehmer*innen eine Bereitschaft zu einem respektvollen Umgang und einer konstruktiven Diskussion nicht vorhanden und auch nicht erwünscht war“, heißt es in einer Stellungnahme. „Hier wurde eine Chance vertan, gegenseitige Bedenken, Ängste, Wut und Sorgen anzusprechen und gemeinsam eine Lösung hierfür zu finden.“

Darum sieht die Lösung nun anders aus: Am Sonntagabend verschickte der KLuST erneut eine Mitteilung mit deutlichem Inhalt: „Wir ziehen das Motto für den Cologne Pride 2020 zurück”. Statt „Einigkeit! Recht! Freiheit!” soll die Demo und ihr Programm nun unter dem Motto „Für Menschenrechte” stehen.

CSD 2020: KLuST ändert das Motto und erntet dafür viel Lob

„Dem KLuST liegt nichts ferner, als zur Spaltung der Community beizutragen und wir lassen uns, schon aus unserer Tradition heraus, nicht von Populisten vor den Karren spannen”, schreiben die Verantwortlichen. 

Und weiter: „Wenn nun Menschen durch das für 2020 gewählte Motto Ängste empfinden und wir nicht in der Lage waren, ihnen diese zu nehmen, kann das Motto keine Einigkeit erzielen. Und Einigkeit bedeutet nicht Gleichheit. Wenn Zorn und Wut der Vergangenheit und der Zukunft durch das Motto geschürt und nicht gelindert werden, dann eint dieses Motto nicht, sondern spaltet die Community.”

CSD 2020: Auf Facebook kommt Entscheidung gut an

Auf der eigenen Facebook-Seite erhielt der „KLuST” für die Entscheidung viel Zustimmung. Man habe nach den Vorgängen der vergangenen Wochen richtig gehandelt, so das Fazit auch derer, die das Motto als weniger schlimm empfunden hatten. Deutlich in der Unterzahl waren diejenigen, die den Verein für ein vermeintliches „Einknicken” kritisierten. (tw)