Nach GeiselnahmeHier sitzt Kölns wohl gefährlichster Häftling auf der Anklagebank

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Von vermummten Wachtmeistern bewacht, nahm der Angeklagte im Gerichtssaal Platz. Links Verteidiger Thomas Ohm.

Köln – An Armen und Beinen gefesselt, so wurde Dennis W. (29) am Freitag von vermummten Justiz-Wachtmeistern in Saal 2 des Kölner Landgerichts geführt.

Sicherheitsstufe 1 für Kölns wohl gefährlichsten Häftling – er schnitt schon mal einem Pfleger in einer Entzugsklinik ein Stück vom Ohr ab.

Pfleger ein Stück vom Ohr abgeschnitten

Bei einem Fluchtversuch aus der LVR-Klinik in Bedburg-Hau hatten der Anklagte und ein Komplize (36) einen Mitarbeiter als Geisel genommen. Sie bedrohten den Pfleger mit einem spitzen Gegenstand, wollten so den Pförtner dazu bewegen, die Tür zu öffnen. Als das nicht geschah, schnitten die Täter ihrem Opfer ein Stück vom Ohr ab.

Achteinhalb Jahre Gefängnis hatte Dennis W., der bereits wegen Raubes einsaß, für den Vorfall vom Mai vergangenen Jahres erhalten. Das Opfer habe 40 Minuten lang Todesangst erlitten, sagte der Richter. In eine Entzugsklinik, die wegen Drogenmissbrauch angeordnet war, kam Dennis W. danach nicht mehr. Er verbüßt seine Strafe nun im regulären Knast.

JVA-Beamte schwer verletzt

Der am Freitag verhandelte Fall in der JVA Ossendorf,  spielt zeitlich aber noch früher. Im August 2016 soll Dennis W. hier komplett ausgerastet sein – weil er keine Tabakblättchen bekam. Mit einem Stuhl aus seiner Zelle soll der Häftling geworfen haben, im weiteren Gerangel brach das Schultergelenk eines JVA-Beamten. Fünf Monate war der Beamte daraufhin krankgeschrieben.

„Der hat den Stuhl nach mir geworfen und sich dabei die Schulter gebrochen“, sagte der Angeklagte und stritt damit alle Vorwürfe ab. Sein Verteidiger Thomas Ohm erklärte, dass sein Mandant sich mittlerweile in einer Art „verschärfter Einzelhaft“ befinde. Er habe in Haft keinerlei Sozialkontakte, da er keinen Kontakt mehr zu Mithäftlingen bekomme.

Mutter war schwer heroinabhängig

Verteidiger Ohm berichtete, bereits die Mutter des Angeklagten als Mandantin betreut zu haben. Diese sei schwerst heroinabhängig abhängig gewesen: „Sie hat die ganze Schwangerschaft über konsumiert, Herr W. kam abhängig auf die Welt.“ Der Säugling habe von den Ärzten nach der Entbindung  entgiftet werden müssen.

Aufenthalte in Heimen und Pflegefamilien hätten sich angeschlossen. Der Vater sei an einer Überdosis gestorben. Im Alter von 14 Jahren kam Dennis W., der selbst Abhängig von Heroin ist, zum ersten Mal in U-Haft – die kriminelle Karriere brach nicht ab. Wegen einer Raubserie auf Supermärkte im Kölner Norden hatte er bereits eine langjährige Haftstrafe erhalten. Im aktuellen Fall soll im Oktober das Urteil fallen.