Mord im VeedelKölner Richter will Zeugen hören, doch der hat ein Corona-Problem

No Name Mord

Neusser Straße: Der Leichnam des Erschossenen wird weggetragen.

Köln – Während Besucher des Kölner Landgerichts aufgrund des grassierenden Coronavirus nur noch einzeln das Justizgebäude betreten dürfen, griff Richter Jörg Michael Bern am Dienstag beim Prozess um eine tödliche Rocker-Schießerei zu noch schärferen Schutzmaßnahmen.

Köln: Anwälte mit Atemschutzmasken im Gerichtssaal

Für die Verteidiger und weitere Verfahrensbeteiligte hatte der Richter Atemschutzmasken bereit gelegt, außerdem durften per Anordnung nur höchstens 20 Besucher den Zuschauerraum in Saal 210 betreten. Ein Wachtmeister sorgte dort für den nötigen Mindestabstand.

No Name Prozess

Ein Angeklagter hält sich beim Betreten des Gerichtssaals eine Ordner vor das Gesicht, während er hinter einem zweiten Angeklagten (sitzend) vorbeigeht. 

Eine Nebenklage-Anwältin, die die Opfer in dem Verfahren vertritt, setzte sich mit Mundschutz und Gummihandschuhen in die hinterste Ecke des Gerichtssaals, um einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus keine Chance zu geben. Auch mehrere Anwälte trugen einen Mundschutz.

Alles zum Thema Corona

Kölner Richter vertagt Verfahren mit Hinweis auf Infektionsschutz

Richter Bern hatte die Sitzung kaum eröffnet, da beendete er den Verhandlungstag auch schon wieder. Wortmeldungen der Anwälte hätten keinen Zweck gehabt, so Bern: „Erklärungen lasse ich aufgrund des Infektionsschutzes nicht zu.“ Der Richter vertagte zunächst bis zum 14. April.

Die Corona-Krise hatte den Prozess bereits zuvor belastet. Ein wichtiger Zeuge aus Albanien kann derzeit nicht geladen werden.

Köln: Corona erschwert Zeugenbefragung in der Türkei

Auch sollte die Aussage eines möglichen Beteiligten an der Tat organisiert werden – Ibrahim K. (30) sitzt in der Türkei wegen einer anderem Schießerei eine Haftstrafe von 43 Jahren ab. K. hätte demnach ohnehin nichts mehr zu verlieren und könnte über die Bluttat in Nippes auspacken, etwa per Videoübertragung.

Die Verteidiger Frank Hatlé und Tobias Westkamp versprechen sich eine Entlastung ihres Mandanten, der von einem möglichen Mordplan nichts gewusst habe. Corona erschwert aber auch hier den Draht zu den türkischen Behörden.

Köln: Mann fiel in Nippes tödlich getroffen vom Barhocker

Es war ein regelrechtes Überfallkommando, das im November des Jahres 2015 die Kneipe „No Name“ in Nippes stürmte und wild um sich schoss. Ein Mann fiel tödlich getroffen vom Barhocker. Drei Männer, die seitens der Behörden dem Umfeld der Rockergruppierung „Hells Angels“ zugeordnet werden, müssen sich seit vergangenem Herbst vor dem Landgericht verantworten (hier lesen Sie mehr).

Gemeinschaftlichen Mord aus Heimtücke wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vor, obgleich sie den tödlichen Schuss in der Kneipe nicht abgegeben haben sollen. Neben Ibrahim K. gilt Erkan A. (32) als dringend tatverdächtig. A. war damals Anführer des Kölner Hells Angel-Charters „C-Town“. Er setzte sich nach der Tat erfolgreich in sein Heimatland Türkei ab.