Missbrauchsfälle im Bistum KölnWoelki-Gutachten belastet lebende Amtsträger
Köln – Das neue Missbrauchsgutachten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki könnte Verantwortliche bei der katholischen Kirche in Bedrängnis bringen.
- Kardinal Rainer Maria Woelki gibt Gutachten zu Missbrauchsfällen im Bistum Köln in Auftrag
- Pflichtverletzungen „noch lebender” Amtsträger festgestellt
- Studie soll Mitte März veröffentlicht werden.
Der Strafrechtler Björn Gercke, der für den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ein neues Missbrauchsgutachten erarbeitet, hat Pflichtverletzungen „noch lebender Amtsträger” festgestellt. Das sagte Gercke dem „Kölner Stadt-Anzeiger”.
Ringen um Woelki-Gutachten zu Missbrauchsfällen
Das erste Gutachten hatte Woelki im Herbst vergangenen Jahres als mangelhaft eingestuft und deshalb unter Verschluss gehalten.
Die Kanzlei, die es angefertigt hat, bestreitet die Vorwürfe. Untersucht wird jeweils, wie Verantwortliche des Erzbistums Köln in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester umgegangen sind.
Die in dem Gutachten belasteten Amtsträger versuchten nun, die Vorwürfe auszuräumen, doch sei dies „nicht in jedem Fall gelungen”, sagte Gercke der Zeitung. Ihr Verhalten sei „sehr, sehr unterschiedlich”.
Kardinal Rainer Woelki mit Gutachten zu Missbrauch
Zurzeit werde abschließend geprüft, was aus dem Gutachten öffentlich gemacht werden könne. „Ich verrate heute nicht zu viel, wenn ich sage: Die Reaktionen des einen oder anderen potenziell Verantwortlichen oder seiner Anwälte lassen erwarten, dass es äußerungsrechtlich zum Schwur kommen könnte", so Gercke.
Für seinen Umgang mit den Vorwürfen gegen sein Bistum war Woelki in den vergangenen Monaten heftig in die Kritik geraten.
Kritik an Woelki: Austrittswelle in Köln
Die Folge: eine Welle von Kirchenaustritten. Auch im März waren die Termine dafür beim Kölner Amtsgericht innerhalb kürzester Zeit vergeben. Fast 7000 Kölner hatten im Jahr 2020 die katholische Kirche verlassen.
Das neue Gutachten soll am 18. März veröffentlicht werden. Darin sollen die Aussagen von rund 200 Beschuldigten und etwa 300 Opfern von Missbrauchsfällen in Kurzform dargestellt werden. (dpa, pvr)