Milieu-Legende Schäfers NasFahrer des Kölner Zuhälters enthüllt schreckliche Macke

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Peter Steven (73), der erste Fahrer von Schäfers Nas, vor dem Haus in Ehrenfeld, in dem sein damaliger Chef wohnte.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Er starb 1997 mit 61 Jahren: Heinrich Schäfer, gefürchtet als „Schäfers Nas”, ist bis heute der Inbegriff des kölschen Verbrechertums. Viel ist geschrieben worden über den König des Rotlichtmilieus. Und vieles nicht.

Erstmals spricht nun einer der besonderen Zeitzeugen, der den 1,95 Meter großen Hünen aus nächster Nähe erlebte. Der heute 73-jährige Peter Steven aus Köln-Vogelsang war drei Jahre lang der Fahrer von Schäfers Nas und weiß, wie sein Chef tickte.

Fahrer von „Schäfers Nas” enthüllt private Details von Kölner Milieu-Legende

Er gehört zu den Protagonisten des gerade erschienenen Milieubuchs „Der Teufel im Schatten der Kathedrale”.

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Zwischen 1970 und 1973 saß Peter Steven am Steuer, wenn Heinrich Schäfer mit seinen 140 Kilo auf dem Rücksitz Platz nahm. Weiter hinten im Kofferraum waren schon mal Handgranaten an Bord.

„Damals wohnte er noch in einer Mietwohnung in der Nähe der Subbelrather Straße", erzählt Steven. Er führt uns zu dem Mehrfamilienhaus an der Hermann-Kolb-Straße in Ehrenfeld, wo Schäfer, der später Villen bewohnte und eine Yacht besaß, zur Miete lebte.

Die Nachbarn machten große Augen, wenn der Fahrer hier regelmäßig mit einem Ferrari vorfuhr.

Richter empört über „Schäfers Nas” Gehalt

Im Job gab es keine Zeit zu verlieren, sagt Steven: „Schäfers Nas war ein Pünktlichkeitsfanatiker.” Er sei damals Angestellter von Gastrokönig Hans Herbert Blatzheim gewesen, der Lokale in ganz Deutschland betrieb. „Wenn Leute in einem der Lokale Ärger machten, wurde Hein beauftragt, einzugreifen.”

Einmal habe es Alarm in München gegeben. Also ging es nach Bayern. Am dritten Tag in München „sind die drei Männer aufgetaucht. Wir haben mit denen gesprochen. Die haben eine blöde Antwort gegeben, da lagen die auf der Erde”.

Im Zusammenhang mit dieser Geschichte habe es später einen Prozess gegeben, bei dem die Vermögensverhältnisse von Schäfers Nas zutage traten – ein Monatsgehalt von 8000 D-Mark. „Der Richter war empört darüber, dass ein Mann wie er so viel Geld verdiente.”

Er zog eine Magnum und schoss zweimal in die Decke

Wie jähzornig Schäfers Nas sein konnte, erlebte der Fahrer in einer Werkstatt in Düsseldorf. Als der ruckelnde Ferrari nicht gleich „behandelt” wurde, zog er eine „44er Magnum” aus dem Halfter und schoss zweimal in die Decke. In der Halle wurde es mucksmäuschenstill.

Jetzt machten sich die Monteure gleich an die Arbeit: „Jeder der vier bekam später als Obolus einen Hunderter”, erinnert sich Steven. Der Werkstattleiter habe einen riesigen Batzen Geld bekommen – „für den schnellen Service und die Decke”.

Unvergesslich auch die Geschichte im Haxenhaus auf der Hohe Straße, wo man Stammgast war. Plötzlich war da ein anderer Kellner. „Ich dachte gleich: Da kriegen wir ein Problem.”

„Er griff sich einen Fisch und zog ihn an den Enden auseinander”

Schäfer habe mit Messer und Gabel nicht so umgehen können, üblicherweise kam die Haxe also immer schon zerlegt auf den Tisch. Diesmal nicht. Schäfer rief den Kellner. Der hatte keine Ahnung. Da sei Schäfer ausgeflippt. „Er schleuderte den Teller in hohem Bogen gegen die Decke und schmiss das Geld auf den Tisch.”

Ja, er war schon sehr speziell, dieser Chef. Zuhause in Ehrenfeld, wo er kaum in die Wanne passte („Die Beine ragten nach oben raus”), hatte Heinrich Schäfer ein Aquarium eingerichtet.

„Es gab damals einen Laden in der Hahnenstraße, wo er die Fische kaufte, die kosteten teilweise 500 Mark.” Wenn Steven auf der Couch saß, erlebte er manchmal eine erschreckende Angewohnheit. Schäfers Nas beobachtete das Aquarium eine Zeit lang. „Plötzlich packte er mit seiner Pranke ins Wasser und griff sich einen Fisch – und zog ihn an den Enden einfach auseinander.” Was das mit dem Fisch soll, habe er gefragt.

Der ist falsch geschwommen, habe die „Nas” geantwortet.