Corona-TalkKölner Ex-Obdachlose zu Martin Rütter: „Mir hat das Herz geblutet“

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Martin Rütter spricht in seinen Livestreams auch über ernstere Themen.

Köln – Martin Rütter, der Hundeprofi, bleibt auch während der Corona-Pandemie mit seinen Fans und Followern in Kontakt. Täglich startet er einen Facebook-Livestream mit den unterschiedlichsten Gästen.

Neben alltäglichen Dingen geht es dabei natürlich auch um Fragen rund um den Hund, die die Zuschauer stellen können. Rütter scheut jedoch auch nicht davor, ernstere Themen anzusprechen.

Livestream mit Martin Rütter: Linda aus Köln hat schwere Vergangenheit hinter sich

So auch in seinem Livestream am Mittwoch, in dem unter anderem Profi-Fußballer Toni Kroos und Detlef Steves dabei waren.

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Doch ein Gast ist in der Talkrunde ganz besonders aufgefallen: eine Frau aus Köln, die eine schwere Vergangenheit prägt und die sich jetzt ─ gerade in Zeiten der Corona-Krise ─ für andere stark macht.

Talk mit Hundeprofi Martin Rütter: Linda war 5 Jahre Obdachlos

„Linda ist eine Dame, die selbst ohne festen Wohnsitz war und auf der Straße gelebt hat, das aber 2011 wieder in den Griff bekommen hat. Und sie hat sich zur Aufgabe gemacht, anderen Obdachlosen jetzt Hilfestellung zu geben.“ So stellt Martin Rütter seinen Zuschauern die Kölnerin vor und gibt dabei zu: „Das finde ich sensationell und davor habe ich großen Respekt!“

Fünf Jahre verbrachte Linda auf der Straße, hielt sich hauptsächlich am Friedhof auf. Doch sie hat es geschafft, dem Teufelskreis zu entkommen und wohnt nun wieder in einer eigenen Wohnung.

Livestream mit Martin Rütter: Ex-Obdachlose setzt sich für Frauen auf der Straße ein

Und für sie war schnell klar: Sie möchte in der Zukunft etwas machen, möchte vor allem Frauen und Mädchen mit Hund auf der Straße helfen.

Denn auch der Hundeexperte weiß: „Für Frauen ist das nochmal eine ganz andere Nummer, da sie sehr häufig Opfer von Gewalt werden und der Druck extrem hoch ist.“

Ex-Obdachlose gründet Verein „Heimatlos in Köln“

Deshalb gründete die Kölnerin den Verein „Heimatlos in Köln“, machte eine Schulung zur Genesungsbegleitung, um mit Menschen, die einen Drogenhintergrund, eine Suchterkrankung oder eine psychische Erkrankung haben, zu arbeiten ─ immer mit dabei: ihr Hund Clyde.

„Wie ist es denn in der Corona-Zeit für Obdachlose? Mit Betteln und Schnorren ist es jetzt ja gerade schwierig oder?“, will der Hundetrainer dann wissen.

Heimatlos in Köln: Corona-Zeit ist „eine Katastrophe“

Dem kann die ehemalige Obdachlose nur zustimmen. Das Problem: Die Kontaktstellen wurden alle geschlossen, die Leute wissen nicht, wo sie duschen und auf Toilette gehen können.

„Es war eine Katastrophe! Dann hat die Verwaltung aber reagiert und nach Lösungen gesucht“, erzählt sie.

Gerade deshalb stellt die Corona-Krise den Verein „Heimatlos in Köln“ vor neue Herausforderungen. „Ich habe viele Hilferufe bekommen von Frauen mit Hund, die nicht wussten wohin und von Leute, die ihre Tiere nicht mehr versorgen können ...“

Heimatlos in Köln: Linda besorgt Gutscheine für Obdachlose

Der Verein selbst hat noch keine eigenen Räumlichkeiten. Deshalb haben Linda und ihr Team jetzt in der Krise sofort Geld in die Hand genommen.

„Wir haben uns erstmal jemanden an die Seite geholt, einen erfahrenen Experten, Steetworker und Sozialarbeiter, mit entsprechender Qualifikation. Dann haben wir sofort Supermarktgutscheine gekauft und damit insgesamt 1.500 Euro ausgegeben.“

Für Linda haben die Gutscheine etwas mit „Achtung, Respekt und Würde“ zu tun. Sie dienen der Selbstbestimmung ─ die Leute können sich etwas frei nach ihren eigenen Bedürfnissen kaufen.

Linda von „Heimatlos in Köln“: „Mir hat das Herz geblutet“

Und Linda ist auch weiterhin auf den Straßen Kölns unterwegs ─ trotz Corona. Denn: „Mir hat das Herz geblutet. Ich bin zwar raus von der Straße, aber ich bin noch eine von ihnen.“

Martin Rütter selbst findet Linda und ihren Verein großartig und spendet daher 500 Euro an „Heimatlos in Köln“ ─ für Supermarktgutscheine, Getränke oder Hygieneartikel für Obdachlose in dieser schwierigen Zeit der Corona-Pandemie.

Doch ein wenig Hoffnung gibt es: In Köln wird das Hilfsangebot für Obdachlose und Drogenabhängige in der Corona-Krise ausgebaut (hier lesen Sie mehr). Die Stadtverwaltung versucht derzeit, für weiteren Wohnraum für Obdachlose zu suchen.