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„Frechheit, was die anbieten!”Hausbesetzer erbost über Vorschlag der Stadt Köln

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Das ehemalige Gebäude am Großmarkt wird seit Januar vom Wohnprojekt „Obdachlose mit Zukunft” besetzt. Am 24. Juni campierten die Besetzer gemeinsam mit Unterstützern vor dem Haus.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Köln – Die Hausbesetzergruppe „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ)  erteilen einem Angebot der Stadt Köln für einen neuen Standort ihres Wohnprojektes eine deutliche Absage. Das teilte ein Sprecher der Initiative vom Großmarktgelände in der Südstadt am Donnerstag (6. August) dem EXPRESS mit.

Die Stadt hatte am Morgen vorgeschlagen, dass die Gruppe in ein Gebäude in Köln-Deutz unweit der Lanxess-Arena ziehen kann. Ihr bisheriges Quartier soll im Oktober abgerissen werden.

Mit dem Vorschlag war die Stadt am Morgen zunächst ihrer Zusage nachzukommen, sich aktiv um eine neue Unterkunft für die etwa 30 (vormals) Wohnungslosen zu kümmern.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Obdachlose mit Zukunft”: Stadt bietet Hausbesetzern Gebäude in Deutz an

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sich über den zwischenzeitlichen Erfolg gefreut: „Ich bin froh, dass wir ein geeignetes Objekt zur Verfügung stellen können, um damit das Wohnprojekt der Gruppe zu unterstützen.“ Sie hatte sich kurz vor den Kommunalwahlen im September persönlich für eine einvernehmliche Lösung in dem Konflikt eingesetzt.

Hausbesetzer vom Kölner Großmarkt: Wohnungslose lehnen Stadt-Angebot ab

Auch bei Unterstützern der Wohngruppe war der Vorschlag der Stadt am Donnerstag zunächst sehr positiv aufgenommen worden. „Die Stadt meint es mit der Zusage, einen Ersatz zu suchen, echt ernst“, lobte etwa Wohnraum-Aktivist Rainer Kippe von der Sozialistischen Selbsthilfe Köln. 

Gemeinsam mit einigen Mitstreitern und Mitstreiterinnen hält er aktuell vor dem Kölner Rathaus eine tägliche Mahnwache gegen Wohnungsnot ab – auch, um die Stadtverwaltung daran zu erinnern, ihrer Zusage an die Wohnungslosen Taten folgen zu lassen.

„Housing First”: Meldeadresse als erster Schritt aus der Obdachlosigkeit

Die Demonstranten setzen sich gegenüber der Stadtverwaltung für eine Sozialpolitik ein, bei der Obdachlosen-Hilfe zu allererst mit der Vermittlung von Wohnungen beginnen sollte. „Housing First” nennt sich diese Strategie, wie Grünen-Politiker George Heidbrink erklärt. 

Mit dem Angebot an die Hausbesetzer folgt das Wohnungsamt diesem Ansatz – die Meldeadresse in Deutz soll für die Bewohner ein erster Schritt aus der Obdachlosigkeit und zurück in die Gesellschaft sein.

Hausbesetzer vom Großmarkt: Stadt hält Gebäude in Köln-Deutz für geeignet

Neben einzelnen kleinen Wohnungen stehen in dem vorgesehenen Gebäude in Deutz Gemeinschaftsräume zur Verfügung, die von der Gruppe genutzt werden können. Gute Voraussetzungen für die Fortsetzung des Wohnprojektes, so die Einschätzung der Stadt. Allerdings ist die Nutzung des Gebäudes auf zwei Jahre befristet. Dann soll das Haus abgerissen werden.

Diese Befristung ist jedoch nur ein Grund, warum OMZ-Gründer André Salentin das Angebot der Stadtverwaltung so gar nicht passt. „Das ist eine Frechheit, was die uns da anbieten“, polterte der Wohnraum-Aktivist am Donnerstag im Gespräch mit dem EXPRESS. 

„Frechheit": Wohnungslosen-Sprecher schimpft über Gebäude in Köln-Deutz

Die Adresse sei unter Vermietern als Notunterkunft bekannt. Die Bewohner hätten auf dem Wohnungsmarkt keine Chance, wenn sie sich von dort weiter bewerben wollten, befürchtet der Sprecher des Projektes. Zudem fehle die Anbindung.

Alles in allem ein „Scheißhaus“, so das vernichtende Fazit zu dem vorgeschlagenen Gebäude. Sein Projekt könne Salentin dort nicht fortsetzen. 

Großmarktgelände: Hausbesetzer lehnen Gebäudevorschlag der Stadt ab

Trotz Gegenwind aus dem Projekt hält das Wohnungsamt vorerst an dem Deutzer Gebäude als Lösung fest. In einem Statement ließ die Stadt am Freitag verlauten, man könne die Kritikpunkte zwar überwiegend nicht nachvollziehen, wolle aber versuchen, diese im Dialog auszuräumen.

Wegen Shell: Klimaaktivisten besetzen Hafen in Wesseling

Den Beteiligten bleiben noch zwei Monate, um eine friedliche und unbürokratische Lösung zu finden. Dann rücken dem besetzten Haus auf dem alten Großmarktgelände und seinen Bewohnern die Bagger auf die Pelle.