Ludwig SebusGroße Ehre für Köln-Legende – und Gänsehaut-Worte zu Corona

von Thomas Werner (tw)

Köln – Das Jahr seines 95. Geburtstags hatte sich Ludwig Sebus ganz gewiss anders vorgestellt. Der ganz große Bahnhof zu Ehren des Kölner Krätzchensängers musste wegen Corona ausfallen, nur einige kleine Feierlichkeiten waren möglich.

Zum 95. Geburtstag: Ludwig Sebus im Gästebuch der Stadt Köln

Das heißt jedoch nicht, dass die Kölner Legende, die am 5. September Geburtstag feierte, deswegen nicht mit Auszeichnungen und Geschenken geehrt werden kann. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass es bald – wahrscheinlich in Köln-Deutz – einen Brunnen zu Ehren von Ludwig Sebus geben soll.

Am Dienstag (27. Oktober) stand dann die nächste Ehrung auf dem Programm: In Anwesenheit von Kölns OB Henriette Reker durfte sich Sebus ins Gästebuch der Stadt Köln eintragen.

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OB Henriette Reker mit Rede für Köln-Legende Ludwig Sebus

„Für mich sind Sie ein Menschenfreund durch und durch. Ihre Gabe für Dichtung, Humor und Unterhaltung haben Sie zum Wohle unserer Stadtgesellschaft eingesetzt”, erklärte Reker bei der Zeremonie im kleinsten Rahmen im Hansasaal des Historischen Rathauses.

Und Kölns Oberbürgermeisterin verwies zugleich auf ein Sebus-Zitat: „'Wer glücklich sein will, muss andere glücklich machen' – das haben sie einmal gesagt. Ich kann mir vorstellen, dass Sie als Soldat und Kriegsgefangener oft die Erfahrung gemacht haben, dass ein Lachen, ein Lied oder eine Melodie der Seele oft wohler tut als 1000 gutgemeinte Worte.”

Ludwig Sebus: Emotionale Worte zur Corona-Pandemie

Gerade mit Blick auf die aktuelle Corona-Pandemie und seine eigenen schrecklichen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg fand Sebus im Anschluss emotionale Worte:

„Wenn man diesen Krieg erlebt hat, wenn man Hunger und Krankheit erlebt hat und jeden Tag, jede Stunde damit rechnen musste, der nächste zu sein, der tot im Schützengraben liegt, dann weiß man, wie gut wir es heute haben. Ja, die Pandemie beschwert uns, ja, viele leiden und sind finanziell in Bedrängnis. Aber ich bin der Überzeugung, dass wir das überstehen werden.”

Kölns OB Reker: „Wir brauchen jetzt mehr Ludwig Sebus”

Reker ergänzte: „In den Zeiten einer Pandemie brauchen wir etwas für unser Herz und unsere kölsche Seele. Oder mit anderen Worten: Wir brauchen dieser Tage eine große Portion Ludwig Sebus!“

Mit 95 Jahren kann Sebus schon jetzt auf ein bewegtes Leben zurückblicken: 1943 wurde er mit 18 Jahren an Heiligabend an die Ostfront geschickt, erlebte den Horror des Kriegs. Später erzählte er oft die Geschichte, wie er als Funker unter Beschuss geriet, einen Weinberg hochlief und wie durch ein Wunder überlebte. Seitdem ist er tief gläubig.

In den 50er-Jahren wurde der heute 95-Jährige zu den prägenden Figuren des Kölner Karnevals, wurde über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und machte in Köln sein Lebenswerk. Auf die nächsten Geburtstage, lieber Ludwig Sebus! (tw)