Leiche verschwundenTodes-Rätsel um Kim (†23): Zwölf Jahre Haft für Ehemann

Todesrätsel Kim

Kim M. (damals 23) verschwand im März 2012. Eine Leiche wurde nie gefunden.

Köln – Paukenschlag im Indizienprozess um das mysteriöse Verschwinden von Kim M. aus Kerpen. Kims Ehemann Jens M. muss wegen Totschlag zwölf Jahre in den Knast!

Und das, obwohl auch der Mammut-Prozess vor der 5. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts mit über hundert Zeugen und Gutachtern nicht detailiert aufklären konnte, was an jenem verhängnisvollen 12. März als Kim verschwand, geschah.

Dennoch war das Gericht überzeugt, dass der „notorische Lügner“ Jens M. (täuschte laut Zeugen mehrere Krebserkrankungen und Geschäftsideen vor um Geld zu ergaunern) seine damals 23-jährige Frau im Streit umbrachte.

„Wir hatten alle Alternativen zu untersuchen“, erklärte der Vorsitzende Richter Hemmers. Da es keine Hinweise auf einen Selbstmord Kims oder eine Entführung durch Dritte gebe, habe seine Kammer keine vernünftigen Zweifel mehr an der Schuld des jungen Familienvaters.

Der Angeklagte lauschte den Ausführungen des Gerichts reglos, blickte immer wieder zum Richterpult, während ihm gegenüber Kims Mutter als Nebenklägerin bei der Urteilsverkündung in Tränen ausbrach.

Die Indizienkette

Den Ausschlag für die Verurteilung gab letztlich eine lange Indizienkette: Jens M. war in finanziellen Nöten.

Das Haus der jungen Familie, Kim hatte kurz zuvor die gemeinsame Tochter Lisa zur Welt gebracht, stand kurz vor der Zwangsräumung. Am. 5. März traf sich Jens M. deshalb mit einem Gerichtsvollzieher, dem er unter Tränen schilderte, dass seine Frau letzte Nacht gestorben sei.

Am Tag von Kims Verschwinden rief der Gerichtsvollzieher bei der Familie M. an. Er wollte sich nach den Unterlagen über Kims Tod erkundigen.

Umso überraschter war er, die angeblich Verstorbene am Telefon zu haben. Kim sagte ihm ihren Ehemann zur Rede stellen zu wollen.

Später rief Jens Freunde und Bekannte an und erzählte Kim sei abgehauen, dabei war sie zu der Zeit mit einer Freundin auf einer Wanderung. Am gleichen Nachmittag tauschte er die Haustürschlösser aus.

Es gab SMS von Kims Handy aus der Zeit vom 12. März bis zum 16. Mai doch laut einem Gutachten des BKA schrieb sie diese nicht mehr selbst.

Die Sim-Karte ihres Handys wurde später im Aschenbecher von Jens Opel Vectra gefunden, den er zwschenzeitlich verkauft hatte. „Wer sonst außer dem Angeklagten hätte diese SMS schreiben sollen?“, fragte Hemmers.

Schon am 13. März meldete Jens seine angeblich verschwundene Ehefrau in Aachen ab. Doch mit der Vermisstenanzeige ließ er sich noch zwei Monate Zeit.

Als ihm Bekannte am 15. März beim Aufräumen des Hauses halfen, war eine Kellertür verschlossen und abgeklebt. Jens Erklärung war damals ein angeblicher Schlangenbefall des Kellers. Schlangen-DNA konnte aber im Keller nie gefunden werden, dafür allerdings Kims Blut auf der Kellertreppe.

Jens M. stürzte sich schon einen Monat nach Kims Verschwinden in eine ganze Reihe von Affären. „Eine lange Warte- oder Trauerphase erkennen wir hier nicht“, beschied Richter Hemmers. „Für uns spricht alles für einen Streit, als die verschiedenen Lügen-Konstrukte (des Angeklagten, d. Red.) aufgedeckt wurden.“

Dass der Prozess keine Erkenntnisse zum Ablauf der Tat und zum leichen-Ablageort ergab, bezeichnete Hemmers als eine schwere Hypothek für Freunde und Verwandte.

Dennoch war der Richter überzeugt: „Sie haben einem Kleinkind die Mutter genommen.“