Nicht zu fassenDieser Kölner Rhein-Planscher spielt mit seinem Leben

Rheinschwimmer

Die Bugwelle, die da gleich auf den Mann im Wasser (mit gelber Matratze) zurollt, kann ihn erfassen und mitreißen.

von Oliver Meyer (mey)Jan Wördenweber (jan)

Köln – Es ist eine Szene, die so harmlos anmutet. Ein Mann spielt mit seiner Luftmatratze im Rhein bei Rodenkirchen und genießt das kühle Nass. Was er nicht ahnt: Er befindet sich in größter Lebensgefahr, als ein Steinwurf entfernt ein mächtiges Motorschiff vorbei tuckert. Denn die Strömung spielt nun völlig verrückt und saugt alles an, was da kommt.

Die tödliche Gefahr des Rheins wird völlig unterschätzt. Menschen ertrinken, aber an den Sommer-Wochenenden kommen immer wieder Badegäste. Sie riskieren ihr Leben - und wollen die Gefahr oft nicht begreifen. „Oder sie meinen, das passiert anderen, aber mir nicht“, so ein Feuerwehrmann, der dort schon oft Menschen retten musste.

Auch das Drama vom Samstag vor eine Woche, bei dem eine 27-Jährige in Rodenkirchen ertrank und ihre Freundin in letzter Sekunde von einem Kanu-Fahrer gerettet werden konnte – all das reicht nicht aus.

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Wie gefährlich der Rhein ist, beschrieb vergangene Tage ein Experte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ sehr einprägsam. Warum Michael Grohe vom DLRG Nordrhein vom Baden im Rhein abrät, beantwortet er so: „Weil der Rhein vor allem eine internationale Wasserkraftstraße ist, quasi wie eine Autobahn im Wasser. Und niemand würde auf die Idee kommen, auf der Autobahn zu spielen.“

Kölner Ruderverein: Leute missachten Schilder

Wie leichtsinnig die Rhein-Planscher jedoch sind, weiß auch Peter Schelenz vom Kölner Ruderverein von 1877: „Wir denken uns schon was dabei, wenn wir an unserer Steganlage ein Schild aufstellen, dass Unbefugten das Betreten der Anlage nicht gestattet ist“, sagt er. Trotzdem tummeln sich dort an heißen Tagen Dutzende Menschen. Sie schwimmen von dort in Richtung Strommitte und verkennen völlig die Gefahr.

„Wenn wir in unseren Booten unterwegs sind und ein großes Schiff passiert, dann spüren wir diese irre Kraft durch die Strömung, die da verrückt spielt. Da müssen wir richtig kämpfen.“

Ein Schwimmer hat da nach seiner Einschätzung keinerlei Chance. Denn die Bugwelle eines Schiffes zieht das Wasser weg - da kann sich selbst ein Erwachsener kaum noch auf den Beinen halten. Da ist es kaum zu begreifen, dass in Rodenkirchen sogar eine Mutter mit ihrem Kind im Arm schwimmen ging.

Bei Niedrigwasser ist der Rhein noch tückischer

Warnschilder, Flyer oder Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Köln, Feuerwehr, DLRG oder Wasserschutzpolizei - noch immer begreifen viele Kölner nicht, dass vor allem im Sommer und bei Niedrigwasser die Strömung des Rheins noch schneller ist als bei Normalwasser.

Besonders ein Satz der älteren Generation ist fatal: „Früher sind wir auch immer im Rhein baden gegangen...“ Doch da waren die Kähne noch sehr viel kleiner!