Abstand? Von wegen!Mega-Corona-Zoff: Streit um Läufer in Köln eskaliert

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Unser Symbolfoto vom 17. November 2018 zeigt einen Jogger am Decksteiner Weiher. Der Laufartikel-Spezialist Runners Point schließt nach Medieninformationen alle deutschen Filialen.

von Thomas Werner (tw)Jan Wördenweber (jan)

Köln – Das Coronavirus verlangt Köln und Deutschland alles ab: Angst um Freunde und Familie, Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, Geduldsproben im Homeoffice. Da steht „Rücksicht auf die Mitmenschen" ganz oben auf der Agenda. Doch ausgerechnet in dem Punkt gibt es Streit – um die vielen Läuferinnen und Läufer in Köln. Weil es viele auf ihrer Runde mit den zwei Metern Abstand nicht allzu genau nehmen. Und Mitmenschen zu nah kommen. Die EXPRESS-Autoren haben dazu unterschiedliche Meinungen. Die Kommentare.

Kommentar 1: Die Spaziergänger haben gleiches Recht, für alle anderen gibt es einen Tipp

Was auf dem Land kaum ein Thema ist, wird in der Stadt schnell zum Problem: Zu wenig Platz auf den Wegen in städtischen Grünflächen – wenn Zigtausende Kölner wegen Corona und Home-Office zu Hause einen Lagerkoller bekommen. Sport treiben ist da die beste Lösung. 

Alles zum Thema Corona

Und genau das wird in Corona-Zeiten schnell zum Risiko – für alle! Und nur deshalb, weil einige Jogger den Mindestabstand nicht einhalten wollen. „Nicht können!“ schallt es sicher jetzt  keuchend aus dem Läufer heraus. Sein Argument: Die Parks sind zu voll. 

Stimmt, es sind sehr viele Leute unterwegs. Aber auch hier geht es einmal mehr um Rücksichtnahme. Was sonst auf Kölns Straßen funktionieren soll, geht im Grünen nicht?

Joggen in Zeiten von Corona: So geht's 

Man kann auch vorausschauend laufen. Kopf hoch – und sehen, ob es sich da vorne knubbeln sollte. Man kann gegebenenfalls sein Lauftempo verlangsamen oder verschnellern, um im nötigen Abstand die Spaziergänger zu passieren. Notfalls muss man vielleicht sogar kurz stehen bleiben... Ja, für Hardcore-Jogger eine unfassbare Vorstellung. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern schon mal außergewöhnliche Maßnahmen.

Denn: Kölns Grünanlagen sind auch in Corona-Zeiten für alle da. Spaziergänger, Rollstuhlfahrer, Junge, Alte – und natürlich auch Sportler. Und jeder hat auf den anderen und sich zu achten!

Kölns Grünflächen: Kein Platz für Egoisten

Egoisten aber, die nur ihre Laufzeit im Blick haben, sind in diesen Tagen fehl am Platz. Erst Recht, wenn ihre einzige Antwort an die Kritiker lautet: „Dann bleibt doch zu Hause...“

Jan Wördenweber

Kommentar 2: Die Läufer haben gleiches Recht, für alle anderen gibt es einen Tipp

Die Szene am Decksteiner Weiher am Mittwochabend war bezeichnend: „Hey, kommen Sie mir nicht zu nah, Sie schwitzen und atmen mich an", raunzte eine Frau eine Läufer an. „Wo soll ich denn hin, wenn ihr den ganzen Weg versperrt?", feuerte der Mann in Richtung der Frau und ihrer Begleitung zurück. „Ja, dann lauf halt woanders oder geh vom Weg runter."

Läufer in Köln während Corona: Die Kritik ist ziemlich scheinheilig

Ein herrliches Beispiel, das zeigt, mit welcher Einstellung einige die Coronakrise derzeit angehen: „Alle aufeinander achten ist super. Vor allem, weil ich dann nichts mehr tun muss, weil ja schon alle auf mich achten." Dieses Denken wird aktuell auf die Läufer übertragen. Denn ganz wichtig: Wenn zwei Meter Abstand nicht möglich sind, muss der andere zu Hause bleiben, nicht ich.

Ein schlechter Witz! Denn auch die Läufer wollen gesund bleiben und wünschen sich das ganz sicher auch für ihre Mitmenschen. Nur: Schneller zu sein als die Fußgänger, sich den Weg zu bahnen durch die Massen, zum Beispiel bei gutem Wetter am Decksteiner Weiher, und gleichzeitig noch jederzeit Abstand zu halten, das geht halt nicht immer zusammen.

Läufer in der Corona-Zeit: Alle haben das gleiche Recht

Trotzdem haben die Läufer das gleiche Recht, vor der Tür zu sein wie die Fußgänger oder Radfahrer, solange sie sich an die Regeln der aktuellen Ausgangs-Beschränkung halten (z.B. nicht mehr als zwei Personen zusammen).

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Ja, Rücksicht tut gut. Aber das gilt für beide Seiten. Wir alle sind angehalten, Abstand zu wahren. Aber wenn ich mich – auch als Fußgänger – aktiv an beliebte Orte (Stadtwald, Decksteiner Weiher etc.) begebe, muss ich damit rechnen, dass Abstände nicht zu jedem Zeitpunkt eingehalten werden KÖNNEN. Weil einfach viel los ist. Für diejenigen, die damit nicht umgehen können oder diesen Umstand den Läufern in die Schuhe schieben, gibt es einen brandheißen Tipp, den sogar die Bundesregierung unterstützt: zu Hause bleiben. 

Thomas Werner