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Labor für SprachgewohnheitenKölner Uni erforscht: Warum sagt man „isch“ oder „ich“?

In gemütlicher Atmosphäre ins Gespräch kommen: EXPRESS-Reporterin Vanesa Borbas (l.) und Prof. Aria Adli, Leiter des Sociolinguistic Lab. Das Sprachlabor der Kölner Uni hat vor kurzem eröffnet. Hier wird untersucht, wie sich Sprache entwickelt und was sich darauf auswirkt.

In gemütlicher Atmosphäre ins Gespräch kommen: EXPRESS-Reporterin Vanesa Borbas (l.) und Prof. Aria Adli, Leiter des Sociolinguistic Lab. Das Sprachlabor der Kölner Uni hat vor kurzem eröffnet. Hier wird untersucht, wie sich Sprache entwickelt und was sich darauf auswirkt.

Köln – Ist Ihnen das auch schon mal aufgefallen: Der eine sagt „isch“, der andere „ich“? Einer spricht von „feiern“, ein anderer von „tanzen gehen“. Wieso das so ist, woher Sprachgewohnheiten und Wortwahl kommen, untersucht Prof. Dr. Aria Adli (42) an der Uni Köln – im neuen „Sociolinguistic Lab“, dem ersten Sprachlabor Deutschlands!

Für Professor Adlis Forschung zählt jedes Wort, jedes Räuspern, jedes Stottern. Jede noch so kleine Sprechgewohnheit wird analysiert. Dabei geht es nicht nur um die Frage, warum jemand „isch“ sagt, sondern vor allem um verborgene Nuancen des Sprechens. Die würden erst richtig zum Vorschein kommen, wenn man locker ist und frei Schnauze spricht.

Laborleiter Professor Aria Adli, gebürtiger Kölner mit iranischen Wurzeln, braucht Probanden, die vergessen, dass das Gespräch aufgezeichnet wird, die sich wie „zu Hause fühlen.“ Also sieht das Labor gar nicht so aus, wie man es sich gewöhnlich vorstellt: Dort steht ein orangenes Sofa, es gibt Blumen auf der Fensterbank und an der Wand hängen Dom-Bilder - fast wie in einem normalen Wohnzimmer. Fast: Drähte und Kabel sind nicht sichtbar, die Aufnahme- und Auswertungsgeräte stehen dafür im Nebenraum.

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So lande auch „isch“, die EXPRESS-Reporterin, als Probandin im Labor: Während des Interviews wird kurz meine Art zu Sprechen gleich grob analysiert. Was auffällt: Laut Prof. Adli verwende ich, wenn ich frei spreche, öfter das Füllwort „halt“ und es kommt ein Singsang zum Vorschein.

Bei „echten“ Testpersonen geht der Forscher anders vor: Am Anfang eines Projekts steht eine Fragestellung, zu der das Team forschen will. „Das machen wir nicht nur einfach so, weil es interessant ist. Wenn die Jugendlichen von heute ein wenig anders sprechen als ihre Eltern, dann wollen wir wissen, warum das so ist und in welche Richtung sich unsere Sprache eigentlich entwickelt. Denn irgendwann werden alle ganz anders sprechen“, erklärt der Linguist. Auch der Lebensstil der Teilnehmer wird erfasst. Als Zweites werden die Aufnahmen an Computern ausgewertet. „In einem dritten Schritt setzen wir das, was der einzelne spricht in Bezug zur Gesellschaft. Das gibt Aufschluss zu Fragen gesellschaftlicher Relevanz.“

Der Professor lehrte in Straßburg und Berlin, arbeitete auch am Sprachlabor der New York University. Sein Kölner Team wird im Ausland und vor Ort in Köln forschen. „Wir fragen, was passiert, wenn Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund in eine Stadt kommen.“ Und: „Köln ist eine super Stadt für unsere Forschung!“

Auf der nächsten Seite geht's mit einigen Sprachbesonderheiten weiter ...

Das Weglassen von Präposition und Artikel:

Sätze wie „Ich gehe Schule“ oder „Ich war Apotheke“ sind bei Jüngeren beliebt. Sie lassen die Präposition und den Artikel weg. Oft geschieht das in informellen Zusammenhängen, z.B. am Handy mit der Freundin, aber eher nicht im formellen Bericht (z.B. Beschreibung des Unfalls bei der Polizei).

„ich contra isch“:

Der weiche „ch“-Laut am Silbenende wird zum „sch“-Laut. Zum einen geschieht dies aus sogenannten dialektalen Gründen, entstand aus mitteldeutschen Dialekten, zu denen auch Kölsch gehört. Es gibt auch soziale Faktoren: in mehrsprachigen Stadtvierteln ist „isch“ häufiger zu hören (auch außerhalb der Dialektregion). Kurioser Aspekt: Man meint eher ein „isch“ zu hören, wenn man glaubt, dass der Sprecher aus einem Viertel mit hohem Migrantenteil kommt - und hört eher ein „ich“, wenn man denkt, der Sprecher kommt aus reichen, einsprachigen Vierteln.

Der Rheinische Singsang

Der charakteristische singende Verlauf der Sprachmelodie im Rheinland.

Die kölsche Doppelpossesion:

Mingem Broder si Huus (Meinem Brudboer sein Haus = das Haus meines Bruders) Statt dem einfachen, bestimmten Artikel (das Haus) wird ein zweites Mal ein besitzanzeigender Artikel (sein Haus) verwendet und die Reihenfolge der Wörter verändert.

„Lan“ statt „Kumpel“ („ey Lan“= „hey Kumpel“). Taucht oft in mehrsprachigen Vierteln auf, ist aber auch altersabhängig („Jugendsprache“)