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Kult-Lokale Teil 18„Osho´s Place“: Sex-Guru begründete „Buddhafeld“ im Belgischen

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Bhagwan Shree Rajneesh, genannt „Osho“, der Meister.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Kölns Kult-Lokale: In der zweiten Staffel der beliebten EXPRESS-Serie geht es nach der „Taverne Alekos“, dem Karnevalistentreff „Em Hähnche“, Kölns erstem Steakhaus „El Gaucho“, dem legendären „Blue Shell“ und dem historischen Brauhaus „Schreckenskammer“ um eine bizarre Episode in der Kölner Gastro-Geschichte.

Osho’s Place

Venloer Straße 5–7

Gegründet: 1990

Betreiber: Osho’s Place Gaststätten GmbH

Publikum: Ernährungsbewusste Kölner, Esoterikszene

Wahre Religion, so lehrte es Bhagwan, der große Meister, der „Osho“, das sei eine Kunst – die Lehre, wie man das Leben in vollen Zügen genießen könne. So steht es geschrieben im verheißungsvollen Bhagwan-Buch „Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein“.

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„Osho’s Place“ gehört zum sogenannten Buddhafeld im Belgischen Viertel.

„Buddhafeld“ im Belgischen Viertel

Jener Osho, der Sektenchef mit den hypnotischen Augen, starb 1990 mit 58 Jahren. Seine Werke und Thesen haben aber bis heute ihren Platz in Köln: „Osho’s Place“, Venloer Straße, gleich hinter dem Friesenplatz – das vegetarische Restaurant ist Treffpunkt im sogenannten „Buddhafeld“ im Belgischen Viertel.

Dazu gehört das „Osho UTA Institut“, das Meditation, Massage für Paare und Kurse wie „Erden und Zentrieren“ anbietet. Es gibt eine Anwaltskanzlei, einen Bioladen, einen Buddha im Garten. Nirgendwo ist Köln esoterischer.

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Der Arzt Robert Doetsch war der Chef der Kölner Kommune.

Bhagwan-Zentrale in der Lütticher Straße

Der Arzt Robert Doetsch (65), geboren in Lindenthal, war nicht nur Anhänger des umstrittenen Gurus aus Indien, er war der Chef der Kölner Kommune. Das war die Gemeinschaft der Bhagwan-Jünger in ihrer roten Kleidung, den Halsketten mit dem Bhagwan-Medaillon, dem Wohnhaus in der Lütticher Straße, wo die erste Zentrale war.

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Die Kommune grüßt: Das frühere Bhagwan-Haus an der Lütticher Straße.

„Alles war organisiert“, erzählt Doetsch, „Wohnungen, die Wäsche, wir hatten sogar eigene rote Transporter und eine Baufirma.“

Das ist eine bis heute wundersame Geschichte, die 1976 begann, als Doetsch in Poona, der indischen Residenz des Bhagwan, vom Sektenführer aufgefordert wurde: Mach ein Center in Köln auf. Und dann: Eröffnet eine Disco!

Das Leben und die freie Liebe genießen

Wird gemacht! Schließlich war Bhagwan „der Göttliche“, und was er tat und forderte, versprach Heil für die Seele. Aber schon in Indien hatte der spirituelle Führer seinen Spitznamen weg: Sex-Guru.

Bhagwan erkannte auch keine Tugenden in Ärmlichkeit und Askese, er hielt nichts von Mahatma Gandhi und schwärmte vom sinnlichen, freien Leben des großen Griechen, der Literaturfigur Alexis Sorbas. Onassis durfte es auch sein. Ordentlich Geld zu haben, sich was zu leisten, das gehörte zum Credo der weltweiten Bewegung – wie auch die freie Liebe.

Und plötzlich also wuselten die Männer und Frauen des indischen Meisters durch das erzbischöfliche Köln. „Wir waren eine ungeheure Provokation“, sagt Doetsch, „aber wir lebten das Leben, das sich insgeheim viele Bürger wünschten, die vielleicht in einer verlogenen Ehe litten.“

Aids-Angst verändert das Leben in der Kommune

380 Mitglieder hatte die Kölner Kommune. Man kannte und liebte sich. Als die Welt erstmals von Aids hörte, wurde man vorsichtiger. Auf Anweisung des Meisters, so Doetsch, habe er das Liebesleben der Kommune untersuchen müssen. Jeder wurde nach seinen Kontakten gefragt. Doetsch gestikuliert jetzt mit den Händen.

Querbeet, soll das heißen: „Da habe ich also mitgekriegt, wie lebendig die Kommune war. Das war so vital. Dann hat Osho rigoros bestimmt: Sex nur noch mit Kondom, kein Küssen mehr und Handschuhe sollten angezogen werden. Damals waren die Übertragungswege noch nicht klar.“

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Die Anhänger huldigten „Osho“ zur Eröffnung der Tanzabende in der „großen Bhaggi“, der beliebten Disco am Ring.

Bhagwan-Disco auf dem Ring

In der Szene machten sich die Osho-Anhänger damals vor allem mit ihren Discos einen Namen. Die erste, die „kleine Bhaggi“, eröffnete 1982 in der Brabanter Straße, die große Bhagwan ein Jahr darauf am Ring. „Wir waren so naiv. Ich hatte gar keine Ahnung, wie man eine Disco führt.“ , sagt Doetsch. Aber die Läden kamen gut an. Sie hatten weiße Wände und eine große Tanzfläche, waren hell und geräumig. Ganz anders als das, was man bis dahin in Köln kannte.

Kölner Kommune löste sich 1986 auf

Der zwielichtige Guru der „Bhaggis“, der mittlerweile auf einem Anwesen in Oregon/USA lebte, geriet zu der Zeit ins Visier der Justiz, kassierte, offiziell wegen Einwanderungsdelikten, eine zehnjährige Bewährungsstrafe und verließ das Land.

Die Kölner Kommune löste sich 1986 auf. Im Buddhafeld an der Venloer leben die Jünger von einst aber ihre Träume weiter…

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