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Kölns REWE-BossLionel Souque: Online einkaufen? Macht meine Frau

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Sympathischer Franzose: Lionel Souque in seinem Büro an der Stolberger Straße.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Lionel Souque ist Vorstandsvorsitzender der REWE Group mit 360.000 Mitarbeitern und Vorsitzender des Beirates des traditionsreichen 1.FC Köln. Ein Mann mit Macht und Einfluss und einem großen Herz für die Stadt und den FC. EXPRESS sprach mit dem 48-jährigen Franzosen über die Fußballbegeisterung in der Bevölkerung, die gute Entwicklung des 1.FC Köln und die Ausbaupläne des Vereins (hier lesen Sie mehr). Im zweiten Teil des großen Interviews: Die Herausforderungen einer Bio-Gurke, der Kampf um die Online-Kunden für den Lieferservice und die Frage, wie der Konzernchef selber einkauft.

Herr Souque, wie grün und Bio ist REWE?

Wir haben seit zwölf Jahren grünen Strom in den Filialen, hunderte Filialen als „Green Buildings“, also mit viel Holz, Tageslicht, Photovoltaik-Anlagen und effizienter Technik gebaut. Green Buildings sparen 40 Prozent Energie. Wir arbeiten mit mehr als 2000 lokalen Bauern direkt zusammen und haben über 600 REWE-Bio-Produkte. Und es kommen jedes Jahr 30 bis 40 hinzu. Wir waren 2016 die ersten Einzelhändler, die die Plastiktüten komplett abgeschafft haben. Bei den Verpackungen haben wir bei REWE und PENNY schon über 2000 Artikel verändert, nutzen also statt Plastik eine Alternative oder deutlich weniger Plastik.

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Kölns REWE-Boss: Ab Ostern kein Plastik bei Bio-Produkten

Unser Ziel: Vermeiden. Verringern. Verbessern. Kurz vor Ostern werden wir in Köln damit starten, in allen Märkten Bio-Obst und Bio-Gemüse ohne Verpackung zu verkaufen.

Nervte es Sie nicht, wenn eine Bio-Gurke in Plastik eingeschweißt ist? Ich war auch dafür zu sagen: Nehmt das weg. Aber so einfach ist das nicht. Die Gurken kommen in der Hauptsaison aus Holland und Deutschland. Aber in den anderen Monaten, von Oktober bis März, kommen sie aus Bulgarien und Spanien. Wenn man diese Gurken nicht verpackt, werden sie weich und gelb, bis sie hier sind. Und dann versuchen Sie mal, Ihrer Frau zu sagen: „Das ist die super Bio-Gurke von REWE!“

Jetzt haben wir beim Transport eine gute Lösung gefunden, damit wir immer auf Plastik verzichten können. Das kostet uns allerdings mehr Geld. Die ganze Diskussion um Plastik ist komplizierter, als man glaubt. Wenn die Gurken nicht in guter Qualität verkauft werden könnten, würde der Plastikverzicht nichts nutzen, wenn wir dann 30 Prozent wegschmeißen müssten. Das wäre auch nicht positiv für die Umwelt.

Wie läuft’s mit dem REWE-Lieferservice?

Wir haben in Köln eines der modernsten Lager Europas mit einer Top-Auswahl aus 20.000 Artikeln. Jedes Jahr haben wir zweistelliges Wachstum. Der Lieferservice wächst weiterhin und schneller als der stationäre Handel. Allerdings es ist noch keine Sache, bei der wir Geld verdienen. Aber es ist eine wichtige Investition in die Zukunft. Die neue Generation wird immer mehr Lebensmittel online kaufen und dabei drei Dinge erwarten: Dass die Lieferungen pünktlich kommen, dass alles vollständig ist, wie bestellt wurde, und dass die Qualität stimmt. Aber diese letzte Meile zum Kunden, das ist das, was uns am meisten kostet. Wenn etwa die Leute drei Kisten Bier oder Cola aus dem Angebot bestellen und dann der Lieferant mehrmals zur Wohnung hoch muss. Und wenn der Kollege Pech hat, gibt es keinen Aufzug.

Auch Amazon drängt immer mehr in den Markt mit Lebensmittel-Lieferungen. Macht Ihnen das Sorgen?

Wenn man überlegt, dass Amazon knapp 900 Milliarden Euro an der Börse wert ist und zum Vergleich die Metro fünf Milliarden, kann man nicht einfach sagen: Amazon? Die ignorieren wir. Das geht nicht. Wir nehmen die Konkurrenz sehr ernst, aber wir haben keine Angst.

REWE in Köln: 93 Jahre Erfahrung mit Lebensmitteln 

Weil wir sagen: Lebensmittel sind schon komplizierter, als ein Buch zu liefern. Und da haben wir 93 Jahre Erfahrung. Tiefkühlfleisch braucht minus 18 Grad, Hacksteaks 2 Grad, Obst und Gemüse 14 Grad, also das ist eine andere Sache als Bücher oder DVDs. Also, wir nehmen Amazon ernst und kämpfen mit Respekt. Das ist und bleibt spannend.

Wie kauft der REWE-Chef selber ein?

Ich kaufe nicht online ein, weil ich Spaß daran habe, an der Obst- und Gemüsetheke zu stehen, mit dem Fleischverkäufer zu schauen, was die gerade anbieten oder welchen neuen Käse es gibt. Aber meine Frau kauft Lebensmittel online, besonders wenn wir auf Reisen waren. Und immer auch wieder zwischendurch, weil es einfach praktisch und bequem ist, wenn die Lebensmittel nach Hause geliefert werden. Ich glaube, dass immer mehr Leute in Zukunft einen Teil im Supermarkt kaufen und ab und zu aus unterschiedlichen Gründen Produkte bestellen. Dinge wie Waschmittel oder Klopapier – muss man das wirklich abholen? Generell sagt man: Der Lebensmittelanteil im Onlinehandel liegt derzeit bei 1,0 Prozent. Das stimmt, ist aber auch eine falsche Zahl. Bei Obst, Gemüse und Fleisch liegt der Anteil bei unter 0,1 %. Bei Drogerieartikeln und Tiernahrung eher bei 10 %. Das ist also sehr unterschiedlich.