Kurz vor Joko & Klaas-SendungKölnerin (23) wird in Bahn Opfer von Sex-Täter

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Eine junge Kölnerin wurde am helllichten Tag in einer Straßenbahn sexuell belästigt. Das Symbolfoto zeigt die Linie 1 im Jahr 2017.

von Niklas Brühl (nb)

Köln – Sei es der schlimme Anmachspruch, anzügliche Nachrichten in sozialen Netzwerken oder das Belästigen durch Handgreiflichkeiten in Alltagssituationen. Beispielsweise beim Bahnfahren, in Warteschlangen oder beim Feiern in Clubs oder Bars. Für viele Frauen ist sexuelle Belästigung Alltag.

Joko & Klaas machen darauf aufmerksam, Kölnerin erleidet sexuelle Belästigung persönlich

Noch bevor Joko und Klaas samt vieler prominenter Kolleginnen wie Sophie Passmann, Palina Rojinski oder Visa Vie ein Millionenpublikum am Mittwochabend mit diesem Thema konfrontieren konnten (hier lesen Sie mehr), erlebte eine junge Kölnerin eine verstörende Situation in der Straßenbahn.

Uns erzählt sie ihre Geschichte über die sexuelle Nötigung in der Bahn, über die Häufigkeit solcher Ereignisse und über ihr Seelenleben, welches sich durch Belästigungen dieser Art in den letzten Jahren verändert hat.

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Die Bahnfahrt nach Hause wird zum Schock

Julia (Name geändert, richtiger Name ist der Redaktion bekannt) wohnt in der Kölner Innenstadt, ist 23 Jahre alt und arbeitet als Grafikdesignerin.

Normalerweise geht sie ihren Arbeitsweg zu Fuß, da sie während der Corona-Zeit öffentliche Nahverkehrsmittel meidet. Der Weg dauert meist eine halbe Stunde. An diesem Mittwoch entscheidet sie sich aber dazu, nach Feierabend die Straßenbahn-Linie 12 zu nehmen, da es etwas kälter ist als in den vergangenen Tagen.

Junge Kölnerin bemerkt den Täter erst gar nicht

Um 16 Uhr ist sie mit der Arbeit fertig und freut sich schon auf einen ruhigen Mittwochabend in ihrer Wohnung. Doch der Horror, den sie nun in der Bahn erleben muss, verändert dieses Gefühl schlagartig.

Die Bahn ist gerade am Barbarossaplatz angekommen, so gut wie alle mitfahrenden Personen steigen an diesem Knotenpunkt aus der Linie 12 aus. Für Julia war es bis zu diesem Zeitpunkt eine normale Bahnfahrt, in wenigen Minuten wäre sie bereits zu Hause.

„Ich habe, wie immer eigentlich, auf mein Handy geguckt und Musik gehört“, so die 23-jährige, „in der Bahn saß nur noch ein älteres Pärchen, allerdings mit dem Gesicht von mir abgewandt.“ 

Den Mann, der dann noch eingestiegen ist, habe sie zuerst gar nicht bemerkt.

Sex-Täter befriedigt sich vor Julias Augen

Dieser Mann, den Julia auf 30-40 Jahre schätzt, macht sie allerdings schnell auf sich aufmerksam. „Er hat sich vielleicht gerade mal zwei Schritte von mir entfernt vor mich gestellt und hatte dabei keine Maske an. Allein das kam mir in der momentanen Zeit schon komisch vor“, beschreibt die Kölnerin.

Danach habe sie ihn angeguckt und einen kurzen Augenkontakt mit dem fremden Mann gehabt: „Daraufhin griff er sich in die Hose und fing an sich selbst zu befriedigen. Dabei hat er mich mit einem widerlichen Grinsen angeguckt.“

Kölnerin fühlt nach sexueller Belästigung Wut und Angst

Geschockt von der Situation ergreift Julia die Flucht und geht den restlichen Weg zu Fuß nach Hause. „Ich wusste in dem Moment nicht was ich machen soll, da gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf“, beschreibt sie ihre Gefühlslage.

Doch einen Tag später sagt sie auch: „Ich bin ganz einfach wütend, wenn ich darüber nachdenke. Aber auf der anderen Seite habe ich auch Angst vor der Reaktion, wenn ich so eine Person anschreie oder andere auf ihn aufmerksam mache.“

So könne sie sich schlecht gegen eine Person wehren, die zwei Köpfe größer und deutlich kräftiger daherkommt als sie selbst.

Julia meldet das Sexualdelikt nicht der Polizei

Julia hat den Vorfall nicht gemeldet und begründet dies so: „Als es passiert ist, habe ich darüber ehrlich gesagt gar nicht nachgedacht. Ich wollte dieser Situation einfach so schnell wie möglich entfliehen und nach Hause in meine Wohnung.“

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Sie habe im Nachhinein auch das Gefühl bekommen, dass der Täter sowieso nicht gefunden werden würde, weshalb sie es der Polizei nicht gemeldet habe.

Sexuelle Belästigung für junge Kölnerin kein Novum

„Ich kann die Geschichten aus der Sendung komplett nachfühlen. Ich habe schon häufiger unangenehme Situation erlebt“, erzählt sie, „allerdings so eine extreme wie in der Bahn bisher nur das eine Mal.“

Soziale Netzwerke das Sammelbecken für sexuelle Belästigungen?

Die sozialen Netzwerke waren bei Joko & Klaas ebenfalls ein großes Thema, so wurden Bilder von männlichen Genitalien gezeigt, die prominenten Frauen zugesendet wurden oder Chatverläufe, in denen Frauen sexistisch beschimpft wurden.

Die 23-jährige Kölnerin findet sich auch darin wieder: „Auch ich oder meine Freundinnen bekommen solche Nachrichten und Bilder.“

So gibt sie an, im Durchschnitt alle zwei Tage von fremden Männern angeschrieben zu werden, obwohl all ihre Accounts auf privat gestellt sind.

Erfahrungen mit sexuellen Belästigungen beeinflussen das Leben betroffener Frauen

Das Thema ist spätestens seit der #MeToo-Bewegung vielen bekannt, nun spricht jeder drüber. So kommt es oftmals dazu, dass die Angst vor sexuellen Übergriffen sogar das alltägliche Leben der Frauen beeinträchtigt.

So will Julia nun erstmal auf das Bahnfahren verzichten und auch bei schlechtem Wetter den Heimweg zu Fuß antreten.

Außerdem gehe sie abends eigentlich nie alleine aus dem Haus. „Und wenn, habe ich immer meinen Schlüssel in der Hand und telefoniere mit jemandem“, erklärt die junge Kölnerin.

Kölnerin zieht Konsequenz aus dem sexuellen Übergriff

Zum Ende des Gesprächs sagt Julia noch: „Ich glaube, dass derartige Situationen bei vielen Frauen mittlerweile zum Alltag gehören, weshalb auch viele Fälle nicht bei der Polizei gemeldet werden. Ich war gestern weder gestylt noch auffällig angezogen. Ich wollte einfach nur von der Arbeit nach Hause fahren.“ (nb)