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Kölner ZeitreiseKommt ein Fiesta geflogen ... Irres Kunst-Spektakel begeistert Köln

Köln  – Ein blaues Auto, bemalt mit weißen Wölkchen, schwebt zwischen den Türmen des Kölner Doms. Es ist der wohl atemberaubendste Teil des Spektakels „Fetisch Auto“, den Aktions-Künstler HA Schult an diesem Aprilwochenende 1989 abfeuert. Am Ende ist Köln um eine Attraktion reicher: Am 17. April schenkt Schult der Stadt einen güldenen Fiesta mit riesigen Schwingen – das Flügelauto.

Hubschrauber-Pilot fliegt „Fiesta“ zwischen die Domtürme

Der Wind weht durch sein Haar, der Regen klatscht auf seine hellen Schlangenlederstiefel. HA Schult lässt sich nicht beirren. „Ja, tiefer, tiefer“, schreit er in ein Sprechfunkgerät. „Küssen Sie die Domspitzen.“ Auf der anderen Rheinseite, hoch über der Kölner Kathedrale, schraubt sich der Hubschrauberpilot behutsam nach unten. 

Als der an einem Stahlseil hängende Ford Fiesta – aus der Ferne betrachtet – das Wahrzeichen berührt, jauchzt Schult auf der Dachterrasse des Hyatt-Hotels: „Wunderbar, wunderbar, ein Bild für die Götter." Minuten später dreht der Pilot ab, und Schult ruft ihm nach: „Sie sind der Meister, Sie machen die Kunst."

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Fetisch Auto: Ein „Ereignis-Puzzle“ aus elf Teilen 

Die Aktion haben Schult und seine Muse Elke Koska „als ein Ereignis-Puzzle aus elf dramatischen Bild-Tableaus“ angepriesen und sie passt dem Sponsor Ford zeitlich ausgezeichnet ins Konzept. Findet sie doch rechtzeitig zur Auslieferung der neuen „Fiesta“-Generation statt.

Flügel-Auto landet erst mal auf dem Kölner Stapelhaus

Und die geneigten Aktionskunst-Gucker bekommen Fiesta satt: Der neue CLX (Preis damals: 16.135 Mark) wird rund um den Kölner Dom und seine benachbarten Museen platziert. Mal taucht er, vom Trompe-l'Oeil-Experten Gerard Gabet und seinen Schülern bemalt, als schaumgebremste „Welle“ auf dem Rhein auf. Dann krönt er, vergoldet und mit fünf Meter langen Flügeln ausgestattet, den Stapelhausturm der Kölner Handwerker.

Ein anderer Fiesta, wohl das schwierigste Unternehmen der 1,2 Millionen Mark teuren Aktion, wird für knapp 100.000 Mark schichtenweise eingefroren, bevor er auf dem Roncalliplatz wieder auftauen darf. Und Schult frohlockt: „Das ist der kostspieligste Eiswürfel, der jemals gelutscht wurde."

Beweglicher Kleinwagen bittet im „Wartesaal“ zum Tanz

Im Alten Wartesaal am Hauptbahnhof dreht sich derweil „das tanzende Auto“, vollgepfropft mit aufwendiger Technik, um die eigene Achse. Hier steigt das „Disco-Fest“ für die Fordler. Am Dionysos-Brunnen parkt derweil unter dem Motto „Stille Zeit“ ein mit Laub und Bäumen umgebener Kleinwagen.

„Römer“-Fiesta mit lateinischer Inschrift im Museum 

Selbst das Römisch-Germanische Museum, mithin nicht für Ausstellungsstücke aus der jüngeren Geschichte bekannt, bekommt einen  neuen „Römer“-Fiesta: Mit aufgemalten bröckelnden Mauern und der lateinischen Inschrift „Semper Mo Delenda Est“ („Es besteht immer die Möglichkeit, zerstört zu werden“) steht er in aufgeschüttetem Kies.

Im Atriumhof  der Dombauhütte hat Schult „die Knochen“, also sämtliche Teile des Autos ausgebreitet  und provokant verkündet: „Das sieht doch erbärmlich aus Dabei hatte Schult die Fiesta-Innereien vorher vergolden lassen…

Oberstadtdirektor Rossa lobt das „Kunstereignis des Jahres“ 

„Das nächste Jahrhundert geht an die Gentechnologie, doch dieses gehört dem Fetisch Auto“, erklärt der Künstler seine Aktion. „Das Auto ist Symbol jener Mobilität, die uns von Schauplatz zu Schauplatz trägt“. Oberstadtdirektor Kurt Rossa  bezeichnet die „Fetisch“-Tage als „das Kunstereignis des Jahres." 

HA Schult zieht sich aus Köln zurück – wegen der Stadtpolitik 

Am Ende bleibt der güldene Ford-Fiesta mit den riesigen Schwingen. Der, der allen Unmuts-Bekundungen des damaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes zum Trotz, dauerhaft auf dem Turm des Kölnischen Stadtmuseums gelandet ist. 

HA Schult selbst kehrt der Stadt nach 25 Jahren den Rücken, schließt Ende März 2019 sein Atelier in der Kölner Marzellenstraße und zieht in ein neues – in Düsseldorf. Dazu sagt er: „Ich bleibe ja hier polizeilich gemeldet. Die Menschen in Köln sind toll, und sie passen zu meiner Kunst. Nur die Politik ist unerträglich. Aber ich bleibe der Stadt erhalten.“ Typisch HA Schult.