Kölner Wissenschaftler erstaunt429 Mio. Jahre altes Fossil bringt neue Erkenntnisse

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Als Wissenschaftler der Universität Köln die Augen eines 429 Jahre alten Gliederfüßlers untersuchten, staunten sie nicht schlecht. Der Sehapparat des Meeresbewohner hatte viele Ähnlichkeiten mit dem einer Biene oder Libelle. Unser Foto vom 10. August zeigt den untersuchten Trilobit.

Köln/London – Als Wissenschaftler der Kölner Universität den Sehapparat eines 429 Millionen Jahre alten Meeresbewohners untersuchten, staunten sie nicht schlecht.

Die Augen des sogenannten Trilobits, die bereits vor den Dinosauriern ausstarben, haben große Ähnlichkeiten mit denen einer gewöhnlichen Biene oder Libelle.

Darüber berichtete Brigitte Schoenemann, Forscherin der Kölner Universität, im Wissenschaftsmagazin „Scientific Reports“ am Donnerstag (14. August).

Die Gliedfüßer starben bereits vor 250 Millionen Jahren aus

Das in der Zeitschrift „Scientific Reports“ beschriebene Exemplar eines sogenannten Trilobiten ist sehr flach und hat zwei hervorstehende, halbovale Augen am Hinterkopf, von denen eines abgebrochen war.

Die gepanzerten Gliederfüßer krochen während des Paläozoikums (Erdmittelalter) über die Meeresböden und verschwanden während eines Massenaussterbens vor rund 250 Millionen Jahren vom Globus.

Deutsche Wissenschaftlerin untersuchte Exemplar aus skurrilem Grund

Der untersuchte Trilobit war schon 1846 in Tschechien entdeckt worden und sieht für seine Spezies eigentlich nicht ungewöhnlich aus. Sie habe ihn nur untersucht, weil sie seinen großen Kopf und die großen Augen mochte, berichtete Brigitte Schoenemann von der Zoologischen Abteilung der Universität zu Köln, die den wissenschaftlichen Artikel mitverfasst hat.

Als sie dann durch das Mikroskop blickte, habe sie „Atemberaubendes“ entdeckt. Mithilfe eines elektronischen Lichtmikroskops erkannten die deutschen und britischen Wissenschaftler im Auge des Fossils wabenartige Strukturen, die an die Facettenaugen moderner Insekten erinnern.

In einem Facettenauge stellen zahlreiche abgetrennte Seheinheiten je ein einzelnes Pixel bereit, „wie in einer Computergrafik“, sagte Schoenemann.

Menschliches Auge ermöglicht fortgeschrittenere Bilderzeugung

Menschliche Augen haben hingegen eine einzige Linse mit zig Millionen lichtempfindlicher Zellen, was eine fortgeschrittene Bilderzeugung ermöglicht.

Der nun untersuchte Trilobit hatte 200 solcher Seheinheiten, was ihm eine mosaikähnliche Wahrnehmung seiner Umgebung ermöglichte. Diese ermöglichte es dem Tierchen laut der Biologin, Hindernisse, Unterschlüpfe und Raubtiere wie Cephalopoden – entfernte Vorfahren des Oktopus – zu sehen.

Die Forscher gehen davon aus, dass der Trilobit im flachen lichtdurchfluteten Wasser lebte. So gut wie moderne Insekten konnten die Tierchen aber nicht sehen: Libellen etwa haben bis zu 30.000 „Pixel“ pro Auge. Die Funktionsweise der Augen sei aber die gleiche, sagte Schoenemann. (afp)