„Von Wunschtraum zu Albtraum”#ZeroCovid: Kölner Wirtschaft erkennt großes Problem

Neuer Inhalt (1)

Christian Kerner und Marc E. Kurtenbach (v. l.) aus dem Vorstand des Wirtschaftsclub Köln betrachten die Initiative #ZeroCovid kritisch.

Köln – Einen kompletten Shutdown der Wirtschaft, um Corona zu besiegen – und das europaweit. Das fordert die Initiative #ZeroCovid. „Das wäre zwar ein Traum, ist aber aussichtslos”, erklären am Donnerstag (21. Januar) Vertreter des Kölner Wirtschaftsclub.

  • Die Initiative #ZeroCovid fordert einen europaweiten Shutdown
  • Damit soll die Inzidenzzahl auf null gebracht werden
  • Vertreter der Kölner Wirtschaft sehen darin ein starkes Problem

Unter dem Hashtag #ZeroCovid sind die harten Forderungen der Initiative derzeit in aller Munde. Vornehmlich Mitarbeiter des Gesundheitssystems, Aktivisten und Künstler fordern eine solidarische Pause der Wirtschaft in ganz Europa.

Dazu zählen Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen und Schulen, wie es auf der Internetseite der Initiative heißt. Dort rufen sie außerdem zu Unterschriften auf. Innerhalb von fünf Tagen seien rund 65.000 Unterschriften zusammengekommen, heißt es in einer Pressemitteilung vom 19. Januar.

Alles zum Thema Corona

Jeder, der nicht wirklich systemrelevant ist, soll für einige Wochen zu Hause bleiben und seine Arbeit niederlegen. So soll der Kampf gegen das Virus gewonnen werden.

Situation kleiner Kölner Unternehmen würde sich verschlimmern

„Der komplette Shutdown über weitere Monate führt unweigerlich zu weiteren erheblichen Problemen in den kleineren und mittleren Unternehmen.” Die seien jedoch die Stütze der Wirtschaft, erklären Marc E. Kurtenbach, Präsident des Wirtschaftsclub Köln und Christian Kerner, Geschäftsführender 2. Vorsitzender.

Viele warten weiterhin auf die versprochenen Hilfen, verbrauchen derzeit ihr Eigenkapital und leben von ihren Rücklagen.

Auch der Kölner Psychologe und Mitglied des Corona-Expertenrats der Landesregierung NRW, Stephan Grünewald warnt im Kölner Stadt-Anzeiger vor den Forderungen der Initiative. „Ein absoluter Wunschtraum, der jedoch zum Albtraum werden könnte” erklärt er.

Ein kompletter Shutdown würde die seelischen und sozialen Schäden noch weiter verstärken. In totalitären Staaten wie China oder isolierten Kontinenten wie Australien sei es einfacher, das Virus zu besiegen. Mitten in Europa sei es jedoch dauerhaft unmöglich, erklärt Grünewald.

Dieser Meinung sind auch Kurtenbach und Kerner. „Wir leben nicht auf einer Insel und können uns komplett abschotten! Diese Strategie würde erfordern, dass wir alle Grenzen für Monate, wenn nicht sogar Jahre schließen, um nach wochenlangem Lockdown keine importierten Fälle mehr zu bekommen.”