Purer ExistenzkampfKölner Theater: Lohnt sich überhaupt die Öffnung ab Ende Mai?

Theater Symbolfoto

Blick auf die leere Bühne im Kabarett „Zwickmühle“ in Magdeburg, aufgenommen am 09.09.2010. (Symbolfoto)

Köln – Theater in Köln dürfen ab dem 30. Mai unter strengen Corona-Auflagen wieder öffnen. Mit der Entscheidung setzt Nordrhein-Westfalen zwar ein positives Signal in eine vorsichtige Normalität, die aber mit der Normalität von vor etwa zehn Wochen nichts zu tun hat.

Kölner Theater müssen Plätze drastisch reduzieren

„Bei aller Freude dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass der Schutz der Künstlerinnen und Künstler, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Einrichtungen sowie der Besucherinnen und Besucher weiterhin an erster Stelle stehen müssen“, sagt Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. In einem vollen Theater ist dieser Schutz aber unmöglich.

„Durch die Anmietung der ehemaligen Fabrikhalle in Deutz haben wir sehr viel Platz. Getrennte Ein- und Ausgänge sind kein Problem. Normalerweise stehen pro Vorstellung 120 Plätze zu Verfügung. Durch die Abstandsregeln von jeweils zwei freien Plätzen zwischen den Besuchern werden es noch 60 sein“, erklärt der 1. Vorsitzende des Theater der Keller Ulrich Wackerhagen. Trotz großer Bühne sind die Schauspieler in Sorge: „Der Wunsch des Ensembles ist, dass sich alle Schauspieler auf Corona testen lassen“, sagt Wackerhagen.

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Kölner Theater vor keiner leichten Aufgabe

Voraussetzung für die Öffnung der Theater sind Zutrittskonzepte für den Einlass sowie das Verlassen der Häuser, damit sich keine Schlangen bilden, Sicherheitsabstände zwischen den Sitzplätzen, Desinfektionsspray für Zuschauer, oder der Verzicht auf Pausen. Dabei muss immer der Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Besuchern gewährleistet werden. Keine leichte Aufgabe.

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Lohnt sich unter diesen Voraussetzungen eine Öffnung überhaupt? Klaus Schweizer, Geschäftsführer des Comedia Theaters: „Wir werden vor der Sommerpause nur vereinzelte Vorstellungen anbieten können. Diese werden sich zwar für uns nicht rechnen – ganz im Gegenteil – wir werden drauf zahlen, aber wir müssen für die Kinder- und Jugendliche präsent bleiben. Auch die kabarettistischen Vorstellungen werden sich bei nur 50-prozentiger Auslastung des Saals nicht lohnen.“ Von den eigentlich 400 Plätzen stehen durch die Abstandsregel höchstens noch 120 Plätze zu Verfügung.

Massive Auswirkungen auf wirtschaftliche Lage

Lynn Wellens vom Theater im Bauturm auf der Aachener Straße sieht für seine Spielstätte ähnliche Probleme: „Unser Saal bietet 120 Plätze. In der optimistischsten Rechnung könnten wir Ende Mai 35 Plätze besetzen – also nicht einmal jeden dritten Platz.“

Auch er geht davon aus, dass die geringere Zuschauerzahl die Einnahmen enorm beeinträchtigen wird, was „massive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage des Theater im Bauturm“ zur Folge habe. Ein weiteres Problem für Wellens: „Zudem müssen die Hygienemaßnahmen finanziert werden. Wir haben einen Antrag auf Förderung dieser Kosten beim Bund gestellt, wissen aber noch nicht, ob dieser bewilligt wird.“ 

„Das ist eine katastrophale Situation“

Deutliche Worte findet auch Oliver Durek, der zusammen mit René Heinersdorff Kölns ältestes (über 60 Jahre) Privattheater, das Theater am Dom, leitet: „Das ist eine katastrophale Situation. Für die privaten, nicht subventionierten Theater wie uns gibt es derzeit keine Hilfen. Das wird zum Problem für uns, da wir ja noch laufende Kosten haben und wir mit der Liquidität schnell an die Grenzen kommen. Die Mitarbeiter und Schauspieler sind inzwischen in Kurzarbeit. Wir brauchen dringend Unterstützung.“

Die Aufnahme des Spielbetriebes am 30. Mai steht für Durek außer Frage: „Sollte ab September eine Spielzeit unter normalen Voraussetzungen, das heißt ohne Auflagen möglich sein, können wir in die neue Saison starten. Sollte der Spielbetrieb ab September weiterhin nur mit Auflagen möglich sein, heißt das für uns, dass wir von unseren über 400 Plätzen nur etwa 100 nutzen können.“

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„Damit können wir weder unser Abonnement platzieren, geschweige denn einen Freiverkauf ermöglichen. Solange diese Frage nicht geklärt ist, brauche ich mir um die die technische und logistische Umsetzung der Konzepte für Hygiene-, Abstands- und Zutrittskonzepte keine Gedanken zu machen“, betont Oliver Durek.

Theater brauchen weitere Unterstützung

Durch das Verbot der Theateraufführungen ab dem 15. März, sind die Einnahmen komplett weggebrochen (es sind mehr als 100 Vorstellungen ausgefallen). „Durch Kurzarbeit, Mietreduzierungen, Stundungen sowie Kündigungen von bestehenden Verträgen, konnten wir die Kosten zwar reduzieren, da aber einige Maßnahmen zeitlich befristet sind, brauchen wir, um bis Ende August durchzuhalten, dringend weitere Unterstützung.“

Sollten die Auflagen im Rest des Jahres aufrechterhalten bleiben, ist ein wirtschaftlicher Spielbetrieb nicht möglich. „Jeder alternative Spielbetrieb wäre dann nur mit der Förderung von Bund, Land und Stadt umzusetzen“, erklärt Durek.