Kölner KarnevalMitleid? Altstädter-Präsident redet Klartext über Kölner Dreigestirn

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Einflussreicher Präsident: Hans Kölschbach auf einer Sitzung der Altstädter 2019.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Er ist einer der einflussreichsten Karnevalspräsidenten Kölns: Hans Kölschbach, im echten Leben Steuerberater, erzählt im EXPRESS-Interview seine Sichtweise auf das Dreigestirn der Altstädter und warum gerade in Corona-Zeiten der Kölner Karneval so wichtig ist.

  • Präsident der Altstädter stolz auf Kölner Dreigestirn
  • Kölner Karneval kann Hoffnung in Corona-Zeit machen
  • Kölner Dreigestirn tut Hans Kölschbach leid

Herr Kölschbach, ihr Verein stellt in wirren Zeiten das Kölner Dreigestirn. Hätten sie sich das mit dem Wissen von heute noch einmal angetan?

Als wir uns beworben haben, war Corona zwar schon ein Thema, aber nicht mit der Dimension. Zu dem Zeitpunkt bestand ja zumindest die Hoffnung, dass einige Veranstaltungen mit Einschränkungen durchführbar sind. Aber ganz klar: Mit Sicherheit hat es auch eine Rolle gespielt, dass die Jungs zwei Jahre hintereinander ihr Amt ausführen dürfen.

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Hans Kölschbach ist im echten Leben Steuerberater, hier in seiner Kanzlei.

Sie waren selbst einmal Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Hätten sie persönlich auch zwei Sessionen lang Jungfrau sein wollen?

Nein. Das hat aber ausschließlich etwas mit dem Zeitaufwand zu tun. Das hätte ich beruflich nicht leisten können. Damals, vor 20 Jahren, waren es ja noch ein paar Termine weniger. Dennoch wäre das für mich nicht in Frage gekommen.

Altstädter-Präsident Kölschbach: „Mir tut das Dreigestirn sehr leid“

Die Altstädter sind natürlich stolz auf ihr Dreigestirn. Wie beurteilen sie die Jungs objektiv?

Sven, Björn und Gereon sind deutlich lockerer geworden im Gegensatz zur Vorstellung beispielsweise. Die drei sind hervorragend vorbereitet. Ich war mir sicher, dass sie es gut machen werden. Dass sie es aber so gut machen, macht mich wirklich ein wenig stolz.

Steht das Dreigestirn denn aufgrund von Corona unter besonderer Beobachtung?

Definitiv. Man achtet mehr darauf, was sie sagen. Die Herausforderung ist ja, dass man das Gefühl jetzt in Worte legen und genau auf seine Bewegung in Sachen Abstand achten muss. Das gelingt ihnen ganz hervorragend.

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Das Kölner Dreigestirn wurde im leeren Gürzenich proklamiert. Das Bild zeigt Prinz Sven, Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie nach ihrer Proklamation, die am Sonntag (17. Januar) ausgestrahlt wurde.

Tut ihnen das Dreigestirn leid?

Mir tut es sehr leid. Viel lieber hätten wir uns doch gewünscht, eine normale Session zu erleben mit allem, was dazugehört. Klar werden sie in die Geschichte eingehen, aber auf diese Facette hätten wir sehr gerne verzichtet. Aber die drei sind besondere Menschen, die das herausragend lösen.

Ist denn Mitleid für das Kölner Dreigestirn angebracht?

Wie gesagt, sie tun mir leid. Aber es wird ja auch hoffentlich noch eine weitere Chance im kommenden Jahr geben. Sie wussten, worauf sie sich einlassen. Mit allem, was dazu gehört. Das ringt mir eine ganze Menge Respekt ab. Mitleid ist aber das falsche Wort.

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Der Coup ging auch auf seine Kappe: Hans Kölschbach hat es geschafft, dass die Altstädter ein Dreigestirn stellen.

Anders herum könnte man sie ja auch Karnevals-Helden nennen, weil sie die Fahne des Brauchtums hochhalten?!

Ich halte nichts davon, sie jetzt Helden zu nennen und man sollte sie auch nicht in diesen Status heben. Mutig ist vielleicht das richtige Wort. Für viele Kölner ist der Karneval eine Flucht aus dem Alltag, die insbesondere in Corona-Zeiten wichtig ist. Da ist das Kölner Dreigestirn meiner Meinung nach unverzichtbar. Das ist bewundernswert, wie sie das machen.

Bekommt das Dreigestirn nach der Pandemie einen Ehrenplatz bei den Altstädtern?

Nein, das ist bei uns nie so. Aber durch ihr Tun und Handeln haben sie sich natürlich für höhere Aufgaben bei uns qualifiziert.

Noch ein Wort zum Verein: Wie sehr leiden die Altstädter unter der Pandemie?

Wie jeder andere Verein leiden wir natürlich auch. Wir haben rund 400 Mitglieder, einschließlich des Spielmannszuges. Die Möglichkeit, dass drei unserer Kameraden das Dreigestirn stellen dürfen, lässt uns noch einmal enger zusammenrücken. Aber natürlich fehlt den Mitgliedern einfach das Kölsch an der Theke, das Zusammensein, der Auftritt bei der eigenen Sitzung und noch viele andere Dinge mehr. Dennoch schauen wir hoffnungsvoll nach vorne. Kommende Session feiern wir unser 100-jähriges Jubiläum. Darauf freuen wir uns und hoffen, dass wir bis dahin gesund bleiben und dann die kommende Session mit dem Dreigestirn als Krönung gebührend feiern können.