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„Bin dann sowieso schon in Rente“Kölner Impfarzt mit klarer Kampfansage an Bürokratie

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Der leitende Kölner Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow kritisiert die extreme Impf-Bürokratie. Auf dem Foto warten Kölner im Impfzentrum am 22. Dezember 2020 auf ihren Termin.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Der leitende Kölner Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow muss sich wegen der neuen Astrazeneca-Entscheidung ab Mittwoch (31. März) wieder auf eine völlig neue Situation einstellen! Schon in den vergangenen Wochen kritisierte er die Verschwendung von Impfstoffen – aufgrund von zu viel Bürokratie. Wie geht es jetzt in Köln mit der Impfkampagne weiter?

  • Astrazeneca-Stopp in Köln
  • Kölner Impfarzt erklärt, wie es jetzt weitergeht 
  • Impfarzt kritisiert Bürokratie der Impfkampagne

Kölner Impfarzt über Astrazeneca-Entscheidung: „Man musste abwägen“

Die Entscheidung, den Astrazeneca-Impfstoff vornehmlich nur noch an über 60-Jährige Kölner zu verimpfen, kann der leitende Kölner Impfarzt zum Großteil nachvollziehen.

„Die Entscheidungsträger und die STIKO musste die Interessen abwägen. Es sind Menschen gestorben und waren schwer erkrankt – es geht deutschlandweit um insgesamt 31 Fälle. Diese Fälle musste man abwägen, gegen das Interesse der Tausende, die geimpft werden wollen“, so Zastrow.

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„Wenn man Risiken abwenden kann, dann soll man das auch tun und das ist auch richtig. Doch was ist mit den Risiken der Impflinge, die geimpft werden wollen und die jetzt Angst haben, am lebensbedrohlichen Coronavirus zu erkranken? Wie gehen wir damit um“, fragt sich der leitende Kölner Impfarzt.

Kölner Impfarzt: Hätte Astrazeneca nur an Frauen unter 60-Jahren nicht mehr verimpft

„Das Robert Koch-Institut hat gesagt, dass diese 31 Fälle mehr seien, als die allgemeine statistische Unschärfe und mehr als Zufall. Deswegen hat man gesagt, dass man lieber in eine andere Gruppe geht, in der das nicht passiert. Von den 31 waren 29 Frauen und alle waren unter 60, deswegen hat man das so beschlossen“, erklärt Zastrow.

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Der leitende Kölner Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow sieht die Astrazeneca-Entscheidung kritisch.

Doch der Mediziner schließt sich der neuen Entscheidung nicht hundertprozentig an.

„Ich hätte aufgrund der Datenlage nur die Frauen unter 60 Jahren nicht mehr mit Astrazeneca geimpft.“ Es sei gerade eine statistische Betrachtung der Sinusvenenthrombosen und der eindeutige Zusammenhang zu Astrazeneca sei noch nicht bewiesen.

Köln: Kein Fall einer zu überprüfenden Sinusvenenthrombose nach Astrazeneca-Impfung

In Köln habe es jedoch bisher keinen Fall einer zu überprüfenden Sinusvenenthrombose nach einer Astrazeneca-Impfung gegeben, sagt Dr. Jürgen Zastrow.

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Kölner warten beim Probelauf im Kölner Impfzentrum am 22. Dezember. Mittlerweile sollen unter 60-Jährige nicht mehr mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft werden. 

Die Entscheidung sei aufgrund der 31 Fälle in Deutschland am Dienstag (30.) März durch das ganze Land gegangen. Angefangen habe alles mit dem Impfarzt in Euskirchen. Dazu sei dann die Uniklinik Köln gekommen und andere Unikliniken hätten sich angeschlossen.

Kölner Impfarzt: Unter 60-Jährige können sich mit Biontech und Moderna impfen lassen

Die unter 60-Jährigen bekommen auch in Köln weiterhin ein Impf-Angebot – jedoch mit Biontech oder Moderna.

„Das Impf-Angebot wird aufrechterhalten, nur der Impfstoff muss getauscht werden. Doch wie das konkret im Impfzentrum umgesetzt wird, ist noch unklar“, erklärt Zastrow. Dafür sei die Entscheidung noch zu frisch.

„Mein Vorwurf an die Ministerien ist, dass sie uns keinen Spielraum lassen“, so Zastrow.

Köln: Impfarzt kritisiert extreme Bürokratie in Impfkampagne

Als Impfarzt hat Zastrow in den letzten Wochen oft mehr Impfdosen aus den Impf-Ampullen herausgezogen, als er zu diesem Zeitpunkt durfte und so „beständig“ gegen Erlasse verstoßen.

Geht es aktuell in der bürokratischen Impfkampagne nur so voran oder wie ist die Impf-Lage in Köln mittlerweile? Laut dem Kölner Mediziner könnte die Bürokratie jetzt auch mit der neuen Astrazeneca-Entscheidung nicht noch schlimmer werden. „Es bleibt schlimm. Wir bekommen ständig neue Regelungen, wir sind jetzt seit Januar beim 14. Erlass.“

Köln: Wurden die Hausärzte zu spät einbezogen?

Auch das Gesundheitsministerium würde die Situation verkomplizieren.

„Hier überlegt man gerade immer noch, wie man die Hausärzte mit Impfstoff beliefert. Man will das über die Impfzentren machen, dabei ist schon klar, dass die Hausärzte bei den Apotheken bestellen können“, ärgert sich Zastrow. Man habe die Hausärzte sowieso viel zu spät eingebunden.

Köln: „Wir wären schneller und besser, wenn wir als Kommune unabhängig handeln könnten“

Zastrow sagt weiter: „Wir wären in Köln schneller und besser, wenn wir als Kommune unabhängig vom Land und als Ärzte in unseren Entscheidung freier entscheiden und damit auch impfen könnten“, so der Impfarzt.

Für Köln sieht der Impfarzt noch gewaltige bürokratische Hürden, für ihn und seine Kollegen. 

„Wir brauchen weiterhin mehr Impfstoff und mehr Freiheiten dabei, wie wir den Impfstoff einsetzen. Denn es gibt sehr viele rechtliche Vorgaben. Am Anfang durften wir den Impfstoff nicht einmal transportieren – was Quatsch war. Auch bei der Impfstoff-Vergabe müssen wir uns immer noch an viele unsinnige Regeln halten.“

Impfarzt fordert mehr Handlungsspielraum: „Gebt uns Ärzten mehr Freiheiten“

Die festgelegte Impf-Reihenfolge sei grob in Ordnung. „Doch es gibt immer Menschen, die bei der Priorisierung durchs Raster fallen. Deswegen würden wir Ärzte uns wünschen, dass die Entscheidung dazu, auch uns obliegt. Gebt uns doch die Freiheit, dass wir auch den 40-jährigen Schwerkranken impfen dürfen. Die Bürokratie ist hier sehr einengend“, beschreibt Zastrow.

„Wenn Sie dann vor dem Betroffenen stehen, haben Ärzte nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie halten sich an die Regeln und verstoßen gegen ihre Pflicht als Arzt oder sie impfen den 40-Jährigen doch und verstoßen gegen den Erlass“, erläutert Zastrow. Der Umgang mit diesem Dilemma sei vor allem für seine jüngeren Arzt-Kollegen sehr schwer.

Impfarzt: „Bis mein Gerichtsprozess anfangen würde, bin ich schon in Rente“

„Da ich schon sehr lange Arzt bin, nehme ich immer die ärztlichen Pflichten und nicht den Erlass. Ich bin aber in einer günstigeren Situation, weil ich nur noch ein halbes Jahr im Dienst bin“, so Zastrow.

Jüngere Arzt-Kollegen hätten es da schwerer, weil sie aus Angst davor rechtlich belangt zu werden, in eine gefährliche Zwickmühle geraten und sich nicht so einfach für das Patienten-Wohl entscheiden können. „Bis mein Gerichtsprozess durch wäre, bin ich aber schon in Rente“, sagt Zastrow. Und appelliert weiter an die Entscheidungsträger, den Ärzten einen größeren Spielraum bei den Entscheidungen zu den Corona-Impfungen zu ermöglichen.