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Reemtsma-EntführerKölner Justiz wartet auf Thomas Drach: Was passiert da in Holland?

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Reemtsma-Entführer Thomas Drach wird im Jahr 2000 von Polizeibeamten auf dem Hamburger Flughafen über das Vorfeld begleitet. Jetzt befindet er sich wieder in Haft.

Köln – Seine spektakulären Festnahme ist nun schon Wochen her: Seit Dienstag (23. Februar) schmort der frühere Reemtsma-Entführer Thomas Drach (60) in Amsterdam in U-Haft. Und wie am Samstag, 20. März, bekannt wurde, ist ein Zeitpunkt für seine Überstellung aus den Niederlanden an die Kölner Justiz weiterhin unklar.

  • Thomas Drach überfällt 2018 und 2019 drei Geldtransporter
  • 60-jähriger Rheinländer soll Transporter vor Ikea-Filiale überfallen haben
  • Gericht befasst sich nicht mit Auslieferungsgesuch der Kölner Justiz

Das Amsterdamer Gericht hat nach Angaben einer Sprecherin für den 20. April einen neuen Termin angesetzt, um über den Auslieferungsantrag der Kölner Justiz zu beraten. Voraussichtlich zwei Wochen später werde das Gericht dann seine Entscheidung verkünden.

Insgesamt könne das Auslieferungsverfahren 90 Tage dauern. Bei einem ersten Termin Ende Februar hatte sich das Gericht wider Erwarten noch nicht mit dem Antrag befasst. 

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Thomas Drach: Reemtsma-Entführer und Ikea-Räuber

Indes mussten jahrelange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den Rheinländer wegen eines Überfalls auf einen Geldtransporter 1995 wegen Verjährung eingestellt werden. 

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht der „Welt am Sonntag“. Demnach könnte Thomas Drach damals mit einem Komplizen 1,5 Millionen Mark (767 000 Euro) erbeutet haben. Zeugen sollen angegeben haben, dass Drach sich mit dem Überfall gebrüstet und plötzlich über viel Geld verfügt habe.

Kölner Justiz wartet auf Thomas Drach: Für Reemtsma-Entführung Millionen kassiert

„Wenn man alle Indizien zusammennimmt, ist eine Tatbeteiligung aus unserer Sicht wahrscheinlich“, sagte der Sprecher weiter. Auch die Vorgehensweise mit schweren Waffen in Braunschweig ähnele späteren Überfällen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober 2020 wegen der drohenden Verjährung von 20 Jahren Anklage erhoben. Da außer den Zeugenaussagen nur Indizien vorlagen, lehnte des Landgericht Braunschweig die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab.

„Aus heutiger Sicht spricht vieles dafür, ändert formaljuristisch aber nichts“, betonte der Sprecher. „Wir können das nicht mehr verfolgen.“

Der Komplize bei der Braunschweiger Tat soll nach Informationen der Zeitung der Australier Lionel D. gewesen sein, der sich mit seinem Beute-Anteil in sein Heimatland abgesetzt habe und nie für die Tat behelligt worden sei.

Drach mit internationalem Haftbefehl gesucht – in Amsterdam wurde er gefasst

Der Überfall könnte dazu gedient haben, Geld für die geplante Entführung von Jan Philipp Reemtsma zu beschaffen. Im März 1996 wurde der Hamburger Erbe der Tabak-Dynastie entführt, Drach kassierte mit Komplizen Millionen. Zwei Jahre später wurde er gefasst, kam nach langer Gefängnisstrafe im Herbst 2013 frei.

Bei Überfall auf Kölner Ikea soll Drach einen Wachmann angeschossen haben

Thomas Drach ist dringend verdächtig, an den Überfällen bei Ikea in Köln-Godorf (24. März 2018), am Flughafen Köln/Bonn (6. März 2019) und in Frankfurt/Main (9. November 2019) beteiligt gewesen zu sein. Bei der Tat am Flughafen soll Drach einen Wachmann angeschossen haben. 

Die Kalaschnikow (AK47) war nach dem Überfall im ausgebrannten Fluchtwagen entdeckt worden. Warum man die Schüsse, durch die das Opfer schwer verletzt wurde, Drach und nicht einem Komplizen zurechnet, erklärte die Kölner Staatsanwaltschaft nicht. 

Kölner Ikea-Räuber festgenommen: Fluchtauto wurde ihm zum Verhängnis

Der 60-Jährige konnte festgenommen werden, weil ihm offenbar ein Fluchtfahrzeug beim Coup am Flughafen Köln/Bonn zum Verhängnis wurde. Ein Augenzeuge hatte den Überfall damals gefilmt – und eben auch dieses Auto, in das die Täter umgestiegen waren, nachdem sie den ersten Fluchtwagen angezündet hatten. 

Unter erheblichem Aufwand und mit verdeckten Ermittlungen war es den Kölner Fahndern gelungen, den aus den Niederlanden stammenden Pkw ausfindig zu machen. Er führte sie schließlich auch zu Drachs Aufenthaltsort in Amsterdam. Dort kam es zum Zugriff durch Spezialkräfte. Drach leistete keinen Widerstand.

Kölner Ikea-Räuber ist Entführer des Hamburger Millionärserben Jan-Philipp Reemtsma

1996 hatte Thomas Drach den Hamburger Millionärserben Jan-Philipp Reemtsma entführt. Nach zwei Jahren auf der Flucht wurde er in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires festgenommen. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe 2013 war Drach, der in Erftstadt geboten wurde, untergetaucht.

Drachs Bruder Lutz Drach hatte erhebliche Teile der Lösegeld-Summe von umgerechnet 15,3 Millionen Euro „gewaschen“ und wurde 2006 dafür zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Später machte Thomas Drach seinen Bruder für große Verluste des Geldes verantwortlich. 

Drei Raubüberfälle: Sturmgewehr-Schüsse in Frankfurt und Köln

Dem Festgenommenen wird gemeinschaftlicher schwerer Raub in drei Fällen sowie in einem Fall ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Bei den Überfällen auf den Flughafen Köln/Bonn und der Tat in Frankfurt/Main waren zwei Geldboten durch Schüsse schwer verletzt worden.

In allen drei Fällen waren die Täter mit in den Niederlanden gestohlenen und mit falschen Kennzeichen ausgestatteten Autos geflüchtet, hatten diese unweit des Tatortes angezündet und die Flucht mit einem bereitstehenden zweiten Fahrzeug fortgesetzt.

Vermutungen, wonach Mitglieder der ehemaligen Rote Armee Fraktion (RAF) an den Taten beteiligt gewesen sein könnten, haben sich in den Ermittlungen nicht bestätigt, teilte die Kölner Polizei mit.

Die Ermittlungen zu Drachs Komplizen laufen weiter auf Hochtouren. „Wir ermitteln zu mindestens zwei weiteren Beschuldigten“, erklärte Ulrich Bremer, Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft. (cw/jan/dpa)