Kölner Hausärzte sauerImpfstoffmangel sorgt für Chaos und viele offene Fragen

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In der kommenden Woche soll viel weniger Astrazeneca-Impfstoff in den Kölner Arztpraxen ankommen als erwartet. Auf dem Foto im Caritas-Arztzentrum in Meschenich am 7. Mai eine Spritze auf.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Für viele junge Kölner war die Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffs ein Pandemie-Lichtblick. Statt einer Wartezeit in Ungewissheit ist eine Impfung zum Schutz vor dem Coronavirus plötzlich in greifbare Nähe gerückt. Doch nun gibt es viel weniger Impfstoff als erwartet. Hausärzte sind sauer. Aber woher kommt der Impfstoff-Mangel? Der Chef des Apothekerverbands gibt Aufschluss und benennt die Folgen für Impfwillige in Köln.

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Köln: Impfstoff-Mangel – viel weniger Astrazeneca, als Arztpraxen bestellt haben

Seit Wochen beliefern die Apotheken die Kölner Arztpraxen mit Impfstoff. Doch in der kommenden Woche soll viel weniger Astrazeneca-Impfstoff bei den Hausärzten ankommen, als sie bestellt haben.

„Wir haben im Moment die Situation, dass in NRW nur beim Astrazeneca-Impfstoff die Priorisierung aufgehoben wurde. Und bei allen anderen Impfstoffen gilt weiterhin die Priorisierung. Deshalb ist für junge Menschen unter 60 Jahren die Alternative, statt zu warten, sich für eine Astrazeneca-Impfung zu entscheiden. Daher wird Astrazeneca in Köln nach einer Aufklärung der Ärzte nun auch vielfach nachgefragt und genutzt“, erklärt der Apotheker und Verbandsvorsitzende Thomas Preis gegenüber EXPRESS. Aber woher kommt der plötzliche Impfstoffmangel?

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Köln: Junge Menschen mit gesteigerter Nachfrage nach Astrazeneca

„Nach unserer Erkenntnis ist der Lieferengpass entstanden, weil die Nachfrage wesentlich gestiegen ist. Wir gehen von 20 bis 30 Prozent mehr Bestellungen der Arztpraxen in den Apotheken aus. Und die bundesweite Lieferung von einer Million Astrazeneca-Impfdosen ist nach unserer Einschätzung nicht in dieser Höhe erfolgt – lediglich 70 Prozent davon sollen es tatsächlich geworden sein und das wirkt sich natürlich auch auf Köln aus“, erklärt Thomas Preis weiter. Doch was bedeutet der Astrazeneca-Mangel nun für die nächsten Wochen? 

3500 Astrazeneca-Impfdosen weniger für die Kölner – Johnson & Johnson soll Engpass ausgleichen

„Wenn das so bleibt, bedeutet das für Köln, dass statt der erwarteten 12.500 Impfdosen von Astrazeneca lediglich 9000 Impfdosen wirklich bei den Kölner Arztpraxen ankommen. Gleichzeitig haben wir aber gerade bei den jüngeren Kölnern eine viel höhere Nachfrage“, so Preis.

Die Folge: Terminabsagen und Terminverschiebungen in den Arztpraxen. Doch laut des Verbandsvorsitzenden und Apothekers soll der Mangel schon in der letzten Mai-Woche durch eine Impfstoff-Lieferung von „Johnson & Johnson“ ausgeglichen werden.

„In der letzten Mai-Woche können die Kölner Arztpraxen dann pro Arzt mit 10 bis 20 Impfdosen von Astrazeneca und weiteren zehn bis 15 Impfdosen von Johnson & Johnson rechnen“, betont Preis.

Astrazeneca-Engpass: „Die Ärzte sind zu Recht sehr verärgert darüber“

Trotz dieser Aussichten sind die Kölner Hausärzte, die sich auf die Lieferungen verlassen und die Termine mit ihren Patienten bereits vereinbart haben, nun vielfach stinksauer.

„Die Ärzte sind zu Recht sehr verärgert darüber. Es ist ein großer Organisationsaufwand entstanden und jetzt muss Patienten oft abgesagt werden“, sagt Preis dazu.

Hausärzteverband Nordrhein skeptisch zu Johnson & Johnson-Lieferung als Ausgleich

„Innerhalb von nur einer Woche hat sich gezeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Was die Arztpraxen und die Patienten stattdessen aber brauchen, sind verlässliche Impfstoff-Lieferungen. Die Arztpraxen arbeiten beständig in Unsicherheit darüber und das ist mehr als ärgerlich. Wir werden jede Woche vor neue Situationen gestellt. Wenn Herr Preis diese Annahme trifft ist das schön und ich hoffe, dass diese auch so eintrifft und wir wirklich viel Johnson & Johnson-Impfstoff als Ausgleich erhalten können“, sagt Monika Baaken, Pressesprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein, und bleibt dabei skeptisch.

Kölner Hausärzte erleben großen Astrazeneca-Ansturm

Laut EXPRESS-Informationen ist die Nachfrage gerade bei den jungen Leuten in vielen Kölner Hausarztpraxen riesig.

Teilweise gehen E-Mails mit Terminanfragen im Minutentakt ein. Doch nun können viele Arztpraxen ihre Termine mit den Patienten nicht mehr einhalten. Ob dauerhaft ein Impfstoff-Mangel entstanden ist, können die Kölner Hausärzte jedoch erst Ende Mai beurteilen.