Kölner DomplatteSo viel verdient Stefan – er malt mit Kreide Fahnen aufs Pflaster

Optik domplatte

Viele Passanten bleiben an den Fahnen stehen und geben Geld

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Ein Meer aus kreisrunden Nationalfahnen: Mitten im WM-Fieber ist das das derzeit populärste Kunstwerk auf der Domplatte.

Besucher hinterlassen einen Haufen Münzen und sogar Scheine auf den Fahnen ihrer Herzen (wir berichteten). Hut ab vor der geldmeisterlichen Leistung des Straßenkünstlers Stefan Petrescu! Der erzählt jetzt ausführlich von seinem „Job“.

Portzrät

Stefan Petrescu ist der Flaggenmaler von der Domplatte. Er lebt in Bickendorf.

„Ja, das Interesse an den Fahnen ist schon groß....“, sagt der aus Rumänien stammende und seit achten Jahren in Köln lebende Kreidemaler. An guten Tagen kämen 200 Euro zusammen. „Hier sind natürlich viele Touristen, die sehen ihre Heimatfahnen und wollen für ihr Land symbolisch etwas geben...“

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Auf Deutschland haben viele Touristen ihr Geld gesetzt.

„Ich gebe zwei Euro für Albanien“

So sichert die Länderliebe Stefan Petrescu das Einkommen. Zum Beispiel der Junge vom Balkan, der am Freitagmittag die Arbeit des Pflastermalers betrachtete und fragte: „Malst du auch Albanien?“ Malt er. EXPRESS-Frage an den Jungen: „Wieviel willst du Albanien geben?“ „Zwei Euro.“

Fahnengeld

So war es sonst: Eine auf dem Boden aufgemalte Türkeifahne,

Das meiste Geld würde bei der Türkei, Kurdistan und dem Iran landen, auch auf der US-Fahne kommt ordentlich was zusammen, auch Deutschland geht beim Heimspiel nicht leer aus.

Acht Stunden dauert es, bis Petrescu alle Fahnen aufgemalt hat,  ein Knochenjob. „Das Sitzen auf dem harten Boden, dann die Zugluft hier am Dom - das ist schon unangenehm“, sagt er. Die Spezialkreide verschlinge auch Geld - pro Stift zwei Euro. Aber die Kunst ist sein Leben, seine Leidenschaft. 

Bei Feierabend wischt er das Fahnenmeer selber wieder weg, damit kein Unfug getrieben wird. Es gebe nämlich auch wirre Nationalisten, die  „gegnerische“ Fahnen verunglimpfen und Ärger auf der Domplatte machen. Manchmal muss er nicht selbst ran, dann übernimmt ein großer Regen die Reinigung. 

Und erfüllt so auch die Vorgaben des Ordnungsamtes, in denen es heißt: „Grundsätzlich ist auch auf der Domplatte jede Verunreinigung (s. §3 KSO) verboten. Auf der Domplatte werden die Arbeiten der Künstler  jedoch geduldet – soweit sie kein Ärgernis für die Öffentlichkeit darstellen. Die Malereien müssen ohne Rückstände und zusätzlichen Reinigungsaufwand von selbst wieder verschwinden.“

Übrigens darf man den Künstler Petrescu nicht auf Allerweltsfahnen reduzieren. Er kann auch einen Da Vinci,  Tizian oder van Gogh malen… 

(exfo)