Kölner Corona-ZickzackkursEs klingt deshalb so konfus, weil es konfus ist

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Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, hier bei einer Pressekonferenz im Oktober 2020, hat die Leitung des Krisenstabes abgegeben.

von Chris Merting (mert)

Köln – Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am 21. März die Leitung des Corona-Krisenstabes an Andrea Blome, zu dem Zeitpunkt noch Verkehrsdezernentin, inzwischen aber auch Stadtdirektorin, abgegeben. In Sachen Covid bediente Reker die ganze Palette von Null-Covid-Strategie bis zu umfangreichen Öffnungen. Ein Kommentar.

Es war wieder so ein Corona-Filmabend. In der Glotze flimmert: „Elizabeth“ – ein Historienfilm über die Königin von England. 1588, Elizabeths Reich ist in allergrößter Not, Spanien bedroht mit der Kriegsflotte wie noch nie die Insel. Die Nerven aller schleifen am Boden.

OB Henriette Reker gab Leitung des Krisenstabes ab

Da malte ich mir aus: Wie hätte es wohl aufs Publikum gewirkt, wenn Elizabeth plötzlich Folgendes erklärt hätte: „So – Mylords, Volk von England – ich gebe die Leitung des Krisenstabs wieder ab. Ich will mich verstärkt um die Aufgaben kümmern, die auf England nach der Armada zukommen.“

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2021 in Köln hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker ungefähr so die Leitung des Corona-Krisenstabs abgegeben.

Es mag ja zig praktische Gründe geben, es mag in zig anderen Städten auch so üblich sein, aber besser macht es das nicht. Manchmal sind es Signale und Bilder, die so wichtig sind fürs Publikum.

Kölner Stadtspitze mit Corona-Zickzackkurs

Apropos, welches Bild gibt die Stadtspitze in letzter Zeit eigentlich ab?

Als sich vor einigen Wochen die Corona-Zahlen so halbwegs bei 65 eingependelt hatten und vom Bund und Land Lockerungen in Aussicht gestellt wurden, überraschte Reker mit der Warnung vor vorzeitigen Öffnungen. Und sie plädierte für eine Null-Covid-Strategie mit dem Inzidenzwert von 10 als Ziel.

Die Realität war eine andere. Als die Zahlen wieder weitaus höher waren und das Land die Schulöffnungen trotz all der Proteste durchpaukte, begrüßte Reker plötzlich die Schulöffnungen.

Zwischendurch machte sich die Stadtspitze über das „Verweilverbot“ in Düsseldorf ein wenig lustig – und verhängte für Köln ein Straßenmusik-Verbot.

OB Reker schlägt Köln als Modellstadt vor

Als die Kanzlerin die Bevölkerung auf Verschärfungen einschwor, ging Reker just mit der Idee an die Öffentlichkeit, die Millionenstadt Köln als Modellversuch für umfangreiche Lockerungen auszuwählen.

Jetzt bekennt sich Köln zur Notbremse. Und erklärt den Verzicht, den Verzicht auf die Notbremse beantragen zu wollen – zumindest vorerst.

Das alles klingt deshalb so konfus, weil es konfus ist.

Und was sagen die Grünen als stärkste politische Kraft in der Stadt zu alledem? Sendepause.

Zurück zum Film, zu Elizabeth. Die Armada nähert sich unaufhaltsam, Elizabeth hadert: Was tun? Null-Spanier-Strategie fahren? Abwarten? Rückzug? Ja, was?

Dann haucht ein Berater mit sonorer Stimme in die Nacht: „Eines ist gewiss. Wenn der Sturm losbricht, verstummen die einen vor Schrecken. Und die anderen breiten einem Adler gleich die Flügel aus und schwingen sich empor.“

Ach... Ja, ich weiß, nur ein Film. Aber wer ist im falschen?