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Biergarten bleibt vorerst dichtLotta im Kampf gegen den Leerstand in der Stadt

Bier und Beton Lotta Biergarten

Der Lotta-Biergarten „Bier und Beton“ in der Südstadt kann vorerst nicht betrieben werden. 

von Arno Schmitz (schmi)

Köln – In Krisen können Menschen kreativ werden. Doch Vorschriften bleiben Vorschriften – selbst wenn die Behörden in Zeiten der Corona-Pandemie vereinfachte Verfahren in Aussicht stellen. Wenn dann aber die Behörden die Vorschriften nicht bis ins Detail kommunizieren, wird es bitter – diese Erfahrung machten nun auch die Betreiber der Südstadt-Kneipe Lotta mit ihrem Biergarten „Bier und Beton“.

Diese kleine Wohlfühl-Oase hatten sie in der Baulücke am Karthäuserwall zunächst mit viel Liebe, Arbeit und auch finanziellem Aufwand aus dem verwahrlosten Boden gezaubert, um „einerseits der Corona-Krise, die uns als Gastronomen hart trifft, ein Schnippchen zu schlagen, andererseits aber auch eine sinnvolle Zwischennutzung des Geländes zu etablieren, dass doch seit vielen Jahren ein negatives Beispiel für Leerstand im städtischen Raum ist“, schreiben die Betreiber nun in einer öffentlichen Mitteilung.

Köln Südstadt: Biergarten musste schnell wieder schließen

Der Grund für diese Mitteilung: Bereits nach rund zwei Wochen mussten sie den Ende Juli eröffneten „Bier und Beton“-Garten wieder schließen, durften bis dato nicht wieder eröffnen. „Statt kreative Wirte mit transparenten und effektiven Verfahren in der Krise zu unterstützen, herrscht bei der Stadtverwaltung Uneindeutigkeit“, klagt die Lotta.

Nach einer konkreten Anfrage beim Ordnungs- und Bauamt habe man zunächst gute Aussichten für eine temporäre Nutzung ohne lange bürokratische Verfahren erhalten.

Bauamt laut E-Mail nicht zuständig

Auch habe man in dem Gespräch mitgeteilt, dass es sich um ein Abrissgelände handele. Zunächst sei vom verkürzten Verfahren – wie etwa für die Parkplätze - die Rede gewesen. „Das Bauamt gab uns per Mail die Rückmeldung für eine temporäre Nutzung bis 31.10. nicht zuständig zu sein“, schreibt die Lotta.

Als der Laden erst mal brummte und die Betreiber sich freuten, dass sich der Aufwand gelohnt hatte, forderte das Ordnungsamt dann doch einen Prüfbericht durch einen Sachverständigen und schloss den Biergarten. Die von der Lotta im Vorfeld durch einen Architekten bereits veranlasste Überprüfung reichte dem Amt nicht zur Wiedereröffnung.

Stadt Köln erklärt Grund für die geforderte Statik-Prüfung

„Stattdessen wurde nun (endlich!) konkretisiert, dass es einen Bericht eines „qualifizierten Tragwerksplaners“ bräuchte, der die Beschaffenheit und den Zustand der Deckenplatte in Augenschein nehmen und mit alten Plänen vergleichen müsste“, schreiben die Betreiber. „Dies jedoch zügig in die Wege zu leiten, scheint uns nach den ersten Anläufen in entsprechenden Büros zu diesem Zeitpunkt weder zeitlich noch finanziell machbar, da kostbare Zeit bereits verloren ist.“

Stadt auf Anfrage: Normalerweise ist Baugenehmigung erforderlich

Der Grund für die Notwendigkeit dieser Überprüfung sei, dass die genutzte Fläche größer als 40 Quadratmeter sei und über einem Keller liege, erklärt die Stadt auf EXPRESS-Nachfrage, dies sei zunächst nicht bekannt gewesen.

Das „vereinfachte Verfahren“ greife bei kleineren Erweiterungsflächen wie Parklücken und Parkplätzen, erklärt Sprecher Robert Baumanns: „Weil es sich bei der Fläche um eine Baustelle/Bauruine handelt und der Biergarten mehr als 40 Quadratmeter der Fläche einnimmt, ist normalerweise eine Baugenehmigung erforderlich. Während „Corona“ wird auf dieses Erfordernis ausnahmsweise verzichtet.“

„Das ist auch im Interesse der Biergartenbetreiberinnen und ihrer Gäste.“

Wäre also auch noch alles okay. Doch dann kommt das großer „ABER“ von Baumanns: „Nach Kenntnis der Stadt Köln befindet sich unterhalb der Außengastronomiefläche „Biergarten Lotta“ ein Kellergeschoss. Ein Tragwerksplaner (Statiker) muss bestätigen/bescheinigen, dass der Boden, auf dem der Biergarten „steht“ (also die Decke des Kellergeschosses) stabil/nicht einsturzgefährdet ist und allen Erfordernissen der Statik eines Bauwerks genügt.“

Es gehe um Standsicherheit der verbliebenen Kellerdecke sowie des Bereiches an der Stelle des ehemaligen Treppenabganges, der eventuell noch weitergehend zu ertüchtigen sei: „Das ist auch im Interesse der Biergartenbetreiberinnen und ihrer Gäste.“

Durchaus. Allerdings dürfte bei den Betreibern die Frage bleiben, warum man ihnen dies nicht sofort mitteilen konnte. Trotz einer „theoretischen Aussicht auf Genehmigung“ schaue man statt auf einen laufenden Betrieb wieder auf ungenutztes Gelände, klagen sie und fordern in Krisenzeiten „von der Verwaltung der Stadt Köln transparente Wege“.

„Gegen den Leerstand in Stadt und Glas!“ 

Es gelte weiterhin: „Gegen den Leerstand in Stadt und Glas! Brachgelände in der Stadt nutzen! Räume sinnvoll und mit gebotenem Abstand mit Leben füllen!“

Damit dies noch zeitnah bei halbwegs angenehmen Wetterbedingungen geschehen kann, wäre jetzt Tempo angesagt. Nach Eingang der vollständigen und fehlerfreien Unterlagen gehe es schnell, erklärt Baumanns. Im Übrigen sei das Amt mit den Betreibern im Austausch und diese würden „über jeden neuen Arbeitsschritt der Verwaltung informiert“.

Bliebe die Kostenfrage. Nach EXPRESS-Informationen ist der betreffende Keller in der derzeitigen Bausituation nur mit viel Aufwand begehbar. Ob der beliebte Biergarten diesen Sommer noch einmal öffnet, steht in den Sternen.