Kölner Bau-DesasterNeues von der Kölner Oper: Es wird noch mal teurer und dauert länger...

Opernbaustelle

Die Opernbaustelle wird teurer.

Köln – Wann wird das Opernquartier mit Opernhaus und Schauspiel am Offenbachplatz endlich fertig? Wann wird man in der sanierten Oper eine erste Aufführung sehen? Und wieviel wird das „Desaster“, wie es Oberbürgermeisterin Henriette Reker nannte, am Ende kosten?

Bernd Streitberger legt neue Zahlen vor

Dazu legte der Technische Betriebsleiter und frühere Kölner Baudezernent Bernd Streitberger am Dienstagmittag neue Zahlen vor. Bereits 2017 hatte er, nach einer ersten Bestandsaufnahme, neue Zeit- und Kostenprognosen vorgelegt. Damals ging er von einer Übergabe von Opern- und Schauspielhaus im vierten Quartal 2022 aus und von Kosten von 545 bis 570 Millionen Euro.

Es wird teurer und dauert länger – aber nicht viel

Seit Dienstag ist klar: Es wird teurer und es wird länger dauern. Allerdings, und das ist das Erfreuliche und überdies für Kölner Verhältnisse ungewöhnlich: Es sind nur sechs Monate und eine Million Euro mehr.

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Oberbürgermeisterin Reker „erleichtert“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (62, parteilos) zeigt sich erleichtert, dass die prognostizierten Kosten sich nach wie vor in dem schon 2017 genannten Rahmen bewegen. „Darin sehe ich ein wichtiges Signal, dass die Kostenplanung verlässlich ist – auch wenn die im Raume stehenden Summen weiterhin enorme Dimensionen haben“, erklärt Reker. Sie schmerze allerdings die um sechs Monate verzögerte Übergabe.

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Oberbürgermeisterin Henriette Reker (M.) und der Technische Betriebsleiter der Bühnen, Kölns früherer Baudezernent Bernd Streitberger (l.), erläutern den aktuellen Stand bei der Sanierung des Opernquartiers. Rechts: Alexander Vogel, Leiter des Presseamtes und Sprecher der OB.

Inbetriebnahme eine Spielzeit später?

Bei einer Übergabe Ende 2022 hätte man es wohl schaffen können, in der Spielzeit 2023/24 (beginnt nach den Sommerferien 2023) wieder am Offenbachplatz zu spielen. Das scheint bei einer Übergabe im zweiten Quartal 2023 eher unwahrscheinlich.

Streitberger wollte schnellstmöglich Sicherheit

Streitberger will sich dazu nicht äußern, das sei Sache der Intendanten von Oper und Schauspiel. „Wichtig war uns, dass wir in Sachen Kosten und Termine schnellstmöglich Sicherheit gewinnen“, so der Technische Betriebsleiter. „Das ist uns trotz nach wie vor vorhandener kleiner Prognoseanteile in den vorgestellten Zahlen gelungen. Auf der Kostenseite sehen wir uns durch die Planung in unserem Prognoseansatz von 2017 bestätigt.“

Mit der notwendigen Projektverlängerung um zwei Quartale habe sich sein Team lange und intensiv auseinandergesetzt. „Uns ist bewusst, was die Verlängerung für die Stadt, unser Publikum und die Bühnen selbst bedeutet. Realistisch betrachtet und mit Blick auf die nun geplanten noch anstehenden Maßnahmen führt aber leider kein Weg an dieser Verlängerung vorbei“, bilanziert Streitberger.

Eine Verzögerung um ein zusätzliches Quartal gegenüber der Prognose von 2017 resultiere aus der Verlängerung der Planung, die im weiteren Projektverlauf nicht zu kompensieren ist. Weitere drei Monate werden für Bauausführung und Inbetriebnahmen notwendig.

5000 Dokumente und Pläne

Bernd Streitberger stellt fest: „Dieser Planungsprozess war für alle Beteiligten ein Kraftakt, bei dem uns noch einmal die enormen technischen Herausforderungen der Bühnensanierung vor Augen geführt wurden. Am Ende wurden mehr als 5.000 Dokumente und Pläne zu den rund 2.300 Räumen von den Planungsteams vorgelegt. Diese sind nun vom Bauteam der Bühnen, vom Planungskoordinator, vom Projektsteuerer, vom Objektüberwacher und vom koordinierenden Architekten geprüft. Zentrale Genehmigungsfragen waren bereits vor der Abgabe von den Planern direkt mit den Sachverständigen abgestimmt worden.“

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Blick von der Hauptbühne in den Publikumsraum des Opernsaals. Frühestens 2023 werden hier Opernfans sitzen.

OB Reker: „Toxisches Erbe“

Die OB sprach von einem „toxischen Erbe“, das sie mit Amtsantritt im Novermber 2015 übernommen habe. Damals sei es ihr darum gegangen, „in das Desaster Transparenz, Ehrlichkeit und Berechenbarkeit zu bringen“, so Reker.

Im Juni 2015 hatten Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und die Intendanten der entsetzten Öffentlichkeit verkündet, dass die Sanierung nicht mehr bis September 2015 zu schaffen sei und außerdem viel teurer werde.

Das hatte EXPRESS bereits im Oktober 2014 berichtet – und war dafür scharf kritisiert worden. Das seien alles Spekulationen, die durch nichts belegt seien, sagte Laugwitz-Aulbach damals. Neun Monate später wurde aus den angeblichen Spekulationen bittere Wahrheit.

Verspätung um insgesamt acht Jahre

Und nach den neuen Prognosen Streitbergers, in dessen Verantwortung – auch das gehört zur Wahrheit – die ursprüngliche Planung lag, werden Oper und Schauspiel insgesamt acht Jahre später fertig als geplant.

In zwei Jahren, Mitte 2021, will der Technische Betriebsleiter den restlichen Zeitplan verbindlich festzurren.