62 KündigungenBagatelle-Mitarbeiter vor Aus: Kölner Szene-Wirt mit Hilferuf

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Die Bagatelle in der Kölner Südstadt.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Es ist kein Ruf, es ist ein Schrei nach Hilfe.

Abgesetzt von den Mitarbeitern der Szene-Gastronomie Bagatelle, die davor stehen, Anfang des nächsten Monats wegen der Corona-Krise ihren Job zu verlieren.

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Gerade erst hatte das trendige Kultlokal seinen fünften Geburtstag gefeiert – bitterer geht es nicht. Inhaber Daniel Rabe und seine Crew schreiben:

„In Köln möchte uns im Moment nur die SPD helfen, hat da aber keine Mehrheit für. In Berlin möchte uns niemand helfen. Wir verstehen es nicht, wir hatten immer das Gefühl, wir wären erwünschter Teil des Systems.”

Weitere Kölner Kleinunternehmer in Notlage wegen Corona

Bekommt die Bagatelle keine Hilfe, können die Mitarbeiter des Ladens, der derzeit wie alle Restaurants ohnehin wegen der Restriktionen rund um das Coronavirus geschlossen hat, ab dem 1. April auf Jobsuche gehen.

Unverschuldet in eine Notlage geraten. So viele Kleinunternehmer können derzeit ein Liedchen davon singen.

Die Bagatelle-Crew hat im Veedel durch ihre Beliebtheit eine ganze Community hinter sich und versucht nun verständlicherweise auf das Dilemma öffentlich hinzuweisen.

Ohne Larmoyanz, aber durchaus fordernd. Es ist längst fünf nach zwölf. Geld wird dringend benötigt, um die Jobs zu retten und die Läden irgendwie über Wasser zu halten.

Appell von Kölner Südstadt-Lokal Bagatelle

Konkret wird die Politik, und in Person Oberbürgermeisterin Henriette Reker angesprochen:

„Wir appellieren hiermit bitterlich an die Parteien im Rat, an die Stadt Köln und an die Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie könnten es morgen im Rat der Stadt Köln beschließen, Sie bekämen das Geld aus Berlin sofort, Sie sitzen am längeren Hebel. BITTE lassen Sie uns nicht hängen, wir haben diese Stadt auch nie hängen lassen und versprechen, dass wir auch nach der Krise wieder für euch da sind. Mit ganzer Kraft.”

Ob der Verzweiflungs-Appell doch noch Gehör findet?

Es wäre für das Veedel unglaublich schade, wenn die Erfolgsstory der Bagatelle, Ursprung vieler Events und Plattform diverser Bands, ein jähes Ende fände. Viele haben dem Laden und seinen Betreibern einiges zu verdanken.

EXPRESS fragte Rabe selbst, wie die Lage ist. Seine Antwort: „Wir haben 62 Kündigungen schreiben müssen.“

Das sagt der Wirt selbst zur Lage

Der Wirt: „Wir haben uns mit dem Fraktionsvorsitzenden der SPD unterhalten, der eine Lösung über die Stadt Köln befürwortet. Das fände ich super. Aber im Moment scheint die SPD da alleine.”

Weiter sagt er: „Unsere Aushilfen sind das Herz der Läden. Mit vielen bin ich befreundet, einige sind selber Krankenpfleger oder Erzieher.” Er findet, dass es gar nicht sein dürfe, dass es für diese Leute überhaupt keinen Cent gebe.

„Ich höre das von vielen Gastronomen im Moment. Manche sagen, dass sie eher Pleite gehen, bevor sie sich von langjährigen Mitarbeitern trennen.“

Aushilfen weinten am Telefon, berichtet er.

„Die wissen ja auch nicht, wie es irgendwann weitergeht. Was ist denn, wenn wir im Sommer zwei Meter Abstand zwischen den Tischen haben müssen? Dann wissen die genau, dass ein Teil überflüssig wird.“

Anmerkung der Redaktion: Zunächst haben wir berichtet, dass die Bagatelle vor dem Aus stehe. Allerdings betrifft das Aus zunächst nur die Mitarbeiter, nicht das Lokal.