Kölner AltstadtWirt platzt der Kragen: So läuft das Geschäft bei uns wirklich

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Frank Markus ist seit 16 Jahren Gastronom in der Kölner Altstadt.

von Bastian Ebel (bas)

Köln  – Die Wirte der Kölner Altstadt – sie sind ein verschwiegenes Völkchen. Doch in der Diskussion um Karneval, dem Ruf als Partyhochburg durch Junggesellenabschiede oder den Touri-Ansturm bricht Gastronom Frank Markus (53) vom „Dom im Stapelhaus“ sein Schweigen.

Denn dem Wirt reicht es. Im EXPRESS-Interview redet er über Exzesse rund um St. Martin, die Zusammenarbeit mit der Stadt und warum sich die Wirte nicht immer einig sind.

Herr Markus, wann steigt bei Ihnen im Stapelhaus der Kölsch-Preis über zwei Euro? Frank Markus (lacht): „Ich habe noch nichts gehört. Soweit ich aber weiß, ist da vonseiten der Brauerei nichts geplant. Für das Stapelhaus kann ich aber sagen, dass wir erst einmal nicht über die magische Marke gehen werden.“

Da würden Sie doch weiter Gewinn machen? Markus: „Was heißt denn Gewinn? Viele denken, die Wirte in der Altstadt machen sich die Taschen voll. Stimmt so aber nicht. Denn wir liegen im Herzen der Stadt. Das bedeutet, wir zahlen auch richtig viel Pacht für unsere Objekte und für das Personal. Dafür empfinde ich die Preise als moderat.“

Der Ruf der Altstadt-Gastronomen ist eher, dass sie gut verdienen. Zum Beispiel an Touristen oder an Junggesellenabschieden. Und dann weg schauen, wenn es exzessiv wird. Markus: So ist das Bild, das ist aber falsch. Man hat in den letzten Jahren viel getan, die Altstadt so richtig runter zu putzen, auch in den Medien. Denn hier wird nicht gepöbelt, gekotzt und gesoffen. Im Stapelhaus kommt schon gar kein Junggesellenabschied mehr rein. Wir arbeiten mit einer Agentur zusammen, die kontrollieren vorher, ob die Gruppe nicht zu betrunken ist. Wenn das der Fall ist, werden sie abgewiesen.

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Exzesse an Karneval und Partyhochburg: Die Kölner Altstadt hat sich einen zweifelhaften Ruf erworben.

Trotzdem sind die Szenen in den kleinen Gässchen manchmal nicht zum Aushalten ... Markus: Dass in der Altstadt getrunken wird, war immer so. Dafür kommen die Menschen auch zu uns, wir sind Visitenkarte von Köln. Soll ich mich dafür entschuldigen, dass wir auch von Touristen leben? Das war schon immer so.

Aber viele Kölner haben den Eindruck, dass es exzessiver geworden ist ... Nehmen wir das Beispiel Karneval: Jeder Laden hatte seine eigenen Türsteher, die Polizei und das Ordnungsamt haben einen tollen Job gemacht. Hier in der Altstadt war es ruhig. Das wird aber nie so gesehen, weil es immer heißt: Heumarkt gleich Altstadt. Es haben 99 Prozent friedlich gefeiert. Aber am nächsten Tag steht überall: In der Altstadt ist ein Verrückter mit Kabelbinder unterwegs.

Hätten wir nicht darüber berichten sollen? Auf jeden Fall. Aber auch ihr beim EXPRESS könntet ja auch mal hinschauen, wie viele Qualitäten die Altstadt hat: die gastronomische Vielfalt, das wunderbare Flair am Rhein, die Begegnungsstätte von Menschen aus aller Welt, die bunt geschmückte Altstadt zur Weihnachtszeit. Sie bildet das Herz von Köln am Rhein. Das kommt mir viel zu kurz.

Was kann man denn tun, um den Ruf wieder aufzupolieren? Da müsste man sich vielleicht erst einmal unter den Wirten einig sein.

Sie sind sich nicht einig? Sonst denkt man immer, die Truppe hält zusammen? Es gibt bei uns viele Wirte, die an einem Strang ziehen. Insbesondere die urkölschen Gaststätten arbeiten gut miteinander. Es gibt aber auch Wirte, die bringen eine andere Mentalität mit und sind nicht unbedingt aus Köln. Das macht die Sache schwieriger.

Muss man denn Kölner sein? Denn viele Kölner gehen ja nicht in die Altstadt. Markus: Mein Reden! Die Altstadt muss wieder offen für die Kölschen werden. Ich probiere das regelmäßig mit Konzerten von kölschen Bands oder kölschen Veranstaltungen. Oder mit den Exponaten von Willy Millowitsch. Das ist ein schwieriger Weg. Aber nur so kann es gelingen, dass wir Menschen aus Köln, Frechen, Bergisch Gladbach hierhin bekommen.

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Klartext im Dom im Stapelhaus: Chef Frank Markus (l.) mit EXPRESS-Redakteur Bastian Ebel

Was kann die Stadt Köln tun? Markus: Mit der Stadt ist die Zusammenarbeit ein bisschen wie die Gefühlslage beim 1. FC Köln: Mal freut man sich ungemein und mal kann man es nicht fassen.

Haben Sie ein Beispiel? Markus: Persönlich würde ich gerne meine Gastronomie über die Wiese bis zum Rhein erweitern. Das hätte mediterranes Flair und wir könnten so Sorge tragen, dass genau dieser Streifen sauber bleibt. Das wird seit Jahren abgelehnt. Stattdessen wird dann dort im Sommer gegrillt und die Reste räume ich dann teilweise weg.

Muss man eigentlich auch ein wenig bescheuert sein, Wirt in der Kölner Altstadt zu werden? Markus: Sagen wir es so: Ich würde es immer wieder machen. Hätte ich die Chance nicht genutzt, würde ich mir vielleicht in den Hintern beißen heute. Reich werde ich aber mit Sicherheit nicht, schauen sie mal bei mir aufs Konto. Wir kämpfen aber weiter, weil die Altstadt wirklich ein schöner Fleck von Köln ist.