Kölnbäder-EröffnungHat die Rettungsschwimmerin jetzt Angst vor Mund-zu-Mund-Beatmung?

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Rettungsschwimmerin Elin mit ihrem Freund Jendrick am 21. Mai 2020 im Kölner Stadionbad.

Köln – Köln in Zeiten von Corona, Kurzarbeit, Existenzsorgen – und dann das: Traumwetter, Feiertag, Vatertag, Freibäder geöffnet!

Für ein paar Stündchen waren alle Sorgen vergessen. Die Sonne küsste Köln und zauberte Lebensfreude und Unbeschwertheit in die Stadt.

So wie vor zehn Tagen die Kölner nach Kölsch dürsteten und endlich die Kneipen wieder aufmachen (hier lesen Sie mehr), sprangen die Kölner ins Wasser wie Fische, die sich nach ihrem Element sehnen.

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Motto: Köln schwimmt sich frei! Schon als das Stadionbad (neben Lentpark, Zollstockbad und Höhenbergbad) um 10 Uhr öffnete, strömten die Gäste mit ihren E-Tickets herein. Es lief locker an, die Obergrenze von 275 Gästen in der ersten Stunde wurde nicht erreicht.

„Schreibt bitte, dass es total furchtbar war“, scherzte ein Gast nach dem morgendlichen Schwimmen, der sich um 11 Uhr wieder aufs Rad schwang. „Wir wollen nicht, dass so viele Leute kommen und das Stadionbad wieder so voll wird!“

Und sein Kumpel meinte: „Nee, es war einfach genial. Super sauber alles, tolle Atmosphäre und perfekter Platz zum Schwimmen. Sonntag kommen wir wieder.“

Kölnbäder öffnen vier Freibäder mit dem neuen E-Ticket

Wer sich einmal an alle neuen Corona-Regeln bei den Kölnbädern (hier lesen Sie mehr) gewöhnt hat, sieht die Vorteile: Statt zeitraubendem Bargeldklimpern an der Kasse bei hunderten Gästen in der Schlange, wird nun blitzschnell das vorbestellte, für die Einlassstunde („Slot“) gültige und schon bezahlte E-Ticket gescannt – und man ist nach kurzer Zeit drin.

Dann kann man die Mund-Nasen-Schutz abnehmen, desinfiziert sich die Hände und kann sich frei, aber überall mit Abstand, bewegen.

Auch Till (14) wollte nur eins: Ab ins Wasser. Der Top-Schwimmer vom TV Rodenkirchen krault die 50 Meter in 36 Sekunden. Jetzt zieht er wieder seine Bahnen: „Ich saß oft zuhause und wollte unbedingt wieder ins Becken. Wie habe ich das Wasser vermisst!“

Was jedem auffällt – und vielfach positiv: Es ist viel ruhiger als in den Sommern vergangener Jahre. Keine wilden Horden, die ins Wasser springen, kein Geschrei von Halbstarken, keine Groß-Picknick-Fraktionen auf den Liegewiesen.

Disziplin ist angesagt, bei der Einhaltung der Hygienevorschriften, aber auch beim Badebetrieb.

Klar ist aber auch: Durch die Obergrenzen bei den Slots wird schätzungsweise nur noch deutlich weniger als die Hälfte der gewohnten Besucherzahl erwartet. Dürfen jetzt maximal 3000 Personen über den Tag verteilt ins Bad, waren es im vergangenen Jahr bis zu 9800.

„Für uns bedeutet das: Weniger Erlös, mehr Aufwand. Wir haben auch das Kontingent an Bademeistern, Securitys und Servicekräften verdoppelt. Aber damit müssen wir leben“, so Kölnbäder-Geschäftsführerin Claudia Heckmann zum EXPRESS. „Unsere Aufgabe ist ja nicht, Gewinne zu erzielen, sondern als Daseinsvorsorge den Kölner Bürgern das Schwimmen zu ermöglichen.

Rettungsschwimmerin ist Corona im Notfall egal

Im wahrsten Sinne des Wortes lief alles in geregelten Bahnen ab. Wie an einer Perlenkette zogen die Schwimmer ihre Runden. An der Rutsche und am Sprungturm gab es keine Menschentrauben.

Auch Elin (19), Rettungsschwimmerin beim DLRG, fühlt sich im 50-Meter-Sportbecken pudelwohl: „Es ist einfach ein gutes Gefühl, wieder in den Alltag zu kommen und Corona mal zu vergessen. Klar ist aber auch: Wenn ich jemanden retten muss, denke ich nicht an Corona – und mache notfalls auch Mund-zu-Mund-Beatmung.“