Zuschauer im Stadion?Mega-Zoff: Fortuna will Studie, Stadt Köln antwortet eindeutig

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Für Fans bleibt das Südstadion, hier ein Foto aus dem Jahr 2020, auch zu Forschungszwecken tabu.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Können getestete Zuschauer mit ausreichend Abstand und FFP2-Maske in ein Fußballstadion? Dieser Frage wollte ein Kölner Expertenteam um Gesundheitswissenschaftler Professor Dr. Thomas Kurscheid, Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule sowie Experten der Uniklinik auf den Grund gehen. Doch daraus wird nichts: Die Stadt Köln hat ihre Anfrage abgewiesen.

  • Corona-Studie im Kölner Stadion abgesagt
  • Sporthochschule wollte 300 Zuschauer beobachten
  • Stadt Köln verweist auf Corona-Regeln

Zusammen mit Fortuna Köln wollten sie es genauer wissen: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr für Besucher von Fußballspielen wirklich? Bislang fehlen Daten dazu und rein vorsichtshalber wird die Zuschauerbeteiligung verboten.

Daher stellte die Gruppe beim Gesundheitsamt an den Leiter Dr. Johannes Nießen eine Anfrage. Die Aufgabe: Die Fortuna wollte das Hygienekonzept mit 300 Besuchern durchlaufen, die unmittelbar vor dem Spiel getestet wurden, eine FFP2-Maske tragen und mit Abstand zueinander im Südstadion sitzen. Zudem hat jeder Zuschauer eine spezielle Infektions-Nachverfolgungs-App eines Kölner Unternehmens auf dem Smartphone.

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Fortuna Köln: Corona-Daten wären enorm wichtig

„Diese Daten sind in den Augen von Fortuna Köln essenziell, um bei der schrittweisen Rückkehr zu Sport- und Kulturveranstaltungen mit Zuschauern die vorgelegten Hygienekonzepte fachgerecht beurteilen zu können“, so Niklas Müller, Hygienebeauftragter von Fortuna Köln.

Froböse und Kurscheid im Südstadion

Verstehen die Reaktion der Stadt nicht: Professor Ingo Froböse (l.) und Professor Thomas Kurscheid im Südstadion.

Für diese Studie mit der Sporthochschule sieht Professor Kurscheid keine Gefahr für einen eventuell entstehenden Hotspot: „Schnelltests dienen im Augenblick sogar dazu, die Schwächsten und Kränksten in unserer Gesellschaft zu schützen: die Bewohner der Alten- und Pflegeheime. Die Sicherheit der Schnelltests erhöhen wir in der Studie nun noch weiter durch FFP2-Masken, Abstand sowie die frische Luft. Dadurch ist eine Ansteckung im Open-air-Stadion so gut wie unmöglich, zumal die Auslastung des Südstadions bei der Studie unter drei Prozent liegt.“

Stadt Köln: Corona-Studie darf nicht stattfinden

Ähnlich sieht das Professor Froböse, der mit den Teams dann die Abläufe genauestens untersucht hätte.

Doch die Stadt Köln wiegelt ab. „Die aktuelle Coronaschutzverordnung NRW schließt die Teilnahme von Zuschauern an Sportveranstaltungen aktuell aus“, so ein Sprecher gegenüber EXPRESS. „Ausnahmen von Geboten und Verboten dieser Verordnung können die zuständigen Behörden nur in den ausdrücklich in dieser Verordnung vorgesehenen Fällen erteilen.“

Und weiter: „Fußballspiele vor Zuschauern für Studienzwecke gehören nicht dazu. Zudem ist die Durchführung einer solchen Studie aus infektionshygienischer Sicht, insbesondere vor dem Hintergrund der Ausbreitung der neuen Virusvarianten, aktuell nicht vertretbar.“

Corona-Studie in Köln: Experten sind sauer

Für das Expertenteam eine nicht nachvollziehbare Antwort. Kurscheid: „Wir sollten schon wissenschaftlich tiefer ergründen, wo wirklich Ansteckungsgefahr herrscht und uns nicht auf Vermutungen verlassen. Je eher wir Daten haben, desto eher können wir uns einer 'neuen Normalität' für das Leben mit dem Coronavirus stellen. Dazu zählt auch die Tolerierung eines gewissen Restrisikos, das einfach zum menschlichen Leben dazu gehört!“

Dass diese Studie vielleicht mit voranschreitenden Impfungen und vermehrten Tests noch durchgeführt werden könnte, bleibt offen. Dazu der Stadt-Sprecher: „Eine derartige Studie kann dann durchgeführt werden, wenn die Durchführung im Rahmen einer neuen Coronaschutzverordnung NRW zulässig ist und im Hinblick auf das Infektionsgeschehen vertretbar erscheint.“