Der Grund ist unglaublichRhein-Verbot für alle Bewohner von Worringen

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Der Weidezaun in Worringen geht runter bis ans Ufer. Entlang des Ufers darf man nicht laufen.

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Zufrieden stehen die Rinder da auf der Weide, kauen saftiges Gras und genießen dabei eine herrliche Aussicht auf den Rhein, der den Einwohnern von Worringen seit 14 Tagen verwehrt wird. Denn Straßen.NRW hat in Absprache mit dem Umweltamt das gesamte Naturschutzgebiet eingezäunt. Aber es gibt heftigen Gegenwind. Ganz Worringen ist sich einig: „Der Zaun muss wieder weg.“

Niemand kannte die radikalen Pläne der Stadt

Ganz still und heimlich geschah es. Bereits 2014 wurde das Beweidungskonzept im städtischen Pflege- und Entwicklungsplan (Pepl) geändert, aber erst am 18. April 2019 veröffentlicht. Darin enthalten ist ein Passus, dessen Tragweite niemand erahnen konnte. Das Areal wird dort als „Extensivgrünland mit Ganzjahres- oder saisonaler Beweidung mit Großvieh" beschrieben. Prima, dürften einige Bewohner gedacht haben. Da kommen dann ein paar Kühe auf die Weide und alles ist gut.

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Entsetzt: Der Vorsitzende des Bürgervereins Worringen, Kaspar Dick, am Tatort.

Unfassbare 31 Hektar für ein paar Rinder

Aber nichts ist mehr gut. Ganz Worringen ist auf dem Baum. Nachdem vor 14 Tagen zig Holzpfähle in den Boden gerammt wurden und dann eine 31 Hektar große Weide für ganze acht Mutterkühe samt ihren Kälbchen und einem Bullen entstand, dämmert es den Bewohnern. Denn ihre üblichen Trampelpfade endeten plötzlich vor einem Weidezaun, der neben Strom sogar Stacheldraht trägt. In einem Naturschutzgebiet eine unsinnige Maßnahme. Denn Vögel und Eulen verfangen sich oft nachts im Stacheldraht und sterben grausam.

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Die glücklichen Glanrinder von Worringen am Rhein.

Worringen will sich dagegen zu Wehr setzen

Für Kaspar Dick, Vorsitzender des Bürgervereins Worringen, ist die Maßnahme eine Frechheit: „Wir sind entsetzt, dass man Menschen von der Natur ausschließt und uns den Zugang zum Rhein einfach wegnimmt. Das werden wir uns alle hier auf keinen Fall gefallen lassen. Die Wut ist massiv", erklärt er. Inzwischen habe man Unterschriften gesammelt und wolle eine Petition einreichen.

Leverkusener Brücke ist Ursache der Maßnahme

Straßen.NRW hatte die städtische Maßnahme umgesetzt, weil beim Bau der Zufahrtswege zur Leverkusener Brücke Grünflächen wegfielen. Daher habe man als Ausgleichsmaßnahme nun das seit 1991 bestehende Naturschutzgebiet komplett eingezäunt, um es besser vor den Menschen zu schützen. Das Problem: Es gibt zwar noch einen Fußweg zum Rhein. Aber kann man nicht mehr nach links oder rechts am Ufer entlang gehen. Und genau das wollen die Menschen.

Vor allem die vielen Hundebesitzer sind wütend

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Hundebesitzerin Angelika Hamerer (50) und David Smolarczyk (49) sind sauer über die Maßnahme.

Hundebesitzer wie Angelika Hammerer (50) und David Smolarczyk (49) sind wütend: „Sollen wir jetzt mit unseren Hunden an der B 9 entlang gehen? Wir wollen wieder runter zum Rhein. Wir sind entsetzt, was die Stadt da über unsere Köpfe hinweg angerichtet hat."

Zaun muss jetzt täglich überprüft werden

Inzwischen gibt es auch Leute, die es radikaler angehen: Sie durchtrennten den Zaun bereits mehrfach. Nun muss täglich ein Team von Straßen.NRW prüfen, ob der Zaun beschädigt ist, damit nicht irgendwann einmal die Glanrinder auf der Neusser Landstraße auftauchen.