Ausgangssperre KölnDeutliche Reaktionen: Diese Geschäfte machen jetzt um 21 Uhr dicht

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In Köln tritt in der Nacht auf Samstag (17. April) eine Ausgangssperre in Kraft. Viele fragen sich, bis wann sie etwa noch zum Supermarkt können.

von Marion Steeger (MS)Adnan Akyüz (aa)

Köln – Die vom Krisenstab beschlossene Ausgangssperre in Köln hat zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Kurz nach der Verkündung am Freitag (16. April) folgte die erste Kritik. Die Entscheidung hat aber auch manche Fragen aufgeworfen, ob und wie etwa Supermärkte auf die neue Maßnahme reagieren.

  • Ausgangssperre in Köln
  • Erste Reaktionen mit Kritik an Maßnahme
  • So läuft es bei Supermärkten wie Rewe

Die Entscheidung um die Ausgangssperre in Köln wurde wie erwartet am Freitag verkündet. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Strafe von 250 Euro rechnen.

Prompt folgten die ersten Reaktionen etwa aus der Kölner Wirtschaft. Die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) und der Handelsverband für die Region NRW Aachen-Düren-Köln haben auf die Ausgangssperre in Köln aus Sicht ihrer Branchen reagiert.

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Die Industrie und Handwerkskammer (IHK) in Köln etwa ist deutlich gegen eine Ausgangssperre in Köln. IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald hat sich gegen diese Maßnahme ausgesprochen.

Sie sagte: „Wir sprechen uns als IHK deutlich gegen Ausgangssperren in jeglicher Form aus. Denn sie bedeuten erneute Unsicherheit und Mehraufwand für unsere Betriebe. Fragen zu Ausnahmeregelungen und gültigen Passierscheinen sind ungeklärt. Fakt ist, dass die regionale Wirtschaft alles tut, damit sich die Pandemie nicht weiter ausbreitet: Home-Office, Testpflicht mit voller Kostenübernahme, Hygienekonzepte, lange Wartezeiten bei den Hilfen trotz schwerer existenzieller Sorgen.“

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Dr. Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK zu Köln, hier bei einem Interview-Termin im Februar 2020 kritisiert die Corona-Politik der Stadt Köln.  

Sie fordert: „Aber wir erwarten nun eine einheitliche, nachvollziehbare und wirkungsvolle Strategie zur Bekämpfung der Pandemie, endlich Impfstoff für alle – und von Politik und Verwaltung Vertrauen in unsere Unternehmen und alle Unterstützung, dass sie vernünftig arbeiten können.“

Köln: IHK erwartet Klagen von Betrieben wegen Corona-Maßnahmen

Die IHK Köln betonte in einer Mitteilung, dass die regionale Wirtschaft nach wie vor zu allem bereit ist, was die Infektionszahlen senkt. „Allerdings sind unsere Unternehmen unverschuldet in diese Krise geraten und eine mangelhafte Impfstrategie darf nicht auf dem Rücken der Wirtschaft ausgeglichen werden. Insofern verstehen wir gut, wenn Unternehmen sich auch gerichtlich gegen mehr Einschränkungen wehren“, so Grünewald.

Ausgangssperre in Köln: Rewe und Penny ziehen Konsequenzen

Klare Ansage von der Rewe-Gruppe in Sachen Ausgangssperre. „Wir passen die Öffnungszeiten unserer Märkte den kommunalen Vorgaben an. Ab Gültigkeit der Ausgangssperre werden die Kölner REWE und PENNY Märkten für den Kundenverkehr geschlossen“, erklärt Pressesprecherin Kristina Schütz gegenüber EXPRESS.

Überrumpelt von der Entscheidung fühlt sich Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Aachen – Düren – Köln: „Es würde Sinn machen, wenn man vorher mit den Unternehmen spricht, dass sie sich darauf einrichten können.“ In Richtung Stadtverwaltung: „Was ich gerne hätte: Wenn man eine Idee vorher informiert würde, um die Betroffenen ins Boot zu holen.“

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Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen Aachen - Düren - Köln

Handelsverband Köln kritisiert Informationspolitik der Stadt

Es gebe in einer Stadt wie Köln ja durchaus Lebensmittelhändler, die länger als 21 Uhr geöffnet hätten, so Hamel. Und die müssten jetzt ja auch nicht schießen. Aber: „Wenn keiner raus darf, wird auch keiner einkaufen.“ Da ihm die entsprechende Verordnung zur Ausgangssperre aber auch noch nicht vorliegt, sei nicht klar, ob es nicht ein wichtiger Grund sei, das Haus für Lebensmitteleinkäufe zu verlassen. „Was ist zum Beispiel mit einem Schichtarbeiter“, fragt Hamel.

Köln: Kiosk-Betreiber reagieren auf Ausgangssperre

Für den Kölner Kiosk-Betreiber Yasettin Delen (62), der seit über 30 Jahren im Büdchen „Brunne vun Kölle“ an der Lütticher Straße im Belgischen Viertel arbeitet, ist die Entscheidung klar. „Ich werde um 20.45 Uhr schließen. Es kommen ja keine Kunden mehr. Auf wen soll ich dann noch im leeren Laden warten?“

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Auch der Kölner Kiosk-Betreiber Yasettin Delen, hier vor seinem Büdchen „Brunne vun Kölle“ an der Lütticher Straße im Belgischen Viertel, reagiert auf die Ausgangssperre in Köln.

Als Kiosk-Betreiber könne er zwar auch nach 21 Uhr geöffnet haben, doch es mache „keinen Sinn“, wie er sagt. „Eher für Kollegen, die etwa an Krankenhäusern oder an anderen Stellen, wo noch trotz der Ausgangssperre Menschen verkehren, würde es sich vielleicht noch lohnen.“