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„Alle haben zugeschaut“Belästigt und beleidigt: Kölnerin prangert heftige KVB-Tat an

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Kölnerin Ashley (24) wurde in der Bahn sexuell belästigt und rassistisch beleidigt. Dabei fühlte sie sich allein gelassen. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Es ist Samstag, 15.08 Uhr, als die Kölnerin Ashley (24) in Mülheim in die KVB-Linie 18 einsteigt. Ashley ist gut gelaunt. Die Sonne scheint und ihr Ziel ist die kleine Geburtstagsfeier ihrer Freundin. Die Bahn ist wochenendtypisch gut gefüllt, als sie sich gegen 15.30 Uhr hinstellt, um später am Eifelwall auszusteigen.

Was dann passiert, lässt die Kölnerin auch Tage nach den Vorfällen nicht los. Erst wird sie sexuell belästigt und dann mehrfach rassistisch beleidigt. (Hier lesen Sie mehr) Und das in ihrer Stadt – in Köln, der Metropole, die überall für Vielfalt und Toleranz steht.

Die angehende Erzieherin fragt sich noch Tage nach der Tat: Wo waren die Zivilcourage und die Anti-Rassismus-Haltung der Kölner an diesem Samstagnachmittag?

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Köln: Frau (24) wird am Po angefasst und stellt Täter zur Rede

Im Nachhinein fallen Ashley viele Details auf. „Ohne, dass ich Männer über einen Kamm scheren möchte, hatte ich gleich das Gefühl, dass ich in der Bahn ungünstig stehe“, erklärt Ashley gegenüber EXPRESS.

Ashley bemerkt etwa auf der Höhe vom Barbarossaplatz, dass etwas nicht stimmt. Es ist relativ eng, als sie zwei Männer bemerkt, die hinter ihr neben der Tür sitzen. Die Männer beginnen zu reden. Mit ihrer Hüfte steht sie auf Augenhöhe der Männer. Bevor sie sich anders hinstellen kann, bemerkt sie eine Hand auf ihrem Po.

„Ich habe mich sofort umgedreht, um den Mann zu stellen. Er schaute theatralisch aus dem Fenster, als ob er es nicht gewesen wäre“, so Ashley. Nur im ersten Moment sei sie sich bei ihm nicht sicher gewesen, doch sein Verhalten habe auf sie dann eindeutig wie 'auf frischer Tat ertappt' gewirkt.

Sexuelle Belästigung in der KVB: Kölnerin wehrt sich

Die Kölnerin war sich sicher: Dieser Mann hatte sie gegen ihren Willen angefasst. „Ich habe ihn konfrontiert und zu ihm gesagt: Wenn du mich noch einmal anfasst, breche ich dir deine Hand“, so Ashley. Der Mann reagierte. Doch was er sagte, konnte Ashley nicht verstehen. Die Sprache beider Männer kann sie nicht zuordnen. Doch anhand der Gestik wird ihr schnell klar, dass der Mann den Vorwurf abstreitet. Dann wird er immer lauter. „Er hat sich vor mir aufgebaut und mich aufgefordert auszusteigen“, erklärt die Kölnerin. Doch so einfach habe sie ihn nicht davon kommen lassen wollen.

„Ich sagte ihm, dass ich jetzt bestimmt nicht aussteigen würde, wenn er mir an den Po fasst. Ich habe das ganz klar verbalisiert, damit die anderen Fahrgäste es mitbekommen“, so Ashley. Doch ihre Hoffnung, dass andere KVB-Fahrgäste mutig einschreiten, wird zunächst nicht erfüllt.

Täter beleidigt Kölnerin rassistisch: „Steig aus, du schwarze Kartoffel!“

Stattdessen wiederholt der Täter die Aufforderung, dass sie doch aussteigen sollte und fügt hinzu: „Du schwarze Kartoffel!“ Danach folgt nichts als Stille in der Bahn.

„Die Leute schauten uns an, aber weiter passierte nichts. Der Mann wurde unterdessen immer aggressiver und irgendwie auch mutiger“, so Ashley über die Stimmung. Dann flammt in der 24-Jährigen kurz Hoffnung auf. Ein ebenfalls dunkelhäutiger Mann steht auf und ruft: „Ey, ey.“ Setzt sich dann aber sofort wieder hin.­­­­­­­­­­­­ Kurz danach kommen zwei Frauen ins Spiel. Eine der beiden Frauen sagt zu dem Mann, dass man „hier“ nicht einfach so Frauen anfassen könne.

Frau will helfen und nutzt dabei diskriminierende Aussage

„Darüber war ich zwiegespalten, weil der Satz in die falsche Richtung ging. Denn es ist egal, aus welchem Land der Mann stammt“, erklärt Ashley enttäuscht.

Die andere Frau setzte sich zur gleichen Zeit für die belästigte Kölnerin ein. Sie geht zum KVB-Fahrer und bittet ihn, die Bahn anzuhalten. Doch nichts passiert.

Kölnerin vermisst Zivilcourage: „Die Leute haben einfach nur zugeschaut“

Zu diesem Zeitpunkt schlägt der Mann aggressiv gegen sein Fahrrad und wirkt noch gewalttätiger. „Als wollte er uns zeigen, dass er zuschlagen könnte, wenn er wollte“, so Ashley. Die Frau weicht ihr als einzige nicht von der Seite. Sonst meldet sich niemand zu Wort. Alle starren Ashley an, doch niemand versucht zu helfen. Die Helferin erklärt dann einer weiteren Bahnfahrerin, was geschehen ist, doch nichts passiert. „Die Leute haben einfach nur zugeschaut“, erklärt Ashley verständnislos.

„Ich fühlte mich unbeholfen und inmitten von Menschen wie ein Schaustück. Klar, vielleicht waren viele mit den Gedanken woanders, aber das war einfach ein scheiß Gefühl“, so die Kölnerin.

Statt zu helfen: Mann verweist Kölnerin aus „seinem“ Land

In der Bahn beschließt sie, mit der ihrer Helferin auszusteigen. „Nichts passierte, deswegen wurde der Täter auch entspannter“, so Ashley verständnislos. Auch ihre Unterstützerin kann das Verhalten der anderen Fahrgäste nicht verstehen. Bevor beide aussteigen, ruft sie in die Bahn hinein, warum alle bloß feige zugeschaut hätten. Doch nur ein etwa Mitte-Vierzigjähriger antwortet.

„Ach komm – haltet die Klappe. Geh raus aus meinem Land“, soll der Mann gesagt und dabei Ashley tief in die Augen geschaut haben. „Das war so niederschmetternd. Ich war fassungslos“, erklärt die Kölnerin. Sie ist in der Domstadt geboren und aufgewachsen. Alltagsrassismus habe sie immer wieder erlebt. Doch in dieser Situation habe sie die Aussage besonders hart getroffen. Schließlich steigt Ashley mit ihrer Helferin aus. Beide brechen in Tränen aus. Sie trösten sich gegenseitig. Im Nachhinein ärgert sich Ashley, die Frau nicht nach ihren Kontaktdaten gefragt zu haben.

Polizei Köln ermittelt wegen sexueller Belästigung und sucht Zeugen

Trotz der Ereignisse macht sich die Kölnerin noch auf den Weg zum Geburtstag ihrer Freundin. Vor Ort erzählt sie allen, was vorgefallen ist. Die Freunde raten ihr, zur Polizei zu gehen, was Ashley am Sonntag (14. Juni) auch macht. „Zuerst dachte ich, das bringt nichts, weil es so vielen Frauen passiert. Doch die Polizei hat das toll gemacht und mich davon überzeugt, dass ich nichts falsch gemacht habe“, so Ashley.

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Nun wertet die Polizei die Videoaufnahmen aus der Linie 18 aus, um den Täter zu finden. Am Donnerstag (18. Juni) soll Ashley wieder auf die Wache kommen und sich Fotos anschauen. „Ich hoffe, dass sie ihn finden“, sagt Ashley traurig und stark zugleich.