Fahrrad-Stress in KölnNach Rad-Boom: Händler sieht großes Sommer-Problem anrollen

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Das Team vom Kölner „E-Bike-Erlebniscenter“ sieht ein Sommer-Problem anrollen: Händler Klaus Komossa (rechts) erklärt, warum es kaum noch Ersatzteile gibt. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Die Corona-Pandemie hat weltweit einen Fahrrad-Boom ausgelöst – auch in Köln. Schon jetzt zum Saisonstart sind viele Räder ausverkauft und die Ersatzteile waren ohnehin schon knapp. Jetzt hat die Havarie des Frachters „Ever Given“ im Suezkanal die Lage noch einmal zugespitzt. Die Folgen sind bis nach Köln-Sülz zu spüren, das weiß auch Fahrrad-Händler Klaus Komossa (51).

  • Fahrrad-Stress in Köln
  • Kölner Händler bekommen kaum noch Ersatzteile
  • So angespannt ist die Fahrrad-Lage

Kölner Fahrrad-Werkstatt sieht großes Problem anrollen

Das „E-Bike Erlebnis-Center“ in Köln-Sülz hat zwar noch geschlossen, doch die Händler und Mitarbeiter konzentrieren sich gerade voll auf Video-Beratungen.

Dabei verkaufen sie nicht nur E-Bikes und Fahrräder, sondern reparieren diese auch und kümmern sich um Ersatzteile. Zumindest versuchen sie es! Denn genau das wird gerade immer schwieriger.

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Köln: „Manche Ersatzteile sind gar nicht mehr zu bekommen“

„Manche Ersatzteile sind überhaupt nicht mehr zu bekommen. Das liegt an der Suez-Kanalkrise und der großen Nachfrage der Kölner. Manche Kölner müssen wir wegschicken, weil wir die benötigten Teile einfach nicht bekommen“, erklärt Fahrradhändler Klaus Komossa (51) gegenüber EXPRESS.

Dabei sei die Nachfrage der Kölner groß wie nie und das schöne Wetter animiere viele Fahrrad-Freunde momentan, ihr Bike auf Vordermann zu bringen. Doch wem dafür ein Teil fehlt, der könnte noch ziemlich lange in die Röhre schauen.

Kölner Händler: „Kunden warten seit Wochen auf Fahrrad-Kassette“

„Es ist schon jetzt eine gute Idee, Fahrrad-Ersatzteile zu kaufen, weil in einem Jahr vielleicht gar nichts mehr da ist“, sagt ein weiterer Mitarbeiter von „E-Bike Erlebniscenter“ in Köln-Sülz dazu. So eine Situation habe es auf dem Markt bisher noch nie gegeben: „Der Boom in der Fahrrad-Branche ist so groß, dass die Industrie da kaum noch hinterher kommt.“

„Ich habe gerade einen Kunden, der seit Januar 2021 auf eine Fahrrad-Kassette wartet, die einfach nirgendwo zu kriegen ist“, wundert sich Komossa. „Da können wir nichts machen, wir sind kein Hersteller.“

Wenn die Nachfrage an Fahrrädern weiterhin so groß bleibe, könnten manche im Sommer vielleicht leer ausgehen, wenn sie auf Ersatzteile angewiesen seien. Der Tipp des Kölner Fahrradhändlers: Jeder der kann, sollte sich jetzt um ein neues Fahrrad kümmern oder um die passenden Ersatzteile, denn die Lage würde sich weiterhin verschärfen. „Vielleicht gibt es im Sommer gar nichts mehr, alles wäre denkbar“, so Komossa.

Nicht nur in Köln: Preise für Räder und Ersatzteil-Montage steigen, aus mehreren Gründen

Eine weitere Folge der Suezkrise: Die Preise bei Rädern im Allgemeinen steigen.

Seit Jahren erlebt die Branche durch das E-Bike einen Aufwind. Die Corona-Situation hat den Trend aber nochmal verstärkt.

„Die Leute haben jetzt gesehen, dass es auch Spaß macht, zu Hause Urlaub zu machen”, sagt Jörg Prumbaum, Geschäftsführer von Zweirad Prumbaum in Dellbrück. „Das ist eine Welle, die sicher auch nicht nächstes Jahr endet.”

Kölner Fahrradhändler: Boom hält weiter an

Der Fahrradhändler sitzt deshalb schon jetzt an den Bestellungen für das Jahr 2022 und rechnet damit, dass es noch mehr wird als in dieser Saison.

Mit der Nachfrage sind auch die Preise bei den Zubehörteilen für die Radmontage gestiegen. 

Aber auch die Transportkosten haben zugenommen. Die Havarie der „Ever Given“ und der Rückstau vieler Schiffe mit weiteren Fahrradteilen verschärfen das jetzt nochmal.