„Hasse Verluste"Kölns Airportboss tobt über miese Bilanz, hat aber gute Mallorca-News

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Johan Vanneste, Vorsitzender der Geschäftsführung des Flughafen Köln/Bonn.

Köln – Turbulente Zeiten: Das Jahr 2019 war mit einem Verlust von 19,3 Millionen Euro schon extrem mies für den Flughafen Köln/Bonn.

Doch das Jahr 2020 wird durch die Coronakrise und die an manchen Tagen auf null geschrumpften Passagier-Zahlen wohl noch viel höhere Defizite bescheren.

„Ich hasse das, Verluste zu publizieren", sagt Flughafen-Chef Johan Vanneste angesichts der ersten Halbjahresbilanz verbittert. „Dieses Jahr wird schlimm!" Und er fügt rückblickend hinzu: „Ich hatte Angst um unser Unternehmen."

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Wie schlimm die Lage am Flughafen Köln/Bonn ist, verdeutlichen die nackten Zahlen:

  • Durch Corona hat der Airport Einnahmeverluste von 100 Millionen Euro.
  • 50 Millionen Euro müssen in diesem Jahr eingespart werden.
  • Es gibt einen sofortigen Einstellungsstopp – und einen Ausgabenstopp. Gezahlt wird nur noch das Nötigste, und das von einem dreiköpfigen Gremium.
  • Rund 80 Prozent der 1800 Mitarbeiter der Flughafengesellschaft sind derzeit in Kurzarbeit.
  • Das paradoxe Bild: Zigtausende Autoparkplätze sind gähnend leer, die Rollfelder voll von geparkten Maschinen.

Einziger Anker in der Not: die Fracht. 9.700 Frachtflieger schwebten seit Beginn der Coronakrise in Köln-Grengel ein. 240.000 Tonnen Waren und Güter (hoher Anteil an Hygiene- und Schutzartikeln, Lebensmitteln und Internet-Bestellungen) wurden umgeschlagen.

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Ein ziemlich seltener Vogel landete in Köln/Bonn. Es war aber kein Flugzeug. Archivfoto: Ein Frachtflugzeug von UPS (United Parcel Service) steht auf dem Vorfeld des Flughafens Köln/Bonn.

4000 Jobs hängen am Airport direkt an der Fracht (DHL, UPS & Co.), insgesamt 15.000 Jobs dank des Flughafens in der Region. Auch wenn Kritiker betonen, dass der Flughafen verstärkt auf die Fracht und weniger auf Touristen setzt (hier lesen Sie mehr), so betont die Geschäftsführung, dass immer noch ein Drittel des Umsatzes die Fracht macht, ein Drittel weitere Einnahmen (u.a. Parkhäuser) und ein Drittel der Passagierflugverkehr.

Flughafen Köln/Bonn: Für Touristen geht`s nach Mallorca

Doch es gibt auch einen Lichtblick: „Ab 21. Juni können wieder Touristen von Köln/Bonn nach Mallorca fliegen”, so Vanneste. Wenn am 29. Juni dann die Sommerferien starten, wird sich die Zahl der Flüge auf rund 100 erhöhen. Ab 26. Juni öffnen auch wieder die meisten Geschäfte im Terminal 1.

Hier lesen Sie mehr: Warum am 15. Juni Mallorca-Touristen in Köln/Bonn eine Mega-Enttäuschung erlebten

Eurowings als Spitzenreiter zählt ab Juli 35 Flüge, danach folgt Ryanair mit 17 und Lufthansa mit 16 Flügen.

Doch das kann über die dramatische Zeit nicht hinwegtäuschen: Ging es vor einem Jahr am Flughafen mit bis zu 40.000 Passagieren und 400 Flügen richtig rund, sind es nun täglich 16 Stück, bei nur etwas mehr als 1000 Passagieren. „Es werden täglich mehr Passagiere. Jeden Tag ein neuer Rekord”, sagt Vanneste sarkastisch.

Neue Proteste in Köln: Ver.di-Aktionstag im Luftverkehr

Derweil wurde am Freitag beim bundesweiten Verdi-Aktionstag im Luftverkehr auch vor Terminal 2 lautstark protestiert: Die Beschäftigten der Passagier- und Gepäckabfertigung zogen mit Fahnen über das Gelände und demonstrierten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Auch Beschäftigte der Lufthansa sind betroffen, weil die Airline die Schließung ihrer Station in Köln/Bonn verkündet hatte.