Kölner Ringe„Klapsmühle“ und Co. senden Hilferuf: „Wir halten nicht mehr lange durch“

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Nico Rosenthal, Geschäftsführer der Kölner Diskothek „Klapsmühle“

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Für Kölner Diskotheken und Clubs hat es sich ausgetanzt. Zusammen mit Bordellen sind sie in Nordrhein-Westfalen die einzig Übriggebliebenen, die noch keinen Termin für eine Wiedereröffnung haben. Clubs wie die „Klapsmühle“ auf den Kölner Ringen bangen um ihre Existenz. Die „Klubkomm“, Interessenvertreter von über 100 Kölner Clubs, DJs und Bars, sieht auch keinen Ausweg. Droht Köln das große Clubsterben?

Für Nico Rosenthal (40), Geschäftsführer der „Klapsmühle“, ist die aktuelle Situation schwer zu ertragen. Genau wie für alle anderen Club-Betreiber in Köln, von denen sich einige in seinem Laden zu einem Austausch getroffen hatten.

Laut der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW bleiben Clubs, Diskotheken und ähnliche Einrichtungen weiterhin geschlossen.

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Der beliebte Club musste wie alle anderen am 15. März schließen. Seitdem sind die Clubs leer. Da ja aber wieder Corona-bedingte Verbote in vielen Bereichen der Gesellschaft aufgehoben wurden, empfindet der Club-Chef seine Branche benachteiligt.

„Wenn ich sehe, dass in Kneipen wieder Gäste empfangen werden können oder in vollen Shisha-Bars DJs auflegen dürfen, frage ich mich, warum dürfen wir nicht wieder öffnen?“, sagt er. „Worin liegt der Unterschied?“

Klapsmühle in Köln seit 15. März zu: 70 Minijobber freigestellt

In dem Betrieb, den er seit 2017 führt, habe er 70 Minijobber freistellen müssen. Zehn Angestellte sind in Kurzarbeit (hier lesen Sie mehr). „Wir haben unser Personal informiert und sie haben Verständnis für die Situation, obwohl sie auch hart getroffen wurden“, so Rosenthal. Er habe ihnen zugesichert, „dass sie wieder arbeiten kommen können, wenn es wieder losgeht.“

Klapsmühle in Köln geschlossen: Miete kostet fünfstelligen Betrag

„Wir haben Glück, dass wir Karneval noch mitnehmen konnten“, erklärt Nico Rosenthal. Der Umsatzverlust sei enorm, allein die Miete für die Top-Lage auf dem Hohenzollernring sei ein mittlerer fünfstelliger Betrag. Dazu kämen Steuern und Gema, „die einen auffressen“.

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Es sei eine Illusion, „dass Clubs so viel Geld abwerfen, dass wir eine so lange Schließung überleben können“, so der Chef der „Klapsmühle“.

Bund und Stadt unterstützen Clubs mit viel Geld

Ein Trost sei die Corona-Hilfe aus dem Kulturfonds des Bundes. Damit sollen Clubs bis zu 50.000 Euro für den Zeitraum von Juni bis August erhalten können. Zudem gab es von der Stadt eine Summe von insgesamt 660.000 Euro, die an Kultureinrichtungen verteilt wurden (hier lesen Sie mehr). „Was ist danach? Wir haben kein Ziel vor Augen. Uns ist bewusst, dass wir das schwierigste Thema für die Politik sind.“

Kölner Klubkomm-Vorstand Philipp Treudt: „Das wäre unverantwortlich“

So sieht es auch die Klubkomm. Vorstandsmitglied und Kölner Gastronom Philipp Treudt sagt: „Welcher Politiker will heute entscheiden, wann Clubs wieder aufmachen können. Das wäre unverantwortlich. In einem Club wollen die Leute den Alltag vergessen, Tanzen und sich vielleicht auch näherkommen. In Kneipen müssen Abstände eingehalten werden. Dazu hat die Stadt mit ihren Hilfsangeboten bisher auch gute Arbeit geleistet.“

„Wenn es so weitergeht, erleben wir das nächste Jahr nicht“

Clubs wie der „Klapsmühle“ bleibt die Hoffnung, dass sich das Coronavirus nicht noch mehr verbreitet. Nico Rosenthal sagt: „Wir sind gerne bereit, alle Auflagen mit Konzepten zu erfüllen. Hauptsache, wir dürfen wieder öffnen.“ Ihm sei auch wichtig, „dass Kneipen oder Shisha-Bars ihr Geld verdienen. Das wollen wir aber auch. Wenn es so weitergeht, erleben wir das nächste Jahr nicht.“