Corona-App vor Einlass vorzeigen?Kölner Wirte mit glasklarer Haltung

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Köbes Alen Supokovic kümmert sich um die Gäste im Gaffel am Dom. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Kölner Gastronomen könnten mit dem Vorzeigen der Corona-App das Risiko minimieren, dass ein erkrankter Gast ihr Lokal betritt. Rechtlich kein Problem, im Gegenteil.

Doch die Registrationspflicht der Gäste in Restaurants würde trotzdem weiter bestehen bleiben. EXPRESS hat sich bei Kölner Gastronomen umgehört, wie sie zur Corona-App stehen.

Köln: Gaststätten können Einlass-Bedingungen frei bestimmen

Viele Kölner Wirte machen aktuell von Kontaktdaten-Apps mit QR-Code Gebrauch, damit Gäste ihre Daten im Lokal schnell und unkompliziert hinterlassen können.

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Auch das Vorzeigen der Corona-App vor Einlass in der Gaststätte könnten die Wirte ihren Gästen aufzwingen, um sich abzusichern.

Kölner Gaststätten könnten von Hausrecht Gebrauch machen

„Tatsächlich können Inhaber von Geschäften oder Gaststätten durch die Ausübung ihres Hausrechts bestimmen, dass Besuchern der Zutritt nur gewährt wird, wenn sie die Corona-App nutzen.

Im Zivilrecht gibt das Hausrecht Eigentümern oder Mietern von Räumlichkeiten das Recht, festzulegen, wer unter welchen Bedingungen Zutritt hat“, erklärt die Kölner Kanzlei Solmecke auf EXPRESS-Nachfrage.

Gaffel am Dom: „Wir finden die Corona-App gut“

Doch für das Gaffel am Dom kommt das Vorzeigen der App vor Einlass nicht in Frage. Gründe dafür gibt es viele.

„Wir finden die Corona-App gut, fördern das Thema und sprechen mit unseren Gästen über die App. Wir animieren die Gäste, die Corona-App herunterzuladen. Doch ein Stoppschild zu machen und zu sagen, dass man erst Einlass erhält, wenn man die App vorzeigt, soweit sollte niemand gehen“, erklärt Marketing-Chef Thomas Deloy klar.

Balthasar: „Wir werden wir das auf freiwilliger Basis nicht machen“

Das Balthasar Sülz sieht es ähnlich. „Solange der Gesetzgeber mich nicht zwingt, die Gäste noch mehr zu kontrollieren, werden wir das auf freiwilliger Basis nicht machen“, erklärt Balthasar-Betreiber Klaus Michel deutlich. „Denn es geht ja nicht nur um die App, es geht auch um das Coronavirus – wer Symptome hat, muss ohnehin zu Hause bleiben“, findet Michel.

Ältere Gäste in der Gastronomie nutzen Corona-App oft nicht

Dennoch haben Geschäfts- und Gaststätteninhaber aufgrund des Hausrechts und der Privatautonomie insgesamt weitreichende Möglichkeiten, den Zutritt gegenüber Personen zu beschränken, die die App nicht nutzen, wie die Kölner Rechtsanwaltkanzlei Solmecke bestätigt.

Doch viele, gerade ältere Gäste haben sich die freiwillige Corona-Warn-App bisher noch gar nicht heruntergeladen. Auch daran würde die Idee des Vorzeigens der App in der Gastronomie scheitern, wie auch das Gaffel am Dom bestätigt.

Kattwinkel Cologne: „Einige unserer Gäste sind nicht so Handy-versiert“

„Es wäre undenkbar, dass ein Köbes bereitsteht, der nur noch die App bei den Gästen kontrolliert“, ergänzt Thomas Deloy vom Gaffel am Dom.

So erlebt es auch Gastronom Marco Stadie vom Kattwinkel-Cologne im Eigelstein-Veedel. „Natürlich darf uns jeder im Kattwinkel besuchen auch ohne im Besitz der Corona-App zu sein. Alleine schon, weil einige unserer Gäste nicht so Handy-versiert sind“, erklärt der Betreiber. Schon die Registrationspflicht, sei für manche Gäste durchaus problematisch.

Café Kult: „Wenn die Gäste weg sind, steht manchmal 'Adolf Hitler' auf dem Bogen“

Tenor: Ich will doch nur ein Kölsch trinken, warum muss ich mich dafür registrieren?

„Die Kontrolle der App wäre dann sogar noch einen großen Schritt weiter“, so Deloy. Das bestätigt auch Orhan Agbas vom Café Kult am Chlodwigplatz. Teilweise denken sich die Gäste bei ihm skurrile Phantasie-Namen aus.

Kontrolle mit Corona-App praktisch nicht umsetzbar 

„Wenn die Gäste weg sind, steht manchmal George Clooney oder Adolf Hitler auf dem Datenbogen, das ärgert uns“, erklärt Agbas (35).

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Manche jungen Gäste würden schon die Registrationspflicht nicht ernst nehmen und es dem Café Kult dadurch erschweren, den umfassenden behördlichen Auflagen nachzukommen. Daher sieht er die Corona-App-Kontrolle nicht als durchführbar an.