Echter Kult!Blockbuster im eigenen Auto genießen – so funktioniert das Autokino Porz

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Am Kassenhäuschen kümmert sich Heike Naumann (51) um die Besucher. Sie arbeitet seit eineinhalb Jahren hier. 

Köln – Es ist ein klirrend-kalter Abend, am Kassenhäuschen haben sich Eiskristalle gebildet. Auf einem dunklen Gelände in Porz-Eil surren ein paar Motoren. Die Abgase sind durch die Scheinwerfer deutlich zu sehen.

Autos warten darauf, dass sich das Metalltor öffnet. Ein Ziel vereint sie – das Autokino!

Köln strebt derzeit wieder zur Kino-Hauptstadt auf, vor wenigen Tagen hat das ehemalige Ufa-Kino am Ring wieder eröffnet.

Das Autokino war hingegen nie weg, seit 1968 gibt es den Standort in Porz-Eil, wenngleich die Szene früher größer war.

Zur Hochphase in den 70er Jahren gab es in Deutschland bis zu 40 Autokinos, heute sind es noch 21.

Torben (26) und Daniel (28) tragen dicke Hauspuschen und eine labbrige Jogginghose. „Das ist der große Vorteil vom Autokino, man kann sich einfach in den Klamotten hinfahren, in denen man sich wohlfühlt“, grinst Daniel.

Er und Torben sind zum zweiten Mal hier und wollen einfach einen entspannten Männerabend haben.

Ihr erster Besuch war jeweils klassisch mit Freundin. „Das war praktisch, weil man auch den Hund einfach mitnehmen konnte und niemand auf ihn aufpassen muss“, sagt Torben. Ein oft genanntes Argument der heute nur rund 40 Besucher.

Im Sommer oft rappelvoll

Zu Spitzenzeiten im Sommer sind es im Schnitt rund 400 Autos, die sich auf das 1300-Plätze-Areal verteilen, das sonst für Trödel- und Automärkte vermietet wird.

Einen Grund, im Winter keine Filme zu zeigen, sieht Kinobetreiber Thorsten Schiers nicht. „Wir sind eines von nur fünf ganzjährig geöffneten Autokinos in Deutschland.“

Sein Team versorgt alle Gäste mit mobilen Heizlüftern, die das Auto von innen aufwärmen. Große Steckdosen-Poller sorgen für den nötigen Strom.

Ein paar Mal am Autoradio gedreht, die Frequenz 90,5 eingestellt, und schon gesellt sich zur Wärme und dem Rauschen des Lüfters auch der Filmsound ins Auto.

„Eine eigene Community“

Die Vorzüge des Autokinos muss man Ümit (29) und seinen Freunden Niklas (19) und Annika (33) nicht mehr erklären. „Ich bin eigentlich fast jede Woche hier“, sagt er. „Da entwickelt sich eine richtige Community.“

Im Sommer hat es hier sogar einen Heiratsantrag via Leinwand gegeben.

Den typischen Autokino-Besucher-Prototypen gibt es nicht, das Publikum ist breitgefächert. Dennoch gibt es Filme, die wie zugeschnitten auf Autokino sind: „Bei den „Fast and Furious“-Filmen sind wir fast immer ausverkauft, da stehen dann locker 1000 Autos hier“, so Schiers. Aufgemotzt, versteht sich. „Die kommen auch mit ihren getunten Karren.“

Im Vorführraum wird allmählich auf Hauptfilm umgestellt, die 20-minütige Werbung ist vorbei. Früher gab es hier einen klassischen Diaprojektor, heute läuft alles digital über den Beamer ab.

Mindestens drei von insgesamt 30 Beschäftigten müssen für eine Filmvorführung vor Ort sein, an diesem Abend sind es fünf.

Bei Sondervorstellungen sind bis zu zwölf im Einsatz.Ein Film läuft übrigens selten länger als eine Woche, pro Tag gibt es nur eine Vorstellung.

„Wir leben von der Abwechslung“, so Schiers. Die Leinwand wird dunkel, der Film beginnt. Jeder der Gäste hat seine eigene Kapsel – und doch gucken alle zusammen.

Warum 3D nur in alten Autos geht

Auch ein Autokino möchte die neuesten Trends mitgehen. Die Nachfrage nach dreidimensionalen Filmen ist beim Publikum hoch.

Geht das auch im Autokino? Theoretisch ist das möglich – aber eben nur theoretisch. Schiers: „Wir haben das mal ausprobiert und einen 3D-Film gezeigt. Die Techniker, die die Anlage installiert hatten, saßen bei der Vorführung in ihrem alten Golf und haben sich gefreut, dass alles klappt. Die Geschäftsleitung allerdings, die in der neuen S-Klasse saß, konnte nichts sehen.“

Der Grund: Moderne Autos haben UV-Schutz-Folien in der Frontscheibe eingebaut. Diese verhindern einen 3D-Effekt.