Kölner EigelsteinStümperhaft: Hier packt sich nicht nur dat dicke Rita an den Kopf

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Nach und nach fahren unzählige Autos in die Straße Thürmchenswall direkt am Eigelstein. Dabei ist das neuerdings verboten...

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – „Am Eigelstein es Musik – am Eigelstein es Danz ...“ Doch der kölsche Hit der Räuber muss in diesen Tagen umgetextet werden. Rund um die Torburg ist nämlich Schluss mit lustig – da packt sich dat dicke Rita und der Fridolin nur noch an den Kopf. Die Verbannung und Umleitung des Autoverkehrs für Kölns Corona-Fußgängerzone sorgt für Chaos und Gefahr. Der EXPRESS-Kommentar:

Autofreie Gebiete in Innenstädten machen vielerorts Sinn und sind nicht nur für eine bessere Luftqualität und weniger Verkehrsunfälle zu begrüßen. Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen und den öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten – all das spricht für eine moderne Großstadtmobilität. Der Mensch und nicht das Auto soll im Mittelpunkt stehen. Und das ist richtig.

Corona-Fußängerzone am Kölner Eigelstein: Es funktioniert nicht

Aber ganz ohne Auto geht es dann doch nicht. Wenn der Eigelstein nun dicht ist, muss der Verkehr anders abfließen. Und das funktioniert in dem Veedel mit den kleinen Straßen ganz und gar nicht (hier lesen Sie mehr). An der Ecke Greesbergstraße/Thürmchenswall ist der Kurvenradius so eng, dass größere Fahrzeuge dies kaum oder gar nicht schaffen. Stattdessen empfehlen die Verkehrsplaner der Stadt, besser sofort über die Lübecker Straße zur Greesbergstraße zu fahren. 

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Das hat zur Folge, dass der Verkehr die Fußgängerzone direkt an der Torburg quert, wo zahlreiche Radfahrer oft mit hohem Tempo durchfahren. Hier hat die Stadt ein neues Gefahrenpotenzial geschaffen. Zudem wird der Verkehr durch den Stavenhof geleitet – eine Spielstraße mit Kopfsteinpflaster ...  

All das wirkt nicht wirklich durchdacht, sondern stümperhaft. Andere Städte in Europa machen es vor, wie Innenstadt-Bereiche auch ohne Autos funktionieren können. Dahinter stehen durchdachte, ganzheitliche Konzepte. Unter anderem soll vielerorts Bus- und Bahnfahren günstiger werden. In Köln dagegen wird das seit Jahren immer teurer. 

Am Eigelstein drängt sich der Eindruck auf, dass vorschnell der Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt durchgesetzt werden sollte. In einer Kampfabstimmung hatten die Grünen die Auto-Verbannung durchgesetzt. Die Mehrheit lehnte eine Bürgerbeteiligung ab, „um die Sache zu beschleunigen“.

Es ist ein fatales Signal, wenn es Politikern nur noch um ihre  Ideologie geht, Argumente nicht mehr zählen und der Blick auf die Begebenheiten vor Ort verloren gegangen ist.