Wahl-PosseStadt ruft bei Kölner in der Toskana an – und der ist jetzt richtig sauer

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Florenz, das „Herz“ der Toskana: Im etwa 90 Kilometer entfernten Livorno bekam der Kölner Anton Schneider einen Anruf von der Stadt, der ihn wütend machte.

Köln – Auch eine Woche nach der OB-Stichwahl wird über das Thema Briefwahl weiter diskutiert. Auf Facebook etwa tauschen sich Kölner darüber aus, dass ihre Unterlagen sehr spät, gar nicht oder nach der Wahl ankamen. EXPRESS schildert einen kuriosen Fall aus der Toskana.

Anton Schneider ist ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutz AG. Der 68-Jährige hat seinen Hauptwohnsitz in Köln, lebt aber derzeit in Italien.

Die Kommunalwahl am 13. September erledigte er von dort aus bequem per Briefwahl.

Alles zum Thema Henriette Reker

Wahlamt Köln fragte: „Wollen Sie wirklich wählen?“

Im malerischen Livorno produziert er Wein und Olivenöl für den Eigenverbrauch, als mitten in der Idylle, Montagnachmittag sechs Tage vor der Stichwahl, sein Telefon klingelte. Anruf aus Köln, aus der Stadtverwaltung, offenbar ein Apparat des Wahlamtes.

„Eine Dame fragte mich, ob ich denn wirklich noch wählen wolle. Da sagte ich: Natürlich, ist etwas nicht okay? Sie sagte: Doch doch, sie wollte nur nachfragen, ob der Brief wirklich noch nach Italien gesendet werden solle.“

Der ehemalige Kölner Topmanager musste stutzen. Die Frage an einen Wahlberechtigten, ob er denn wirklich noch wählen wolle, kam ihm ziemlich eigenartig vor. Und dann auch noch aus dem Wahlamt.

Köln: Briefwahl: Anton Schneider ist verärgert

„Die Dame meinte, dass sie noch einen großen Stoß an Wahlunterlagen abzuarbeiten hätte und nun nachfragen wollte, ob sich der Versand überhaupt noch lohne“, berichtet Schneider.

„Ich sagte: Natürlich will ich noch wählen. Ich habe ja schon bei der Kommunalwahl teilgenommen und jetzt logischerweise auch bei der Stichwahl. Für mich machte dieser Anruf keinen Sinn.“

Leicht verärgert wartete Schneider nun auf seine Unterlagen. Die Tage vergingen, aber sein Briefkasten blieb leer. Erst am Freitag, also zwei Tage vor der Wahl, trafen die Wahlzettel dann ein. Abgestempelt war die Luftpost (Gebühr: 1,70 Euro) aus dem Wahlamt Dillenburger Straße am 22. September, also einen Tag nach seinem Telefonat mit Köln.

Köln: Wahlunterlagen kamen nicht rechtzeitig nach Italien

„Eventuell wäre eine Rücksendung mit einem Kurier möglich gewesen, aber die Zustellung am Sonntag erschien mir nicht wahrscheinlich“, so Schneider.

Nicht mehr seine Stimme abgeben zu dürfen, ärgert Schneider enorm: „Ich wollte Reker unbedingt abwählen. Leider war die Zeit zwischen Versand und Rücksendung der Unterlagen in Köln wohl extrem knapp bemessen.“

Ärger um OB-Stichwahl: Stadt Köln wehrt sich gegen Vorwürfe

War die Frist zu kurz? Die Stadt Köln wehrt sich gegen die Vorwürfe: „Insgesamt wurden rund 236.000 Briefwahlunterlagen innerhalb weniger Tage erfolgreich zugestellt“, so Stadtsprecher Robert Baumanns. „Bei Angabe einer alternativen Adresse erfolgt eine Versendung auch ins Ausland. Das Risiko verlängerter Postlaufzeiten für den Hin- und Rücktransport liegt bei den Wählern.“

Henriette Reker holte 59,27 % (174.263 Stimmen), Gegner Andreas Kossiski 40,73 % (119.753 Stimmen).