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Klartext von KVB-ChefinHaaks: „Das Verhalten der Kölner Radfahrer könnte besser sein”

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Die KVB-Chefin Stefanie Haaks beim EXPRESS-Termin in der Hauptwerkstatt der KVB in Weidenpesch.

Köln – Sie ist Chefin über 380 Straßenbahnen und 260 Omnibusse. Damit werden in normalen Jahren 286 Millionen Fahrgäste rund 55 Millionen Kilometer durch Köln gefahren: Stefanie Haaks, seit 2019 Vorstandvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB).

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Wie führt sie das Unternehmen durch die Pandemie? Was ist nicht so toll? Was kann besser werden? Darüber sprachen wir mit Stefanie Haaks in der Hauptwerkstatt der KVB.

EXPRESS: Frau Haaks, Sie waren vorher in Stuttgart tätig. Wie erleben Sie Köln? Stefanie Haaks: Mich hat überrascht, wie wuselig und lebhaft die Stadt ist. Das gefällt mir. Das Verkehrsverhalten mancher Fußgänger und Fahrradfahrer ist allerdings durchaus verbesserungswürdig. Das ist auch eine besondere Herausforderung für unsere Bahn- und Busfahrer und -fahrerinnen.

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Können Sie Beispiele nennen? Es wird entgegen der Einbahnstraße gefahren, und manche rote Ampel wird lediglich als Empfehlung angesehen, aber nicht als Anleitung, wie man sich zu verhalten hat. Überrascht hat mich das Untergrund-System. In Stuttgart hat man eine echte U-Bahn. In Köln ist es so, dass es sich um ein Untergrundsystem handelt, bei dem eine Straßenbahn unter der Erde fährt. Höhengleiche Kreuzungen, wie wir sie im System haben, kennt ein U-Bahnsystem in dieser Ausprägung nicht. Damit ist unser Verkehrssystem nicht so leistungsstark, wie ich es mir wünschen würde.

Viele wünschen sich ein einfacheres Ticket-System. Können Sie da Hoffnung machen? Wir haben mit dem Handy-Ticket schon einen Schritt nach vorne gemacht. Unsere KVB-App ist richtig gut. Noch einfacher wäre es, wenn ich mich mit meinem Handy nur noch ein- und auschecken müsste und später eine automatisierte Abrechnung nur für die gefahrenen Strecken bekäme. Genau das wird derzeit in einem Pilotprojekt im Verkehrsverbund Rhein-Sieg erprobt, an dem auch die KVB maßgeblich beteiligt ist. Solch ein System macht die ÖPNV-Nutzung noch einmal deutlich einfacher. Das könnte man auch auf die Fahrrad-Ausleihe oder die E-Scooter-Benutzung ausweiten.

Wenn nicht gerade Lockdown ist, sind die Bahnen und Busse oft proppenvoll. Gibt es für Fahrer und Begleitpersonal besondere Strategien, damit umzugehen? Volle Bahnen und Gedränge sind für unsere Kollegen und Kolleginnen fast Normalzustand. Bei FC-Spielen, Karneval oder Messen und Konzerten sind die Bahnen allerdings noch voller. Auf solche Situationen werden sie in ihrer Ausbildung und in Fortbildungen vorbereitet, zu denen zum Beispiel auch Deeskalations-Training gehört.

Polizei, Rettungssanitäter oder Feuerwehr beklagen sich immer öfter über aggressives Verhalten mancher Mitmenschen. Erleben das Ihre KVB-Kollegen auch? Ja, ein gewisser Aggressions-Pegel wird leider immer häufiger überschritten, trotz verstärkter Kontrollen. Auch unsere Außendienst-Mitarbeiter – wie zum Beispiel Kontrolleure – werden beschimpft oder sogar angespuckt.

Im ersten Lockdown hatte die KVB erhebliche Rückgänge bei den Ticket-Verkäufen. Wie sieht das aktuell aus? Genauso. Der Fahrgastrückgang im letzten Frühjahr war heftig, die Auslastung der Fahrzeuge war sehr gering und lag im Durchschnitt noch um die 30 Prozent. Im Herbst waren wir dann schon wieder bei 75 bis 80 Prozent, also auf einem sehr guten Weg. Aber dann kam der zweite Lockdown und damit der zweite Rückgang. Derzeit sind wir bei einer Auslastung von 30 bis 40 Prozent durchschnittlich.

Welche Auswirkungen werden die aktuellen Erfahrungen für die Zukunft haben? Ich glaube zum einen, dass das Homeoffice gezeigt hat, welche alternativen Möglichkeiten des Arbeitens es gibt, deshalb wird es vermehrt andere Arbeitszeitmodelle geben. Und zum anderen glaube ich, dass der Online-Handel auf einem höheren Level bleiben wird als vor der Pandemie. Das wirkt sich natürlich auf die Mobilität aus.

Sie haben in Köln den Straßenbahnführerschein gemacht. Auf welchen Strecken wird es besonders brenzlig? Für mich ist die Linie 1 eine der anspruchsvollsten, obwohl ich sie besonders mag. Wenn man über die Richard-Wagner-Straße Richtung Rudolfplatz und Neumarkt fährt, stehen die Autos manchmal so dicht am Schienenrand, dass man höllisch aufpassen muss, nicht einen Spiegel abzufahren.

Sind Sie für die autofreie Innenstadt? Es kommt darauf an, wie man Innenstadt definiert. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ich mir autofreie Teile der Innenstadt gut vorstellen. Menschen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung den ÖPNV nicht benutzen können, dürfen nicht vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden, und der Einzelhandel muss gut erreichbar bleiben. Die meisten Wege in der Kölner City sind so kurz, dass man sie entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der KVB gut erreichen kann.

Das Image der KVB ist – sagen wir mal – suboptimal. Was lässt sich daran ändern? Zurzeit können wir wegen der Pandemie unser Leistungsversprechen in Sachen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit halten. Wir wollen aber auch danach unsere Betriebsqualität auf hohem Niveau stabilisieren. Sehr gut kommt unsere App an, aber auch die kann noch weiter verbessert werden. Wir haben sehr viel investiert in Sicherheit und Sauberkeit. Und wir haben ein Verbesserungsmanagement, bei dem alle Kritik und alle Anregungen eingehen, geprüft und bearbeitet werden.

Frau Haaks, Sie waren früher eine gute Leichtathletin. Was war Ihre Bestzeit auf 800 Meter? 2:14 Minuten. Das ist eine ganz vernünftige Zeit, hat aber nicht für ganz vorne gereicht. Als ich bei den Senioren gestartet bin – die beginnen in der Leichtathletik schon ab 30 Jahre – hat es für einen vorderen Platz auch bei Deutschen Meisterschaften gereicht.

Mal angenommen, wir hätten keine Pandemie, und Sie hätten einen freien Abend, was würden Sie dann in Köln machen? Auf jeden Fall ein Heimspiel des FC anschauen, endlich mal wieder in die Oper gehen oder mit dem Fahrrad ins Grüne fahren. Man wundert sich ja, wie grün Köln ist. Wir wohnen in Neuehrenfeld, da ist man in wenigen Minuten in der Natur, ohne dass man groß über Straßen fahren muss. Also: Ich fühle mich rundum wohl in Köln, vor allem, weil ich mit einem tollen Team arbeiten kann.

Ihr Vertrag geht bis 2024. In der Oper würde man bald über eine Verlängerung reden. Wie sieht es bei Ihnen aus? (lacht) In der Oper kenne ich mich nicht sehr gut aus. Aber klar: Ich würde aus heutiger Sicht gerne weitermachen.