Bergisch GladbachKinderschänder-Prozess gegen Hauptverdächtigen beginnt

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Bergisch Gladbach: Von hier stammt einer der Hauptverdächtigen

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Die Aufdeckung eines pädophilen Netzwerks im Herbst letzen Jahres sorgte bundesweit für Entsetzen. Mehrere Männer stehen im Verdacht, ihre eigenen Kinder und die von anderen sexuell schwer missbraucht zu haben. Die Polizei fand bei Hausdurchsuchungen, etwa in bei einem Hauptverdächtigen in Bergisch Gladbach, haufenweise kinderpornographisches Material. Ein Verdächtiger (43) aus Bergisch Gladbach soll bald vor Gericht.

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Die Staatsanwaltschaft Köln hat Anklage gegen einen 43-jährigen gelernten Koch und Hotelfachmann aus Bergisch Gladbach erhoben. Die Anklageschrift ist dem Angeschuldigten und seinem Verteidiger zugestellt worden.

Kindesmissbrauch in Bergisch Gladbach: Prozess soll im Sommer eröffnet werden

Zuständig für das Verfahren ist die 2. große Strafkammer des Landgerichts als Jugendschutzkammer (Az. 102 KLs 11/20). Die Kammer strebt an, zeitnah über die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden, heißt in einer Mitteilung des Gerichts. Eine Hauptverhandlung ist im Eröffnungsfall für den Sommer geplant.

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Dem mutmaßlichen Kinderschänder wirft die Staatsanwaltschaft insgesamt 79 Straftaten vor. Darunter schwerer sexueller Missbrauch von Kindern, Herstellung und Verbreitung kinderpornographischer Schriften, Vergewaltigung und Verabredung zu einem Verbrechen.

Kindesmissbrauch in Bergisch Gladbach: Vater soll drei Monate alte Tochter missbraucht haben

Diese 79 Taten hat die Staatsanwaltschaft in vier Komplexe eingeteilt. Der umfangreichste Komplex mit 70 Taten betrifft Handlungen des Angeschuldigten zum Nachteil seiner eigenen, im Jahr 2017 geborenen Tochter (1. Komplex).

Hier wird dem Angeschuldigten zur Last gelegt, ab dem dritten Lebensmonat seiner Tochter bis kurz vor seiner Festnahme im Herbst 2019 in 61 Fällen verschiedenste sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen zu haben oder von ihr an sich haben vornehmen zu lassen.

Kindesmissbrauch in Bergisch Gladbach: Aufnahmen mit gleichgesinnten geteilt

Von den 61 Fällen sind 48 als sog. schwere Fälle eingestuft worden. Ein Teil dieser Fälle soll mit einem Eindringen in den Körper verbunden gewesen sein. Auch sind ein überwiegender Teil dieser Fälle mit der gleichzeitigen Herstellung von Bild- und Videomaterial zur Versendung an gleichgesinnte Chatpartner mittels diverser Online-Messengerdienste verbunden.

Kindesmissbrauch: Väter sollen sich zum Missbrauch ihrer Kinder verabredet haben

Im zweiten Komplex geht es um Straftaten, die der Angeschuldigte gemeinschaftlich mit einem Chatpartner aus Kamp-Lintfort begangen haben soll. Hier sollen der Sohn und die Tochter des Chatpartners sowie die Tochter des Ange-schuldigten nach vorheriger Verabredung sexuell missbraucht worden sein.

Zudem sollen sich der Angeschuldigte und der gesondert Verfolgte zu einem schweren sexuellen Übergriff auf die 3-jährige Nichte des gesondert Verfolgten verabredet haben (insgesamt vier Fälle).

Kindesmissbrauch: Mann aus Bergisch Gladbach drohen 15 Jahre Haft

Dem Angeschuldigten, für den bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt, droht im Fall des Tatnachweises eine Strafe von zwei Jahren bis zu 15 Jahren Freiheitsstrafe. Außerdem steht die Anordnung der Sicherungsverwahrung im Raum. Der Angeschuldigte befindet sich seit dem 23. Oktober 2019 in Untersuchungshaft.

Der Angeschuldigte hat sich bislang zu den Vorwürfen nicht eingelassen. Er hat jedoch im Ermittlungsverfahren an der Identifizierung seiner Chatpartner mitgewirkt.

Kindesmissbrauch: 20 Verdächtige in NRW, Ermittlungen laufen bundesweit

Bei dem Mann hatte es im Oktober 2019 die erste Durchsuchung in dem Missbrauchskomplex gegeben, der sich danach ausweitete. Ermittler fanden riesige Datenmengen – von diesen ausgehend kamen sie nach und nach immer mehr Verdächtigen auf die Spur.

Sie sollen – größtenteils ihre eigenen – Kinder missbraucht und sich darüber ausgetauscht haben. Allein in NRW wird gegen mehr als 20 Personen ermittelt. Die Ermittlungen erstrecken sich aber mittlerweile über alle Länder der Bundesrepublik.

In einem ersten Verfahren müssen sich zwei 39 Jahre alte Männer seit dem 29. April vor dem Landgericht Mönchengladbach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 79 Fällen verantworten (hier lesen Sie mehr).