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Von der Karrierefrau zur Alp-SennerinKölnerin lebt zwischen den Extremen

Köln – Okay, dass Kühe nicht lila gescheckt sind, war ihr schon klar. Aber über Milch wusste Katharina Afflerbach nicht viel mehr, als dass sie aus der Tüte kommt. Die Kölnerin war eine klassische Karrierefrau.

Elegant und klug, als Marketingdirektorin immer auf Achse für Kreuzfahrtreedereien und eine Hotelkette.

Ein Leben aus dem Koffer, Dienstreisen und Überstunden . Dann bekam sie Asthma: „Mir fehlte wortwörtlich die Luft zum Atmen.“ Aber das kann man ja ändern.

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Keinerlei Berührungspunkte mit Landwirtschaft

„Meine Freundin und ich verbrachten einen Urlaub knapp zehn Tage auf einem Bergbauernhof und halfen einem Ziegenbauern beim Melken, Käsen und Holzen gegen freie Kost und Logis“, erinnert sie sich an ihr „erstes Mal“.

Die Kölnerin hatte vorher überhaupt keine Berührungspunkte mit der Landwirtschaft gehabt. Doch es funkte sofort.

Katharina brach alle Zelte ab und zog auf die Alp

„Ich habe mich Hals über Kopf in das Leben und Arbeiten mit der Natur und den Tieren verliebt.“ Und sie entschließt sich 2015 zu einem drastischen Schritt: Sie kündigt Job, Wohnung und Yoga-Kurs im Rheinland, schnürte Wanderschuhe und Rucksack, um für vier Monate auf eine Schweizer Alp zu gehen.

Das gefiel ihr so gut, dass sie jetzt zwischen den Extremen – freie Texterin in Köln und Sennerin auf der Alp – hin und her pendelt. „In meinem Bürojob war ich voll getrimmt auf Vorausdenken, Planen und Organisieren. Aber plötzlich war genau das überflüssig geworden. Der einzige Plan, der in den Bergen zu gelten scheint, ist der, dass es keinen gibt.“

Hagel, die Geburt eines Kälbchens – hier haben das Wetter und die Tiere das Sagen. „Die Welt da unten ist einem ziemlich egal.“

Leben auf der Alp – Jeder Tag ist anders

Zu Beginn des Alpsommers müssen die Weiden beackert, Zäune und Brunnen aufgestellt werden. Wenn endlich das Wetter stimmt, steht die Heuernte an. Einmal im Sommer ist Holzerwoche – da wird der ganze Vorrat an Zaunpfählen und Feuerholz für den jeweils nächsten Sommer gemacht.

Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. „Das ist das Einzige, wofür ich mein iPhone da oben noch brauche.“ Dann stehen Ausmisten, Füttern, Melken und Käsen auf dem Programm. Sie zeigt ihre Hände, die nicht nur schwielig, sondern auch größer geworden seien. „Meine Tastaturhände sind zu Arbeiterpranken geworden“, lacht sie.

Die Arbeit mit den Tieren mache ihr am meisten Spaß, aber auch das Zäunen. „Wenn ich mit dem Vorschlaghammer und einer Ladung Zaunpfähle auf der Schulter die Weide hochgestapft bin, fühlte ich mich stark und frei.“

Ihr letzter Bergsommer half der Kölnerin, einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten – den Unfalltod ihres kleinen Bruders. „Rex, ein Entlebucher Sennenhund leckte mir die Tränen von der Wange, wenn ich auf der Weide hockte und um meinen Bruder weinte“, sagt sie leise. Die Alp-Arbeit war die beste Therapie.